Arbeitslosigkeit

AMS-Chef schlägt Alarm: "Besonders schlechte Entwicklung"

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Österreich befindet sich noch immer deutlich in der Rezession.

Die Arbeitslosenquote ist im März im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres um 0,7 Punkte auf 6,9 Prozent gestiegen. Per Monatsultimo waren 369.640 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) vorgemerkt, 291.468 davon arbeitslos gemeldet, 78.172 Personen nahmen an AMS-Schulungen teil. Das teilten das AMS und das Arbeitsministerium am Dienstag mit. Saisonbedingt geht die Arbeitslosigkeit derzeit insgesamt zurück, doch der AMS-Chef sieht "eine besonders schlechte Entwicklung".

"Die Zahl der beim AMS als arbeitslos oder in Schulung vorgemerkten Personen lag Ende März 2024 um fast 36.000 Personen bzw. rund 11 Prozent über dem Vergleichstag im Vorjahr", rechnete AMS-Chef Johannes Kopf vor. "Es ist dies für einen Stichtag, der noch dazu heuer auf den an sich für die Beschäftigung günstigen Ostersonntag fiel, eine besonders schlechte Entwicklung."

Deutlich in der Rezession

Österreich befinde sich offenbar noch immer deutlich in der Rezession, so der Fachmann. "Anders als vor einem Jahr, als uns die Prognosen nur einen kurzen Konjunktureinbruch vorhersagten, glaube ich auch nicht mehr an eine rasche Erholung im Sinn eines baldigen Sinkens der Arbeitslosigkeit in Österreich." Firmen hätten aufgrund der hierzulande hohen Inflation nicht nur Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, sondern auch noch personelle Überkapazitäten. "Selbst wenn das Wachstum wieder kommt, wird die Arbeitslosigkeit wohl erst verspätet sinken", analysiert Kopf.

"Im Vergleich zu den Jahren vor Ausbruch der Covid-Pandemie ist das ein niedriger Wert", kommentierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) die neuesten Arbeitsmarktdaten. "Die aktuell etwas höhere Arbeitslosigkeit als im März 2023 ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich herausfordernden Umfelds."

Die Arbeitslosenquote lag im Vergleichsmonat 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, bei 7,5 Prozent. 2020 waren es 12,3 Prozent, 2021 bei 9,3 Prozent, 2022 6,3 und vor einem Jahr 6,2 Prozent. Es zeige sich aktuell "nach wie vor eine relativ hohe Dynamik in Bereichen des österreichischen Arbeitsmarkts", so Kocher. Bereiche wie der Bau oder der Handel haben diese Dynamik derzeit beispielsweise nicht so sehr.

Insgesamt zeige sich der österreichische Arbeitsmarkt "nach wie vor relativ resilient", hieß es in der Aussendung des Regierungspolitikers. Positiv sei, dass die Zahl der am Arbeitsmarkt unselbstständig beschäftigten Personen mit 3,956.000 nach wie vor sehr hoch sei. Es seien im März um 6.000 Personen mehr beschäftigt gewesen als vor einem Jahr.

Langzeitbeschäftigungslosigkeit 

Die Arbeiterkammer (AK) verwies auf eine wieder ansteigende Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Menschen mit gesundheitlichen Problemen und Ältere seien hiervon besonders betroffen. Zudem würden finanzielle Schwierigkeiten von Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, zunehmen. "Arbeitslosigkeit darf keinesfalls zu Armut führen", so AK-Chefin Renate Anderl. "Das bereits jetzt schlechte Verhältnis zwischen Arbeitslosengeld und vorangegangenem Einkommen, die fehlende Angleichung an die Teuerung und die völlige Entwertung der Familienzuschläge, die seit 2001 nicht mehr angepasst wurden, erhöhen im Falle des Jobverlusts massiv die Armutsgefährdung."

Beim Positiven verwies Kocher hingegen vor allem auf ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 60 Jahre. In dieser Gruppe habe es zuletzt im Jahresvergleich einen Beschäftigungszuwachs von rund 9 Prozent (oder 14.844 Personen) auf 181.546 Menschen gegeben.

"Bemerkenswert" sei auch, "dass es durch die effektive Vermittlung des AMS gelungen ist, die Verweildauer in Arbeitslosigkeit der beim AMS gemeldeten Personen innerhalb eines Jahres um weitere vier Tage zu reduzieren", so der Politiker. Die durchschnittliche Verweildauer beim AMS im ersten Quartal des Jahres 2023 sei bei 108 Tagen gelegen. Dieser Wert sei mittlerweile auf 104 Tage gesunken.

Allerdings ist die Zahl der offenen Stellen auch neuerlich nach oben gegangen, so der ÖVP-Wirtschaftsbund in seiner monatlichen Erhebung. Nach 178.541 im Februar seien es im März 184.811 unbesetzte Jobs gewesen. Auch Kocher spricht von einer "in einigen Bereichen hohen Arbeitskräftenachfrage". Laut dem Fachkräftebarometer des Arbeitsministeriums und des AMS sind etwa im Bereich Elektroinstallation gut 3.200 Stellen offen und gut 2.000 Jobs als Köchin oder Koch. Eine Linderung soll insgesamt und in speziellen Bereichen eine Verstärkung der Arbeitsbewilligungen über Rot-Weiß-Rot-Karten erfolgen.

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