Bizarr-Krimi

80-Millionen-Betrug mit Bitcoins

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Tausende Österreicher wurden von einer Bitcoin-Firma um rund 80 Millionen betrogen. 

Wien. Bizarrer Krimi um die Bitcoin-Firma „Optioment“ mit Sitz in Costa Rica. Seit 2016 konnten Bitcoin-Besitzer ihre Kryptowährungen bei dem Unternehmen anlegen. Betreiber des Systems waren der Däne Lucas M. und Alex P., ein Lette. Ihre Vertriebspartner in Österreich waren die drei Brüder Jürgen, Hannes und Bernd P. aus der Steiermark.
 

700 Anleger feierten ihre „Bitcoin-Stars“ in Pyramide

Abgezockt. Das Verkäufer-Trio installierte in Österreich, aber auch am Balkan, ein Vertriebssystem nach Vorbild eines Pyramidenspiels. Sich selbst nannten sie „Musketiere“. Wer gegen Provision neue Mitglieder rekrutierte, wurde zu einem „Trader“. Zusätzlich hielten sie glamouröse Bitcoin- Konferenzen ab, zuletzt im Hotel Pyramide in Vösendorf, zu der 700 Anleger kamen.
 
Versprochen wurden den Anlegern doppelte Gewinne:
  • Einerseits wurde der Wert der Bitcoins, die investiert wurden, garantiert: „Das kann versprochen werden“, heißt im Prospekt der Firma, „da Optioment mit einem Fonds über 35.000 Bitcoins abgesichert ist“.
  • Andererseits wurden zusätzlich zu den Bitcoin-Gewinnen Zinsen zwischen 1,5 und vier Prozent versprochen – pro Woche.
 
Bis Anfang November 2017 klappte das Spiel. Pünktlich wurden Provisionen und Zinsen an die Kunden ausbezahlt. Dann war Schluss. Ende November ging das System offline. Geld und eingesetzte Bitcoins (rund 12.000) waren weg, der Däne und der Lette abgetaucht.
 

Hohe Kredite auf Häuser zum Ankauf von Bitcoins

Verschuldet. 140 Geschädigte haben sich inzwischen bei der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner gemeldet. Hinter den Opfern stehen Finanztragödien: Manche haben Kredite auf ihre Häuser aufgenommen, um zu investieren. Eine Frau setzte gar 50 Bitcoins ein, die sind weg. Andere haben Dutzende Familienmitglieder und Freunde angeworben und zu dem „sicheren Investment“ überredet.
 

Bitcoin-Roboter und Morddrohungen gegen Trader

Anzeige. Vertreten werden die Opfer von Magister Roland Frankl: „Es wurde den Leuten zugesagt, dass sie ihre Bitcoins samt einer bestimmten Marge zurückbekommen“, skizziert er im 
ÖSTERREICH-Gespräch den Betrug, „die Marge sollte durch einen ‚Bitcoin-Tradingroboter‘ erzielt werden“.
Der Roboter war offensichtlich ein Flop, vielleicht gab es ihn auch nicht: „Wir werden jetzt Anzeige erstatten“, so Frankl, „hier wurden Angaben zu Produkten gemacht, die einfach nicht gestimmt haben“.
 
Wutwelle. Die Brüder P., die das Bitcoin-Produkt in Österreich verkauft haben, werden inzwischen sogar mit Mord bedroht. Sie sehen sich allerdings selbst als Opfer. Ihre Anwälte von der Kanzlei Brandl & Talos betonen, „dass die Männer nicht in den Geldfluss eingebunden waren und mit dem Verschwinden des Vermögens nichts zu tun haben“. Das hätten der Däne und der Lette gemacht, heißt es. Ob es die beiden „Masterminds“ tatsächlich gibt, ist bis heute nicht bekannt. 
 
Karl Wendl
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