Silberstein-Übersetzerin bedroht

Kanzlerberater Fußi bot Kronzeugin Schweigegeld

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Nächster Knalleffekt: Kanzlerberater setzte Anna J. per Handy unter Druck.

"Fußi will streiten", so der Titel der TV-Sendung von Kanzlerberater und Redenschreiber Rudi Fußi. Streiten wollte sich Fußi,  in den vergangenen Monaten als Redenschreiber und Berater für Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern tätig, mit Anna J., der wichtigsten Zeugin in der Schmutzkübel-Affäre rund um den SP-Berater Tal Silberstein, offensichtlich nicht - aber ihr drohen.

Fußi Whatsapp
© Grafik/TZOe

14 WhatsApp-Nachrichten

In insgesamt 14 WhatsApp-Nachrichten an Anna J., die Dolmetscherin des gefeuerten Beraters Tal Silberstein, hat Rudi Fußi einen neuen Paukenschlag in der Causa rund um das "Dirty Campaigning" der SPÖ geliefert, indem er ihr einerseits Schweigegeld anbietet ("Egal, was dir vp dafuer gegeben hat. Ich geb dir das doppelte und sorge dafuer dass dir rechtlich nichts passieren wird") und ihr andererseits indirekt droht ("Glaub mir, so ein Leben willst nicht führen. Oder glaubst die Partei lässt dich in ruhe, wenn du sie versenkst? Die klagen dich in Grund und oben (...)")

Fußi Whatsapp
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Die Nachrichten wurden am Donnerstag verschickt. Die erste kam um 13.13 Uhr, es folgten weitere in immer rauerem Ton. Um 15.35 Uhr kommt dann das Geld-Angebot. Und als auch darauf keine Antwort kommt, schickt Kanzlerberater Fußi um 22.33 Uhr seine letzte Nachricht an die ehemalige Übersetzerin für Tal Silberstein: "Sie haben deine Telefonprotokolle. Und klagen dir wohl den Arsch weg."

Fußi Whatsapp
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Fußi "zornig"

Fußi bestätigt die Authentizität der WhatsApp-Nachrichten. In einem Statement gegenüber der APA betonte Fußi am Samstag, dass in den vergangenen Wochen wiederholt private E-Mails von ihm publiziert wurden: "Mein Zorn ist erheblich." Auch auf Twitter veröffentlichte Fußi ein langes Statement . "In den letzten Wochen wurden wiederholt meine privaten Mails publiziert. Etwas, das man niemandem wünscht", so der Beginn. Er könne nachweisen, dass eine einzige Person alle publizierten Mails erhalten habe. Er habe in weiterer Folge wiederholt versucht, sie zu erreichen.

Er habe der Verdächtigen auch angeboten, "gerne dafür zu zahlen, wenn sie beweist, dass sie von dritter Seite Geld bekommen hat". Dieses Angebot gelte noch immer: "Wenn jemand beweisen kann, dass meine E-Mails an jemanden verkauft wurden und vor allem an wen sie verkauft wurden, so bin ich bereit, dafür eine Belohnung von 30.000 Euro zu bezahlen."

SPÖ distanziert sich von Kommunikationsberater

Die SPÖ hat sich am Samstag von Kommunikationsberater Rudi Fußi distanziert, der in der Vergangenheit Reden für Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern schrieb und in der Dirty Campaigning-Affäre um den SPÖ-Berater Tal Silberstein eine "Kronzeugin" unter Druck gesetzt haben und "Schweigegeld" geboten haben soll. Die SPÖ betonte, es gebe keine vertragliche Verbindung zwischen der Partei und Fußi.

"Mit Entsetzen mussten wir heute lesen, mit welchen Methoden" Fußi gegen die ehemalige Mitarbeiterin von Tal Silberstein vorgegangen ist, meinten die neuen SPÖ-Bundesgeschäftsführer Andrea Brunner und Christoph Matznetter in einer Aussendung. Solche "Einschüchterungsversuche" seien "unentschuldbar und keinesfalls im Sinne der SPÖ". Fußi sei weder Parteimitglied, noch stehe er in einem Auftragsverhältnis zur SPÖ.

Die SPÖ habe über ihren Anwalt die Dolmetscherin zur Kooperation eingeladen, um die Ereignisse rund um geleakte Mail-Korrespondenzen, Konzepte und Dokumente aus dem Wahlkampf aufzuklären. "Wir werden jedenfalls in aller Ruhe und Konsequenz in Zusammenarbeit mit den Behörden zu einer vollständigen Aufklärung beitragen", erklärten Brunner und Matznetter.

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