RCA und DB Schenker wollen Kooperation auffrischen

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Das umstrittene Joint Venture der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria und der deutschen DB Schenker Rail, "Railselect", "ist nicht tot", sagte RCA-Produktionsvorstand Ferdinand Schmidt. "Wir überlegen, das wiederzubeleben."

Sein Vorstandskollege Friedrich Macher präzisierte dazu: Es gehe um die produktionstechnische Bündelung von Warenströmen, um Kosten zu senken und das Service für die Kunden zu verbessern. Die Deutschen indes wollen über das Thema momentan nicht sprechen.

Die Kooperation betreffe die gesamten europäischen Korridore von den Nordseehäfen bis nach Istanbul. Die beiden Güterbahnen wollen sich ihre Netzwerke gegenseitig zur Verfügung stellen, um wirtschaftlicher zu werden. "Railselect neu" genieße die Aufmerksamkeit der höchsten Management-Ebene beider Bahnen, so der RCA-Boss.

Geänderte Bahnpolitik in Deutschland

Eine gemeinsame Produktionsgesellschaft, wie sie ursprünglich geplant gewesen wäre, brauche man jetzt aber nicht mehr. Erstens habe sich die Situation durch die Krise grundlegend verändert, zweitens habe es auch bei den Deutschen "dramatische" personelle Einschnitte gegeben, etwa die Abgänge von Bahnboss Hartmut Mehdorn und der Chefwechsel bei DB Schenker Rail.

Die neue schwarz-gelbe deutsche Regierung verfolge eine andere Bahnpolitik als vor der Krise, man sei jetzt nicht mehr so "aggressiv expansionsorientiert". Zudem habe die ÖBB mit der Zusammenlegung von Traktion und Verschub nun eine eigene Produktionsgesellschaft, deren Geschäftsführer Schmidt und der bisherige Traktions-Chef Bernhard Benes werden. Der designierte Aufsichtsratsboss ist Macher.

Ob "Railselect" auch aus Sicht der Deutschen "lebt", wie es Macher ausdrückte, ist unklar. Der neue Boss von DB Schenker Rail, Alexander Hedderich, wollte zum Stand des Projekts keine Stellungnahme abgeben. "Dazu will nichts sagen", sagte er.

Das Projekt war in der Vergangenheit ÖBB-intern sehr skeptisch gesehen worden. Kritiker befürchteten, dass das Joint Venture der Beginn eines Ausverkaufs der RCA an die Deutsche Bahn sein könnte. Die Gewerkschaft etwa hatte gemeint, die ÖBB würde unverhältnismäßig viel guten Verkehr auf Strecken einbringen, auf denen die Deutschen gar keinen Markt haben. Macher wehrte sich gegen diese "Verunglimpfung" heute erneut und betonte: "Wir sind natürlich Wettbewerber am Markt."

Verlust von 100 Mio. Euro

Beide Güterbahnen haben die Wirtschaftskrise massiv zu spüren bekommen. Die RCA fuhr 2009 einen Verlust von rund 100 Mio. Euro ein. Das Transportvolumen ist in Österreich um laut Macher um etwa 13 % zurückgegangen, in Ungarn um knapp 20 %. Im Vergleich zur Konkurrenz stehe man aber gut da. Im Schnitt hätten die Bahnen in Europa einen Einbruch von 25 % hinnehmen müssen. Das bestätigte auch Hedderich. Bei DB Schenker Rail sei die Menge von Herbst 2008 bis Herbst 2009 um ein Viertel geschrumpft. Derzeit stehen dort knapp 25.000 Waggons still, noch immer sind mehrere tausend Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Die RCA musste die "dramatischsten" Mengenrückgänge im Vorjahr in den Bereichen Montan und Automotiv hinnehmen, sagte Macher. Nach wie vor massive Preisprobleme habe man im Segment Holz. Der Automotiv-Bereich sei unverändert volatil, der Montan-Bereich habe sich in den ersten Wochen 2010 gegenüber 2009 deutlich stabilisiert. Vom Niveau des Jahres 2008 sei man aber noch weit entfernt.

"Wesentliche Ertragsprobleme" hatte die heimische Güterbahn im Vorjahr beim Intermodal-Verkehr, vor allem im nationalen kombinierten Verkehr. "Die Preise sind einfach zu niedrig", so Macher. Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium und den Verladern wolle die RCA eine Möglichkeit finden, die Verluste im Rahmen eines "mehrjährigen Programms" abzubauen. Gelinge dies nicht durch Zusatzgeschäfte oder Produktionskostensenkung, müssen die Tarife auf ein kostendeckenden Niveau angehoben werden.

Der Geschäftsbereich Cargo & Logistik hingegen sei auch in der Krise rentabel geblieben. Beim Einzelwagenverkehr, wo die Fixkosten enorm hoch sind, verhandle man mit dem Ministerium und Brüssel über eine faire Abgeltung der Kosten. Bei der Spedition hat die RCA laut Macher zwar etwa ein Viertel des Umsatzes eingebüßt, aber trotzdem das ordentliche Ergebnis von 2008 gehalten. Im seit Jahren verlustbringenden Bereich Kontraktlogistik "haben wir uns weiter verbessert", und zwar "im namhaften siebenstelligen Bereich".

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