Burg-Drama

Fristlose! Minister feuert Burgtheater-Chef

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Dramaturgischer Höhepunkt: Der Chef des Burgtheaters muss abtreten.

Paukenschlag im „Drama um die Burg“: Kulturminister Josef Ostermayer feuerte am Dienstag Matthias Hartmann (50) fristlos. Der gebürtige Osnabrücker ist der erste Direktor in der 240-jährigen Geschichte des Burgtheaters, der vor die Tür gesetzt wurde!
„Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden“, so Ostermayer.

Hartmann ist entsetzt und klagt gegen Entlassung
Hintergrund ist das Finanzdebakel an Österreichs weltberühmtem Nationaltheater: 8,3 Millionen Euro beträgt das Defizit für die Saison 2012/2013, zusätzlich droht eine Steuernachzahlung von 5 Millionen Euro.

Hartmann reagierte ve­hement: Er sieht sich „völlig im Stich gelassen“, fühlt sich laut seiner Anwältin „körperlich mitgenommen“ und klagt gegen die überraschende Fristlose.

Das Ensemble ist nach dem ersten Schock „guter Dinge“ – wie Burg-Star Peter Simonischek bestätigt (siehe Interview) –, „denn immerhin gibt es jetzt eine Entscheidung“.

In den Couloirs des Burgtheaters wird bereits fiebrig nach einem neuen Direktor gesucht.

Minister Ostermayer hatte blitzschnell – eigentlich ganz unösterreichisch – aufs „Drama um die Burg“ reagiert: Er gab zwei Rechtsgutachten in Auftrag, um die Mitverantwortung Hartmanns an der Finanzmisere zu prüfen.

Resultat: Der amtierende Direktor hätte sich um die Missstände kümmern müssen – hat es aber nicht. Konsequenz: die Fristlose. Hartmann findet das „absurd“.

Hartmann selbst hatte im November 2013 seine „Vize“ Silvia Stantejsky, die als kaufmännische Direktorin seit 2008 für die Buchhaltung zuständig war, gefeuert. Schon damals hatten externe Wirtschaftsprüfer Unregelmäßigkeiten eruiert.

Mittlerweile liegen Anzeigen – Täuschung, Fälschung – gegen Stantejsky bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vor.

Am 19. März kommt ein neuer Burgtheater-Chef
Unglaublich, aber wahr: Der Riesentanker Burgtheater treibt erstmals führungslos dahin! Ein paar Wochen wird das funktionieren. Am 19. März wird Ostermayer einen interimistischen Chef designieren. Dafür, dass er erst elf Tage im Amt ist, hat der Neominister schon einiges bewirkt.

(abs, hir)

Ex-Jedermann im Interview

Simonischek: "Jetzt sind wir guter Dinge"

ÖSTERREICH: Wie ist jetzt die Stimmung im Ensemble?
Peter Simonischek: In den ersten Stunden waren alle betreten. Dann gab es einige, die froh waren, dass er weg ist, andere hatten Tränen in den Augen.

ÖSTERREICH: Ihre Meinung?
Simonischek: Ich bin traurig, dass es keine andere ­Lösung gab. Aber ich finde es schade, dass Hartmann kein besseres Krisenmanagement leistete. So hätte er Schaden vom Haus abwenden können.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt ohne Direktor weiter?
Simonischek: Das Riesenschlachtschiff ist auf Kurs. Der Betrieb kann vorübergehend weitergehen. Es gibt Probenpläne, die Vorstellungen stehen fest. Am 19. März wird Minister Ostermayer den neuen Leiter bekannt geben. Also, wir sind guter Dinge, weil eine Entscheidung getroffen ist.

(eha, abs)

Gefeuerter Burg-Chef geschockt

Hartmann: "Man ließ mich völlig im Stich"

Statement. „Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte. Da wurde ich völlig im Stich gelassen und muss dafür jetzt büßen“, sagt der entlassene Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann, der von der Dynamik der Ereignisse „körperlich mitgenommen“ sei, wie seine Anwältin Katha­rina Körber-Risak ÖSTERREICH mitteilt. Und Hartmann weiter: „Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und die Kaufleute. Das ist für jeden deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd.“ Hartmann klagt und plant eine Pressekonferenz.

(hir)

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