Brüssel drängt auf Freihandelsabkommen mit Seoul

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Ungeachtet des heftigen Widerstands der europäischen Autohersteller dringt die EU-Kommission auf den raschen Abschluss eines Freihandelsabkommens mit Südkorea. "Dieses Abkommen erschließt Europas Unternehmen neue Märkte, auch dem Autosektor", sagte Handelssprecher Lutz Guellner am 8. Juli in Brüssel wenige Tage vor einem entscheidenden Treffen auf EU-Ebene.

Dagegen warnte der Verband der Europäischen Autohersteller ACEA vor schwerwiegenden Wettbewerbsnachteilen, sollte es beim derzeitigen Verhandlungsstand zu einem Abschluss kommen. Insbesondere drohe dem Import billiger Teile und Zubehör aus China Tür und Tor geöffnet zu werden.

Am Freitag beraten hochrangige Ministeriumsvertreter der EU-27 in Brüssel turnusmäßig über Handelsangelegenheiten, darunter das Freihandelsabkommen mit Seoul. In den Verhandlungen mit Südkorea vertritt wie stets im Handelsbereich die EU-Kommission die Mitgliedstaaten. Für den Abschluss braucht sie aber die Zustimmung der EU-Regierungen. Das Treffen am 10. Juli werde deshalb der Rückversicherung dienen, sagte Guellner. "Wir glauben, dass wir eine praktikable Lösung haben."

Sorge vor Billigimporten aus Asien

Der ACEA läuft seit langem Sturm gegen das geplante Freihandelsabkommen. "Es gibt überhaupt keinen Grund, den europäischen Markt zu koreanischen Bedingungen zu öffnen", mahnte Chef-Lobbyist Ivan Hodac. Vor allem sollte die EU jegliche Kompromisse verweigern, was die Rückerstattung von Zöllen anbelange. "Die Koreaner könnten so Zölle auf Teile (aus Nachbarländern) zurückverlangen, sobald das fertige Produkt - ebenfalls zollfrei - auf seinem Weg nach Europa ist." So würden Billigimporte aus China und anderen asiatischen Ländern nach Europa gelassen, ohne dass die europäischen Hersteller ähnliche Vorteile erhielten.

Insgesamt werde der Zugang zum koreanischen Markt nicht hinreichend verbessert. Insbesondere würden bestehende internationale Fahrzeugstandards beim Import nach Korea nicht genug gesichert, etwa im Bereich von Emissionen oder Sicherheit. Dies sei ein nichttarifäres Handelshemmnis.

Chancen durch Zollbefreiungen

Dagegen betonte die EU-Kommission, dass auch die europäischen Autohersteller unter anderem von Zollbefreiungen profitierten. Für einen Wagen im Wert von 25.000 Euro seien dies 2000 Euro. Insgesamt fielen beim Abschluss eines Freihandelsabkommens 1,6 Mrd. Euro an Zöllen für europäische Exporteure weg. Was die Einfuhr von Autoteilen aus nicht-koreanischen Ländern anbelange, so solle der erlaubte Anteil für zollfreie Fahrzeuge nur leicht von 40 Prozent auf 45 Prozent erhöht werden. Und derzeit liege dieser Anteil in koreanischen Fahrzeugen ohnehin bei unter zehn Prozent. Mit Blick auf die Rückerstattung von Zöllen auf Autoteile betonte die Behörde, diese Möglichkeit gebe es derzeit auch schon in bilateralen Abkommen.

Nach Kommissionsangaben haben europäische Hersteller in Südkorea einen Marktanteil von gut drei Prozent und umgekehrt. Allerdings sei der Wert europäischer Wagen, die in dem asiatischen Land verkauft werden, ungleich höher. Die Wachstumsraten seien mit einem Plus von 25 Prozent in den vergangenen zwei Jahren hoch. 2008 seien 37.000 europäische Autos in Südkorea verkauft worden. Dagegen seien die Importe koreanischer Wagen in die EU drastisch um 38 Prozent in den vergangenen zwei Jahren auf 446.000 im Jahr 2008 gesunken.

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