Weißrussland

Zwölf Tote bei Anschlag in Minsk

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Bei der Explosion in einer U-Bahn-Station wurden auch Dutzende verletzt.

Nach einer Explosion in einer U-Bahnstation in der weißrussischen Hauptstadt Minsk am Montag gehen die Behörden von einem Terroranschlag aus. Präsident Alexander Lukaschenko sagte, er schließe nicht aus, dass Kräfte "von außen" hinter der Explosion steckten. Die Attentäter haben einen Sprengsatz auf dem Bahnsteig der Metrostation versteckt. Die Wucht der Explosion habe fünf bis sieben Kilogramm TNT entsprochen, die Bombe sei zudem mit zahlreichen Metallkugeln von einem Zentimeter Durchmesser gespickt und unter einer Bank versteckt gewesen, erklärte Innenminister Anatoli Kuletschow. Am Dienstag wurden mehrere Personen festgenommen.

Die Zahl der Opfer stieg inzwischen auf 12, die Zahl der Verletzten auf 149. Das Gesundheitsministerium teilte mit, 22 der Opfer seien schwer verletzt.



Anschlag von Außen?
"Ich schließe nicht aus, dass dieses 'Geschenk' aus dem Ausland kommt, aber wir müssen auch bei uns suchen", sagte Lukaschenko am Montag bei einer Krisensitzung nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. "Ich habe Sie gewarnt, dass man uns nicht in Frieden leben lassen würde." Er hatte in der Vergangenheit wiederholt behauptet, Kräfte von außen wollten sein Regime destabilisieren. Der oft als "letzter Diktator Europas" kritisierte Staatschef legte in der Station nahe seiner Residenz Blumen nieder und befahl, die Sicherheitsvorkehrungen in dem ohnehin scharf kontrollierten Land noch zu verstärken. Das Fernsehen zeigte Bilder einer stark beschädigten Haltestelle.

Die weißrussische Regierung verurteilte die Explosion in der Minsker U-Bahn als Gewaltverbrechen, mit dem die Stabilität im Land untergraben werden solle. Nach Angaben von RIA Novosti machte Lukaschenko den Chef des Geheimdienstes KGB persönlich verantwortlich für die Ermittlungen. "Die Schuldigen müssen so bald wie möglich gefunden werden. Dreht das ganze Land um", sagte der Präsident.

Terrorakt
"Am 11. April um 17.54 wurde an der Oktjabrskaja-Station der Minsker Metro ein Terrorakt verübt", sagte Schwed, der das Ermittlungsteam leitet, nach Berichten der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Weißrussland galt bisher nicht als Ziel von Terroristen.

Wie das weißrussische Fernsehen berichtete, hatte die Bombe eine Sprengkraft von fünf bis sieben Kilogramm TNT. Nach ersten Ermittlungen sei der Sprengsatz unter einer Sitzbank auf dem Bahnsteig versteckt gewesen. Über die Art des eingesetzten Sprengstoffs bestehe noch keine Klarheit. Rettungskräfte seien innerhalb von drei Minuten nach Unterrichtung über die Explosion am Unglücksort eingetroffen. Die Polizei habe die Zugänge zu den U-Bahnstationen Oktjabrskaja und Kupalowskaja abgesperrt.

Unterstützung aus Russland
Auch die russischen Behörden gehen von einem Terroranschlag aus. Der russische Präsident Dmitri Medwedew habe mit Lukaschenko telefoniert und Hilfe bei den Ermittlungen und der Behandlung der Verletzten angeboten, meldete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass. Lukaschenko nahm Medwedews Angebot für den Einsatz russischer Ermittlungsbehörden an.

Die Station Oktjabrskaja ist nur rund 100 Meter vom Verwaltungsgebäude des Präsidenten und dem Palast der Republik entfernt. Ein großer Krater sei am Ort der Explosion zu sehen, hieß es. Laut Itar-Tass berichteten Augenzeugen, dass Menschen auch beim Einsturz einer Treppe getötet oder verletzt worden seien.

Die politischen Spannungen in Weißrussland haben seit einer Massendemonstration gegen Lukaschenko im Dezember zugenommen, bei der mehr als 700 Menschen festgenommen wurden, darunter auch sieben Präsidentschaftskandidaten. Bei der umstrittenen Wahl am 19. Dezember wurde Lukaschenko, der seit 1994 mit eiserner Faust die ehemalige Sowjetrepublik regiert, zum klaren Wahlsieger erklärt. Die angeschlagene Opposition gegen Lukaschenko ist seit Jahren überwiegend friedlich.

Ablenkung von innenpolitischen Problemen?
In Internetblogs war in ersten Reaktionen die Rede davon, dass die weißrussische Führung möglicherweise versuche, von den schweren innenpolitischen Problemen des Landes abzulenken. Weißrussland steht vor dem Staatsbankrott und wartet auf einen Milliardenkredit aus dem Nachbarland Russland. Beobachter erwarten, dass der seit 1994 regierende Lukaschenko die Daumenschrauben nun noch schärfer anziehen wird.

Zahlreiche Oppositionelle sitzen seit der Präsidentenwahl im Dezember 2010 im Gefängnis oder stehen unter Hausarrest. Führende Regierungsgegner flohen ins Ausland. Das Regime hatte Proteste in der Wahlnacht niederknüppeln lassen. Weißrussland ist das einzige Land in Europa, das die Todesstrafe vollstreckt.

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