Machtkampf bei VW/Porsche entschieden

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Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat den monatelangen Machtkampf mit VW-Patriarch Ferdinand Piech verloren. Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter verlassen die Stuttgarter Sportwagenschmiede mit sofortiger Wirkung. Nach einer Marathonsitzung gab der Porsche-Aufsichtsrat das Aus für die beiden Spitzenmanager bekannt.

Die Milliardenschulden von Porsche sollen durch eine Kapitalerhöhung von mindestens 5 Milliarden Euro sowie den Einstieg des Golfemirats Katar abgebaut werden, teilte das Kontrollgremium in Weissach bei Stuttgart mit. In dem beispiellosen Machtkampf mit VW macht Porsche damit den Weg zur Bildung eines Konzerns mit Volkswagen frei.

In der am Mittwochabend (22. Juli) überraschend einberufenen Aufsichtsratssitzung billigten die Aufseher des mit mehr als zehn Milliarden Euro in der Kreide stehenden Unternehmens zwei zentrale Forderungen des scheidenden Vorstandschefs Wiedeking. In der außerordentlichen Sitzung habe das Gremium, zu dem auch Piech als einfaches Mitglied gehört, einstimmig dafür votiert, Verhandlungen mit dem Emirat Katar über einen Einstieg bei Porsche zum Abschluss zu bringen.

Außerdem stimmte der Aufsichtsrat nach Unternehmensangaben dem Vorschlag von Wiedeking und Härter zu, eine Kapitalerhöhung im Volumen von mindestens 5 Milliarden Euro vorzubereiten. Ziel sei es, die Voraussetzungen für die Bildung eines "integrierten Automobilkonzerns aus der Porsche SE und der Volkswagen AG" zu schaffen. Die Porsche SE hält 51 Prozent der Stimmrechte an VW und 100 Prozent am Porsche-Sportwagengeschäft.

Aufsichtsratsmandate niedergelegt

Wiedeking und dem bisherigen Finanzchef Härter legen auch ihre Aufsichtsratsmandate bei VW und Audi nieder. In der am frühen Morgen veröffentlichten Porsche-Mitteilung heißt es: "Wiedeking und Härter kamen in den letzten Wochen zur Auffassung, dass es für die weitere strategische Entwicklung der Porsche SE und der Porsche AG besser sei, wenn sie als handelnde Personen künftig nicht mehr an Bord sind. Sie möchten mit diesem Schritt einen wichtigen Beitrag zur Befriedung der Situation leisten und die Bemühungen um einen integrierten Automobilkonzern fördern."

Zu Wiedekings Nachfolger bestimmte der Porsche-Aufsichtsrat den bisherigen Produktionsvorstand Michael Macht. Härter, der die Übernahme des deutlich größeren Volkswagen-Konzerns durch Porsche mit komplexen Finanztransaktionen arrangiert hatte, folge der bisherige Personalchef Thomas Edig nach. Edig agiere zugleich als Machts Stellvertreter, teilte Porsche mit.

Wiedeking soll eine Abfertigung von 50 Millionen Euro erhalten, von der die Hälfte in eine soziale Stiftung geht. Sein Vertrag hatte eine Laufzeit bis 2012. Härter erhält 12,5 Millionen Euro.

Vorausgegangen war ein beispielloser, mit scharfen Angriffen, Drohungen und Intrigen gespickter Machtkampf um die Zukunft der Autobauer. In den vergangenen Tagen war bereits wiederholt über das Ende von Wiedeking an der Spitze des Sportwagenbauers spekuliert worden, da für den Manager in dem neuen VW/Porsche-Konzern kein Platz mehr ist. Wiedeking stand seit 1993 an der Porsche-Spitze. Der neue starke Mann im VW/Porsche-Konzern dürfte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn werden.

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