Daimler will Lkw-Sparte auf Gewinn trimmen

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Der weltgrößte Lkw- und Omnibushersteller Daimler will nach zwei verlustreichen Quartalen bald wieder Gewinne schreiben. "Unser Ziel ist es, beim derzeitigen Marktniveau kein Geld mehr zu verlieren", sagte der Chef von Daimler Trucks, Andreas Renschler, in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir erwarten, dass die Talfahrt auf den Märkten weitgehend beendet ist."

Mit signifikanten Wachstumsimpulsen sei vorerst nicht zu rechnen. "In Europa, Japan und Nordamerika werden wir voraussichtlich die in 2009 erreichten Absatzzahlen auch im kommenden Jahr sehen", sagte Renschler. Allenfalls in den USA gebe es die Chance, dass der Markt bis Ende 2010 um fünf Prozent "oder sogar etwas mehr" wachse.

Die weltweite Nachfrage nach Lkw, die sich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in den vergangenen zwei Jahren mehr als halbiert hat, ist ein Gradmesser für die Konjunkturlage. Nach dem Abbau von fast 11.000 Stellen bei der Daimler Truck Group seit Ende vergangenen Jahres - gut jede achte Stelle fiel weltweit weg - sieht sich der Marktführer auf gutem Weg. "Damit haben wir die Kosten gedrückt und deutlich mehr Arbeitsplätze abgebaut als jeder andere Lkw-Hersteller", sagte Renschler.

Die meisten Stellen strich Daimler bei den nicht ausgelasteten Lkw- und Bus-Töchtern in Nordamerika und Japan, was hohe Kosten verursachte. In Deutschland fielen dem Absatzschwund seit Ende 2008 rund 2500 Arbeitsplätze zum Opfer - durch Entlassung von Leiharbeitern, Altersteilzeit-Regelungen und die Nichtwiederbesetzung freier Stellen.

Weiterer Jobabbau soll vermieden werden

Mit den verbliebenen rund 68.000 Mitarbeitern will Renschler durch die Krise kommen und möglichst im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. "Wir wollen alles tun, um weiteren Personalabbau zu vermeiden. Wir können aber derzeit einen Stellenabbau in Deutschland und anderen Ländern nicht vollkommen ausschließen", schränkte der Manager ein. Zu den größten Konkurrenten von Daimler zählen Navistar in Nordamerika, Volvo, Scania und MAN in Europa sowie Isuzu und Hino in Japan, die zum Teil trotz der Absatzkrise noch Gewinne schreiben.

Auf staatliche Beihilfen könne die Branche nicht bauen, sagte der Daimler-Manager: "Eine Abwrackprämie würde überhaupt nichts bringen." Auch Rabatte auf Neufahrzeuge seien sinnlos, da Großkunden wie etwa Speditionen oder das Baugewerbe "einfach derzeit nicht genügend Fracht zu transportieren haben". Das einzig wirksame Mittel gegen die größte Krise im Transportgewerbe seit dem Zweiten Weltkrieg sei, die Kostenstrukturen an den Markt anpassen. "Wenn die Konjunktur wieder anziehen sollte, dann geht es für die Nutzfahrzeughersteller auch wieder nach oben."

Eine Erholung der Konjunktur ist Renschler zufolge aber noch weit entfernt: "Der Bestelleingang für Lkw läuft bei uns der Konjunktur um sechs bis neun Monate voraus. Wir sehen derzeit nicht, dass die Krise vorbei ist." Im ersten Halbjahr schmolz der Auftragseingang bei Lkw um 59 Prozent auf gut 95.000 Fahrzeuge zusammen. "Nach wie vor gut laufen Stadtbusse, dort sind wir nahezu ausgelastet dieses Jahr", sagte der Manager.

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