Aufsichtsrat

VW trennt sich von Audi-Chef Stadler

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Stadler war im Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr verhaftet worden.

Drei Monate nach der Verhaftung von  Audi -Chef Rupert Stadler hat der VW-Konzern die Hängepartie beendet und sich von dem Manager getrennt. Stadlers Ende 2019 auslaufender Vertrag sei einvernehmlich und mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden, teilten  VW  und Audi nach Aufsichtsratsberatungen am Dienstag mit. Damit ist der Weg zur Berufung eines Nachfolgers frei.
 
Vorerst wird der Autohersteller allerdings weiterhin von Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot kommissarisch geführt, wie Audi weiter mitteilte. Ob BMW-Einkaufschef Markus Duesmann nach seinem angekündigten Wechsel zum Volkswagen-Konzern neuer Audi-Chef wird, ist offen. BMW hat zwar einen neuen Einkaufsvorstand berufen, kann Duesmanns Wechsel zum Konkurrenten jedoch bis 2020 blockieren.
 
 
Stadler bekomme vorerst deutlich weniger als eine Million Euro bezahlt, hieß es aus informierten Kreisen. Eine weitere Zahlung folge, wenn er nicht verurteilt wird. Der 55-Jährige war im Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr verhaftet worden. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, den Verkauf von Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten in Europa auch nach Aufdeckung der Betrügereien in den USA weiter geduldet zu haben. Ohne Ämter kann er jetzt hoffen, unter Auflagen vielleicht noch im Oktober aus der Untersuchungshaft in Augsburg entlassen zu werden.
 
Mit Stadlers Abgang endet eine Ära bei Audi. Mehr als elf Jahre lang stand er an der Spitze der Volkswagen-Tochter. Der Bauernsohn aus Oberbayern hatte Betriebswirtschaft studiert, wurde Bürochef von VW-Konzernchef Ferdinand Piëch in Wolfsburg, 2003 Audi-Finanzvorstand und 2007 - als erster Nicht-Ingenieur - Nachfolger von Martin Winterkorn als Audi-Chef. Bis 2015 verdoppelte Stadler Verkäufe, Umsatz und Betriebsgewinn, überholte Mercedes bei den Verkaufszahlen, wurde zum Unternehmer des Jahres gekürt und als Nachfolger von VW-Chef Winterkorn gehandelt.
 
Aber 2015 war auch der Wendepunkt seiner steilen Karriere: Im Dieselskandal machte Stadler keine gute Figur. Dass er Abgas-Manipulationen beim Sechszylinder-Diesel erst bestritt und dann doch zugeben musste, sorgte für Ärger auch bei VW und Porsche. Er legte sich wegen eines Rückrufs manipulierter Autos mit dem Bundesverkehrsminister an und wurde von VW zurückgepfiffen. Bald galt Stadler als Chef auf Abruf.
 
 
Auch im Kerngeschäft lief es schlecht, der Absatz in China brach 2017 ein, auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt gab es Pfiffe, vier der sieben Vorstandskollegen mussten gehen. Aber die Großaktionärs-Familie Porsche-Piëch hielt ihre Hand über Stadler.
 
Audi-Betriebsratschef Peter Mosch sagte: "Für die Belegschaft bedeutet die heutige Entscheidung endlich mehr Klarheit." Schot müsse jetzt den Neustart forcieren. Aber die Fairness gebiete, "Stadlers Einsatz für unser Unternehmen und die Belegschaft nicht zu vergessen".
 
Seinem Nachfolger hinterlässt Stadler einige Baustellen. Bei Absatz, Umsatz und Gewinn ist Audi weit hinter Mercedes und BMW zurückgefallen. Audi erwartet 2018 "erneut ein herausforderndes Geschäftsjahr" mit stagnierenden Verkaufszahlen. Weil der Autobauer noch alle Dieselmotoren unter die Lupe nahm und nachbessern musste, kam er bei der Umstellung auf den neuen WLTP-Abgasstandard in Rückstand und muss jetzt Bänder bremsen und Freischichten fahren. Der Autobauer bringt dieses Jahr 20 neue und überarbeitete Modelle auf die Straße, darunter den ersten vollelektrischen Audi.
 
Das Jahr 2018 sei "ein Jahr des Übergangs, aber auch des Aufbruchs", hatte Stadler bei der Vorlage seiner letzten Bilanz gesagt.
 
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