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Chipkrise könnte Geschäft von Santander heuer bremsen

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Die in Österreich auf Konsumentenkredite spezialisierte Santander Consumer Bank hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich.

Trotz Coronakrise und Lieferketten-Probleme wuchs das Kreditgeschäft weiter, dank außerdem sinkender Risikokosten wurde 2021 ein Gewinn von 45,3 Mio. Euro erzielt. Im heurigen Jahr könnten zunehmende Chip-Lieferschwierigkeiten im Kfz-Bereich jedoch für eine Delle sorgen. Auch die steigende Inflation könnte das Geschäft der Bank beeinträchtigen.

Bereits im Vorjahr habe man negative Auswirkungen der Chip- und Halbleiterkrise auf das Geschäft mit Kfz-Krediten erwartet, diese seien aber nicht eingetreten. Bank-CEO Olaf Peter Poenisch erneuerte dennoch seine Sorge für das heurige Jahr. "Wir erwarten im Laufe diesen Jahres einen entsprechenden Einfluss, in welcher Größenordnung kann man jetzt noch nicht abschätzen. Aber mit Sicherheit wird es hier einen entsprechenden negativen Impact geben auf unser Geschäftsmodell, insbesondere im Autobereich." Das abgelaufene Geschäftsjahr sei aber noch erfreulich verlaufen.

Die Kfz-Finanzierung ist mit einem Anteil von rund 35 Prozent der größte Bereich der Santander Consumer Bank. Im Vorjahr stieg das Neugeschäftsvolumen in dem Bereich um 18 Prozent auf rund 1,6 Mrd. Euro. Es wurden 85.700 Fahrzeuge finanziert, der durchschnittliche Kreditbetrag liegt bei 18.100 Euro, die durchschnittliche Laufzeit bei 53 Monaten.

Insgesamt stieg das Neugeschäftsvolumen um knapp ein Fünftel (plus 19 Prozent) auf rund 2,1 Mrd. Euro an, der Kreditbestand liegt damit bei 2,7 Mrd. Euro. Das Kreditneugeschäft im Bereich Teilzahlungen wuchs um 30 Prozent auf 114 Mio. Euro, im Bereich Barkredite stieg es um 18 Prozent auf 432 Mio. Euro an. Weiters betreibt die Bank ein Online-Geschäft mit Tagesgeld- und Festgeldkonten, das vor allem der Refinanzierung dient. Die Spareinlagen legten im Vorjahr um 11 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro zu.

Neben dem starken Neugeschäft trugen auch gesunkene Risikokosten - diese fielen um 28 Prozent auf 31,3 Mio. Euro - zum Jahresergebnis bei. Die Sach- und Personalkosten stiegen indessen um 3 Prozent auf 57,9 Mio. Euro. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich leicht von 38,8 auf 40,1 Prozent. Unterm Strich blieb ein Gewinn nach Steuern von 45,3 Mio. Euro übrig, das ist ein Plus von 27 Prozent zum Geschäftsjahr 2020.

Abseits der Chipkrise könnte heuer auch die weiter steigende Inflation ein Einflussfaktor für das Geschäft der Bank werden. "Wir müssen schauen inwieweit auch höhere Preise unsere Kunden betreffen, auch was die Bereitschaft angeht, Kreditmittel aufzunehmen, aber auch die Kreditfähigkeit, diese Kreditmittel dann auch zu bedienen", so Poenisch. Man analysiere die Situation bereits genau. Wie sich eine möglicherweise sinkende Kreditfähigkeit der Kunden auf die Quote notleidender Kredite (non-performing loans/NPL) auswirken könnte, darauf wollte der Geschäftsführer nicht genauer eingehen. Derzeit liege die NPL-Quote aber im einstelligen Prozentbereich.

Von dem Ukraine-Krieg sei die Bank "momentan nicht konkret betroffen", so Poenisch. Die Santander Consumer Bank habe weder Handels- noch Kooperationspartner in dem Land. Dennoch müsse man genau beobachten, wie es dort weitergeht. Kunden aus der Ukraine, die einen Kredit bei der Santander Consumer Bank haben, werde aufgrund des Krieges derzeit einen Zahlungsaufschub von bis zu 12 Monaten gewährt. Der Ausfall der Sberbank Europe, der die Einlagensicherung zwingt, für gesicherte Einlagen einzuspringen, wird die Santander Consumer Bank in Österreich mit einem Aufwand von rund 6 Mio. Euro betreffen, sagte Poenisch.

Die Coronakrise bleibe zudem ein anhaltender Unsicherheitsfaktor, insbesondere sei der weitere Verlauf der Pandemie im Herbst und die Auswirkungen auf das Geschäft noch ungewiss. Trotz der diversen Krisen, Unsicherheitsfaktoren und zunehmender Konkurrenz am Konsumentenkreditmarkt durch neue Player will die Bank heuer weiter wachsen. 2022 soll das Kreditneugeschäft um rund 10 Prozent zulegen.

Die Santander Consumer Bank ist eine Tochter der spanischen Großbank Santander und in Österreich auf Barkredite, Teilzahlungen und Kfz-Finanzierungen sowie auf Tages- und Festgelder im Einlagengeschäft spezialisiert. Sie ist seit 2009 im österreichischen Markt tätig.

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