Faust-Kritik

Hartmann kein Regisseur großer Gefühle

Teilen

Voss virtuos, Moretti gedämpft. Hartmanns schaumgebremster Einstand.

Premiere. Zu Beginn von Matthias Hartmanns mit Spannung erwarteter Faust-Inszenierung hatte man noch Gestaltungswillen gespürt: Tobias Moretti als Titelheld flüsterte seinen Monolog (eine Zuschauerin rief: „Lauter!“) und tippte ihn in einen Laptop. Dann drosch er auf diesen ein und zermalmte ihn in einem bunten Schredder.

Hinreißend und Mut machend dann aber vor allem der virtuose Gert Voss als „Pudel“ Mephisto, der es an hechelnder, knurrender und jaulender Straßenkötergeilheit nicht mangeln ließ. Man freute sich als Zuschauer auf die verbleibenden Stunden. Doch schon in Richtung der ersten Pause schien Hartmann diesen Gestaltungswillen verloren zu haben. Bis auf den wiederholten Einsatz von großen weißen Kuben, die auf- und zuklappten, ein paar Rauchschwaden und Stichflammen im obligaten schwarzen Bühnengeviert kam da nicht mehr allzu viel.

Die Inszenierung wirkte zunehmend steril, ja irgendwie mutlos. Vor allem Moretti, aus dem Regisseure wie Martin Kusej (König Ottokars Glück und Ende) schon elementare Kräfte herausgekitzelt hatten, kam einem eigenartig gebremst vor. So funktionierte auch die Liebesgeschichte mit Gretchen (bemerkenswert allerdings: Katharina Lorenz) nicht besonders. Nein, ein Regisseur großer Gefühle ist der neue Burgtheaterdirektor nicht. Applaus und Jubel für die Akteure.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Spektakuläre Mammut-Produktion: Die Spielzeit 2009/10 am Wiener Burgtheater begann am Freitag mit Faust I und II.

Knapp sechs Stunden lang dauert das Stück von Johann Wolfgang von Goethe, das erstmals in dieser Form am Burgtheater aufgeführt wurde.

Der kahl rasierte Tobias Moretti als Heinrich Faust.

Gert Voss spielt den Mephistopheles.

Voss erhält bei der Probe Anweisungen vom Regisseur Matthias Hartmann, der zugleich den Posten als Intendant des Burgtheaters übernommen hat.

Hartmanns Inszenierung glänzt mit Videoinstallationen...

...und ausgefallenem Bühnenbild.

Tilo Nest (liegend) und Joachim Meyerhoff spielen in Faust II den Faust bzw. Mephisto.

Das Duo spielt in Teil 1.

Caroline Peters als Helene verklebt Faust die Augen.

OE24 Logo