130 Kämpfer aus Österreich

So wird in Wien für den Jihad rekrutiert

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Vor allem die Donauinsel, der Handelskai, Simmering und Favoriten sind Hotspots.

Der "Jihad-Hype" hat seit einigen Wochen auch verstärkt Europa erreicht. Die Terrormiliz IS (vormals ISIS/ISIL) nutzt alle modernen Kommunikationsmittel, um junge Männer und Frauen für den Kampf in Syrien und im Irak anzuwerben. Mehr als 2.600 IS-Kämpfer aus Europa sollen laut deutschen Medien bereits rekrutiert worden sein, das österreichische Innenministerium bestätigt davon 130 aus Österreich.

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Seit dem im April medial viel beachteten Fall jener beiden 15 bzw. 16 Jahre alten österreichischen Teenager, die nun als Jihadistinnen in Syrien fungieren, ist die Gewissheit da, dass der Jihad "vor der Tür steht". US-Präsident Barack Obama warnte bereits vor "Jihad-Touristen". Doch die neue Generation der Jihadisten hat sich vom alteingesessenen Bild der Männer mit arabischer Abstammung, die im Hinterhof ihre Terrorpläne schmieden, emanzipiert.

Mehrere deutsche Medien, darunter der Spiegel und die Bild-Zeitung, beriefen sich auf Sicherheitskreise und bezeichneten die IS als derzeit "personell, finanziell und militärisch stärkste Terror-Organisation weltweit". Die Gruppe habe inzwischen rund 15.000 "überwiegend gut ausgebildete Kämpfer", die sich "durch ein Verhalten von äußerster Brutalität" auszeichneten.

Die Anwerb-Stationen in Wien
Die Brutalität der IS-Milizen trage zu deren Popularität bei und ziehe weitere Kämpfer an. Auch in Österreich versucht die Terrorgruppe, junge Menschen "für das Kalifat" zu begeistern. In ihre Kreise hineinzukommen, ist fast unmöglich, denn sie halten sich vom "Mainstream" und von den Moscheen fern. Recherchen der APA ergaben, dass beliebte Wiener Treffpunkte für Anwerbungen das "Moslemviertel in Favoriten", die Donauinsel auf der Höhe Reichsbrücke, der Handelskai, die Jägerstraße oder die Simmeringer Hauptstraße sind.

Auf der Donauinsel etwa finden sich immer wieder kleine Gruppen, die über den Islam sprechen und eifrig Youtube-Videos ansehen. Die Anwerber sprechen Deutsch, Arabisch und Englisch.

So wird in Wien für den Jihad rekrutiert
© oe24


Mit Sätzen wie "möchtest du dein Leben ändern und in eine andere Welt eintauchen?" oder "Die ungläubigen Menschen haben genug angerichtet, wir müssen uns wehren und sie vernichten" werden die jungen Menschen gelockt. Die neuen Jihad-Kämpfer, die aus den verschiedensten Ländern wie Tschetschenien, Bosnien, aber auch aus Mitteleuropa stammen, kommen auf sozialen Plattformen zusammen, tauschen sich aus und haben oftmals vier gemeinsame Merkmale:

Gewalt
Sie entspringen sozial problematischen Verhältnissen, verherrlichen Gewalt, haben den Drang nach einer Erfüllung im Leben, die sie im Jihad zu finden glauben und sie sind auf der Suche nach "Abenteuer und Action". Die Dokumentation ihrer Brutalität ist zu einem Markenzeichen avanciert.

"Profi-Gurus"
In Wien finden die Treffen abseits der islamischen Community statt. Moscheen werden bewusst gemieden. Einer der Jugendlichen, der sich eine IS-Veranstaltung angehört hat und nicht beim Namen genannt werden will, meinte, dass hier "Profi-Marketing-Gurus" am Werk seien.

"Sie wissen genau, was sie sagen müssen, um dich in ihren Bann zu ziehen. Sie treffen den Nerv der Abenteuerlust und versprechen genau das, was vielen potenziellen Bewerbern fehlt: Ein Sinn im Leben und das Versprechen nach Erfüllung", so der 18-jährige Mann. Der Übertritt zum "IS-Islam", der besagt, dass man den Feind töten darf, seien Kernpunkte der Rekrutierungsideologie.

Geld als Köder
"Du wirst wochenlang bearbeitet. Sie laden dich zum Essen ein. Sie zeigen dir Videos, stellen dir Geld in Aussicht, dokumentieren eindrucksvoll ihre Errungenschaften und versprechen dir eine glorreiche Zukunft und Heldentum", ergänzt er.

Die muslimische Glaubensgemeinschaft in Österreich ist sich der Problematik bewusst, aber weitgehend machtlos. Denn bei den IS-Schlüsselfiguren in Wien handelt es sich oft um radikalisierte Konvertiten oder um andere Außenseiter, die nicht in der Gemeinde verankert sind, heißt es etwa vonseiten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).

 

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