Eskalation in Athen

Griechenland: Jetzt beginnt die Revolte

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Die Stimmung im maroden Griechenland kippt: Immer mehr Streiks und Proteste gegen die Sparpläne erschüttern das Pleite-Land.

Diese Bilder aus Griechenland schockieren Europa: Vermummte werfen Steine in Richtung der Polizei, Beamte in schwerer Montur prügeln mit Schlagstöcken auf Demonstranten ein, und nur mit Tränengas kann die Meute im Zaum gehalten werden.

In der Nacht auf Freitag sind die Proteste der Bevölkerung in Athen erstmals eskaliert. Mehrere hundert Lehrer wollten das Finanzministerium stürmen – und die Polizei konnte sie nur mit einer harten Gangart stoppen. Trotz aller Gewalt: Bei den Auseinandersetzungen ist offiziell niemand verletzt worden.

Rigorose Sparpläne: Die Wut der Griechen steigt

Doch das könnte nur ein Vorgeschmack sein auf das, was Griechenland in den nächsten Wochen blüht: Es brodelt in der griechischen Bevölkerung. Die Lage im Land steht auf der Kippe. Es droht das große Chaos.

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Die EU-Auflagen für Griechenland

Die Wut der Bevölkerung richtet sich gegen die geplanten Sparmaßnahmen. Wenn die EU Griechenland finanziell hilft, dann nur unter strengen Auflagen – und die würden für jeden Griechen eine enorme Einschränkung bedeuten:

Streichung des 13. und 14. Monatsgehalts.

Neuerliche Erhöhung der Mehrwertsteuer von 21 auf 23 Prozent.

Anhebung des Pensionsalters um 14 Jahre – von 53 auf 67 Jahre.

Einstellungsstopp im Staatsdienst für Jahre.

Alle Gehälter werden drei Jahre eingefroren.

Ministerpräsident Giorgos Papandreou verteidigt seine Sparpläne: „Das Überleben der Nation ist heute das Wichtigste“, sagte er am Freitag. In Wahrheit ist es seine einzige Chance, denn den Griechen steht das Wasser bis zum Hals. Bis zum 19. Mai benötigen sie für Staatsanleihen 8,5 Mrd. Euro und laut Experten 140 Mrd. Euro in den nächsten drei Jahren.

Am Sonntag verabschieden EU-Finanzminister die Hilfen

Ein erstes Notfallpaket von mindestens 45 Mrd. Euro soll beim Sondergipfel der EU-Finanzminister am Sonntag in Brüssel beschlossen werden – 30 Mrd. davon sollen von den 16 Euro-Ländern kommen. Österreich will sechs Milliarden (zwei Mrd. kommen vom Staat, vier Mrd. von der Nationalbank) zahlen.

Entscheidend für die Finanzspritze ist, ob die Griechen ihre Sparpläne umsetzen werden. Die griechische Regierung will sich bis Sonntag mit der EU über die Bedingungen für die Hilfe einigen.

Griechen-Millionär soll unser Geld bekommen

Er ist der reichste Mann Griechenlands und profitiert von der größten Krise des Landes. Denn der 63-jährige Spiros Latsis, Chef des Latsis-Familienimperiums EFG Group, hat nicht nur ein Vermögen von vier Milliarden Euro (Quelle: US-Magazin Forbes), sondern ist auch im Besitz von zahlreichen Staatsanleihen.

Er ist so etwas wie der Retter Griechenlands: Um dem bankrotten Land zu helfen, hat Latsis’ Bank dem griechischen Staat zu sehr günstigen Konditionen hoch verzinste Staatsanleihen für 12 Mrd. Euro abgenommen. Ein Verkauf, der Latsis dank der hohen Verzinsung im Nachhinein satte Gewinne in die Kassen spülen wird. Und weil der Internationale Währungsfonds und die 16 Eurostaaten – darunter auch Österreich – Griechenland zunächst mit rund 45 Milliarden Euro unter die Arme greifen wollen, kann der Pleitestaat weiter fristgerecht seine Zinsen bezahlen. Und damit werden auch die hohen Zinsen für die Staatsanleihen von Milliardär Spiros Latsis gezahlt.

Wie ÖSTERREICH bereits berichtete, sollen insgesamt sechs Mrd.Euro aus Österreich für die Griechenland-Hilfe bereitgestellt werden – vier Mrd. hat die Österreichische Nationalbank bereitgestellt, und mehr als zwei Mrd. will die Regierung lockermachen.

Österreich, und damit auch die Steuerzahler – sie zahlen im Schnitt mindestens 716 Euro –, sponsert so auch das Leben des Milliardärs Spiros Latsis. Die Österreicher helfen indirekt mit, dass der Staat Griechenland die Zinsen an Latsis fristgerecht bezahlt. Der clevere Geschäftsmann, der sein Geld mit Banken, Schiffen, Öl und Immobilien verdient, lebt am Genfer See und ist mit Politikern und Prominenten Griechenlands per du.

Umfrage: Kein Geld für Griechen

Das Ergebnis der ersten Umfrage zur Griechenland-Krise zeigt einen klaren Trend: Die Mehrheit der Österreicher ist gegen eine Finanzspritze – sechs Milliarden Euro sind derzeit im Gespräch.

Im Detail sind 58 Prozent der Befragten dagegen und nur 29 Prozent dafür – 13 Prozent äußerten sich nicht. Das Ergebnis ist ähnlich wie in Deutschland, wo 57 Prozent eine Hilfe ablehnen. Die Details der ÖSTERREICH-Umfrage sind jedenfalls interessant: Denn vor allem Frauen sind gegen die finanzielle Hilfe – bei ihnen ist die Ablehnung (62 Prozent) größer als bei den Männern (53 Prozent).

Überraschend: Bei den Unter-30-Jährigen ist die Skepsis sehr ausgeprägt: 65 Prozent lehnen die Hilfspläne ab. Hingegen ist die Ablehnung bei den Über-50-Jährigen viel geringer – nur 48 Prozent sagen Nein. Nach Parteipräferenz aufgeschlüsselt, wollen am ehesten SPÖ-Wähler helfen. Blaue sind mit 79 Prozent strikt dagegen.

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