17 Tote

Wieder Bombenanschlag in Bagdad

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Der Sprengsatz wurde auf einem Markt im Zentrum Bagdads gezündet. In den vergangenen Tagen kam es häufig zu verheerenden Anschlägen.

Vier Tage vor dem geplanten Rückzug der US-Truppen ist in der irakischen Hauptstadt Bagdad erneut ein schwerer Anschlag verübt worden. Die Detonation einer Nagelbombe auf einem Markt in der Innenstadt riss mindestens 13 Menschen in den Tod, mehr als 50 weitere wurden verletzt, wie Polizei und Rettungskräfte mitteilten. Bei einer weiteren Bombenexplosion in Mossul wurde ein irakischer Soldat getötet, zwei Kameraden wurden verletzt.

Der Sprengsatz war an einem Motorrad befestigt. Zum Zeitpunkt des Anschlags gegen 09.00 Uhr (Ortszeit) war der Basar, auf dem jeden Freitag gebrauchte Motorräder verkauft werden, gut besucht, überwiegend von jungen Männern. Ein Augenzeuge berichtete, er habe Leichen gesehen, die durch die Wucht der Explosion durch die Luft geschleudert worden seien, in Flammen stehende Menschen seien geflüchtet. Auch er sei mit seinem Freund zunächst weggerannt, dann aber zurückgekommen, um den Verletzten zu helfen. Nach dem Anschlag hatten Vertreter des Innen- und des Verteidigungsministeriums zunächst von neun Toten und 25 Verletzten gesprochen.

200 Tote in einer Woche
Es war der jüngste in einer Serie von Anschlägen, die innerhalb einer Woche bereits mehr als 200 Menschen das Leben gekostet hat. Am Mittwoch riss eine Bombe im Bagdader Stadtteil Sadr City etwa 70 Menschen in den Tod. Bereits am Samstag hatten US-Streitkräfte einen Stützpunkt in Sadr City an die Iraker übergeben. Am Samstag waren bei einem Anschlag nahe der Ölstadt Kirkuk mindestens 72 Menschen getötet worden.

Der radikale schiitische Geistliche Moqtada al-Sadr übte angesichts der Gewaltwelle massive Kritik an der irakischen Regierung und den US-Besatzungsmächten. Die irakische Regierung stehe den Anschlägen "machtlos" gegenüber. Die Bombenexplosionen "tragen die Handschrift der Besatzungsmächte", die offenbar nicht aus dem Irak abziehen wollen, hieß es in einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme Sadrs. Er rief die Iraker auf, "das Blut der Besatzer zu vergießen".

Beobachter sehen in der jüngsten Anschlagsserie einen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Rückzug der US-Kampftruppen aus den irakischen Städten, der bis Dienstag erfolgen soll. Es sollen nur noch wenige Ausbildner zurückbleiben. Die restlichen der noch rund 131.000 US-Soldaten sollen sich in ihre Hauptstützpunkte zurückziehen. Der irakische Präsident Nouri al-Maliki hat den 30. Juni deshalb zum Feiertag erklärt. Der Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus dem ganzen Land soll bis Ende 2011 abgeschlossen sein.

Weitere Anschlagswelle erwartet
Die Anschläge jüngsten nähren Zweifel, ob die irakischen Sicherheitskräfte ohne Unterstützung durch die US-Soldaten der Lage Herr werden können. Experten rechnen mit einer weiteren Anschlagswelle vor der Parlamentswahl im Jänner. Ziel der Gewalt ist es ihrer Ansicht nach, die jahrelangen schweren Auseinandersetzungen zwischen den beiden muslimischen Volksgruppen der Sunniten und Schiiten anzuheizen und eine Aussöhnung zu verhindern. Die Sunniten hatten viele Jahre die Macht im Irak inne. Seit dem Sturz des Diktators Saddam Hussein vor mehr als sechs Jahren haben die Schiiten die Oberhand.

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