Die Steuer mache den "Unterschied zwischen rot und schwarz", so die Fluglinien.
Just kurz nach dem Start der Koalitionsverhandlungen von SPÖ und ÖVP fordern die heimischen Airlines AUA und Niki einmal mehr das Aus der 2011 eingeführten Flugabgabe. "Diese Ticketsteuer gehört abgeschafft", sagte AUA-Chef Jaan Albrecht. Niki-Geschäftsführer Christian Lesjak sieht bereits Schäden für den Tourismusstandort. "Nach Italien zu fliegen ist derzeit billiger als nach Wien", so Lesjak. Auch die sechs österreichischen Flughäfen, vor allem die kleineren Bundesländer-Airports, würden unter der Ticketsteuer leiden, hieß es heute, Freitag, in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Luftfahrt-Industrie. 3.360 neue Jobs wurden in Aussicht gestellt.
"Rot und schwarz"
Bei der AUA könnte die Ticketsteuer den "Unterschied zwischen rot und schwarz" machen, spielte Albrecht auf die jahrelangen Verluste der Austrian Airlines an. Auch Niki (flyniki) verdiente 2012 nichts mehr. Die Ticketsteuer sei ein Grund dafür, so Lesjak. Auch international trudeln momentan mehrere europäische Fluggesellschaften. Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger nannte die gerade gerettete Alitalia oder die tschechische CSA. Der Kostendruck der Airlines werde an die Flughäfen weitergegeben. "Wir fahren sehr harte Sparpakete, die auch unsere Mitarbeiter treffen", sagte Jäger. Der Wiener Airport stehe im Wettbewerb mit Zürich und München.
Auch die Regionalairports würden unter der zusätzlichen Belastung leiden, Airlines strichen bereits Flüge und Destinationen. "2012 hatten alle Bundesländer-Flughäfen ein Minus zu verzeichnen", erklärte der Gerhard Kunesch vom Flughafen Linz: "Heuer wird es die meisten voraussichtlich wieder mit einem Minus erwischen." Am dramatischsten fiel das Minus am Klagenfurt Airport in Kärnten aus: 2012 fertigte der kleinste heimische Flugplatz nur noch 280.434 Passagiere ab - um ein Viertel weniger als noch ein Jahr davor.
Aus Sicht der Branche das Hauptproblem: Die Airlines könnten wegen des harten Preiskampfs die Ticketsteuer nicht zur Gänze dem Passagier umhängen. "Deswegen müssen wir dem Kunden ein Angebot machen, bei dem wir die Ticketsteuer bezahlen", erklärte Albrecht. Er gab für die AUA eine Belastung von 35 Mio. Euro an, Lesjak nannte 20 Mio. Euro für Niki. Selbst bei Flugtickets, die mehrere hundert Euro kosten, bleibe den Fluglinien unterm Strich oft weniger als fünf Euro pro Passagier, hieß es heute.
Die Branche baut auf eine beauftragte Studie von Oxford Economics, wonach eine Abschaffung der Abgabe 6,5 Mio. Euro mehr in die Staatskassen spülen würde. 2012 strich Österreich laut heutigen Angaben 107 Mio. Euro ein, heuer wird mit 102 Mio. Euro gerechnet. Allerdings entgehe dem Staat dadurch die Chance auf noch mehr Geld: Ohne Ticketsteuer gebe es 1,1 Millionen Passagiere und 3.360 Jobs mehr, hieß es heute.
2010 hatte Deutschland eine solche Ticketsteuer beschlossen, kurz darauf zog Österreich nach. Jäger, Kunesch, Albrecht und Lesjak wünschen sich nun eine "österreichische Entscheidung" und "Mut" gegenüber Deutschland. "Das wäre auch eine ganz klare Botschaft an die deutschen Eigentümer unserer zwei wichtigsten Airlines", hofft Jäger auf einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland bei einem Alleingang der nächsten österreichischen Regierung.
In Österreich werden derzeit auf der Kurzstrecke sieben Euro pro Abflug fällig, auf der Mittelstrecke sind es 15 Euro und auf der Langstrecke 35 Euro. In Deutschland sind die Abgaben um 50 Cent (Kurzstrecke) bzw. um rund sieben bis acht Euro (Mittel- und Langstrecke) höher. Erst kürzlich habe Irland beschlossen, ab April 2014 keine drei Euro pro Flug mehr einzuheben, wurde heute betont. Auch in Holland sei die Ticketsteuer wieder Geschichte.
Die heimischen Flughäfen und Fluggesellschaften haben in den letzten Tagen bereits einen Forderungskatalog an 30 Politiker verschickt, unter anderem an die zuständigen Minister und Klubchefs. Darin fordern sie auch eine raschere Umsetzung des einheitlichen Luftraums über Europa (Single European Sky) und eine bessere Anbindung der Luftverkehrs an das internationale Schienennetz.