Verärgertes Gremium

Alpine fassungslos über Gusis Jobwechsel

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Der geplante Wechsel von Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) vom Alpine-Aufsichtsrat an die Spitze des Strabag-Aufsichtsrats sorgt beim Salzburger Baukonzern für Unmut. Gusenbauer informierte erst vorgestern, Mittwoch, die Alpine über seinen Rückzug.

Alpine-Sprecherin Karin Keglevich erklärte, dass man fassungslos sei. "Wir werden alles, was er tut, genau beobachten". Der Ex-Bundeskanzler versteht die Enttäuschung der Alpine: "Sie ist nachvollziehbar."

Gleichzeitig beruhigte Gusenbauer die Sorgen der Alpine über sein Wissen, dass er als Aufsichtsrat des Baukonzerns seit Juli 2009 gesammelt hat: Er werde die Regelungen des Corporate Governance Kodex penibel einhalten - auch aus eigenem Interesse.

Gusenbauer betonte, dass er erst bei der Generalversammlung der Strabag am 18. Juni als Aufsichtsratsvorsitzender gewählt werden soll. Daher habe er bewusst sein Aufsichtsratsmandat bei der Alpine rund 7 Wochen davor per 1. Mai zurückgelegt. Er sei mit der Baubranche freundschaftlich verbunden; dies sei in der derzeit schwierigen Situation auch sinnvoll.

"Es kommt immer wieder vor, dass Manager von anderen Unternehmen abgeworben werden - zuletzt wurde ein Strabag-Manager von der Porr abgeworben", so Gusenbauer. Dazu komme, dass ein Vorstand viel intimer in den Geschäftsablauf eines Unternehmens eingebunden ist als ein Aufsichtsrat. Daher sehe Gusenbauer in seinem Wechsel keine Besonderheit: "Ich bin Profi genug, um die Dinge zu trennen". Gusenbauer strich auch seine Freundschaft zum Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner hervor. Man habe nicht lange verhandelt, so Gusenbauer, der auch den Vorstandsvorsitz der Haselsteiner-Familienstiftung übernimmt.

Keglevich räumte ein, dass es keine Konkurrenzklausel für Gusenbauer gegeben habe, denn dies sei bei Aufsichtsräten unüblich. Allerdings sei ihr kein vergleichbarer Fall bekannt, dass ein Aufsichtsrat eines Großunternehmens in den Aufsichtsrat eines unmittelbaren Konkurrenten wechsle.

"Großes Erstaunen" über den Ex-Kanzler

Aufsichtsratspräsident und früherer Konzernchef Dietmar Aluta-Oltyan nehme Gusenbauers Rücktritt "mit großem Erstaunen" zur Kenntnis. Der Ex-Kanzler sei seit Sommer 2009 Mitglied in Aufsichtsrat gewesen "und war damit in alle wesentlichen und vor allem strategischen Überlegungen und Entscheidungen der Alpine-Gruppe eingebunden". Da bereits am Tag nach seinem Ausscheiden sein Wechsel zur Konkurrenz bekanntwurde, könne man davon ausgehen, dass Gusenbauer seit Monaten mit der unmittelbaren Konkurrenz verhandelt habe.

"Dass man von einer Aufsichtsratsposition im zweitgrößten Branchenkonzern über Nacht in den größten Konzern wechselt, nachdem man sichtlich monatelang darüber verhandelt hat, ist weder nachvollziehbar, noch entspricht es einer allgemein gelebten Corporate Governance", heißt es in der Alpine-Aussendung. Man werde beobachten, wie es der Ex-Kanzler mit seiner Verschwiegenheitspflicht gegenüber Alpine halte, wenn er gleichzeitig auch sein Wissen nun optimal für die Strabag einsetzen soll. "Es bleibt daher nun der Öffentlichkeit vorbehalten, sich über diese Vorgehensweise ihr Urteil zu bilden."

Gusenbauer soll bei der Strabag seine Kontakte in Rumänien, Bulgarien, Ukraine oder Russland aktivieren, sagte Strabag-Chef Haselsteiner am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz. Da werde der sozialdemokratische Altkanzler "für mich und meine Vorstände ein hervorragender Wegbegleiter und Wegbereiter", so der früher beim Liberalen Forum engagierte Haselsteiner. Erfahrung in der Baubranche sei von Gusenbauer nicht verlangt, diese "haben ich und meine Kollegen".

Er kenne Gusenbauer seit vielen Jahren und habe diesen "immer sehr geschätzt als umfassend gebildeten und interessierten Menschen", der "durchaus auch in Wirtschaftsfragen ein kompetenter und kluger Gesprächspartner" sowie in für die Strabag interessanten Märkten "hervorragend vernetzt" sei.

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