Die Lockerung des Bankgeheimnisses - die Konsequenzen. MONEY zeigt, was sich ändert.
Wen betrifft Lockerung des Bankgeheimnisses?
Die
Änderungen betreffen nur Ausländer, die ein Konto bei einer österreichischen
Bank haben und im Ausland steuerpflichtig sind. Alle, die ihre Zinseinkünfte
in Österreich versteuern, sind nicht betroffen. Das heißt im Klartext: Für
Österreicher ändert sich durch die Lockerung des Bankgeheimnisses nichts.
Was ändert sich jetzt überhaupt konkret?
Bisher
durften Kontoinformationen nur offengelegt werden, wenn im Herkunftsland des
Kontoinhabers ein Finanzstrafverfahren gegen den Betreffenden eingeleitet
war. Das wird jetzt lockerer: Schon bei „begründetem Verdacht“ auf
Steuerhinterziehung kann ein Amtshilfeantrag an Österreich gestellt werden.
Der wird im Finanzministerium geprüft.
Wann dürfen Banken Daten weitergeben?
Bei Konten von
Österreichern dürfen Banken bereits jetzt bei Vorliegen eines Verdachts auf
Steuervergehen Informationen an die Behörden geben. Das heißt: Für
Ausländer einiger Herkunftsstaaten (darunter Deutschland) galt ein
strengeres Bankgeheimnis als für Österreicher. Mit dem neuen Gesetz erfolgt
im Grunde eine Gleichstellung von Ausländern und Österreichern.
Werden Kunden über Kontoöffnung informiert?
Ja,
der Betroffene wird verständigt und erhält einen Bescheid, gegen den er
Rechtsmittel einlegen kann. Dass Konten einfach geöffnet werden, ohne dass
man davon weiß oder die rechtsstaatlichen Möglichkeiten des Einspruchs
ausschöpfen kann, ist nicht und wird nicht erlaubt.
Wie viel Geld liegt auf den Konten von Ausländern?
Schätzungsweise
70 Mrd. Euro haben allein deutsche Staatsbürger in Österreich gebunkert. Ein
Großteil liegt bei Banken in grenznahen Gebieten wie dem Kleinwalsertal,
deren Kunden zu rund 80 Prozent aus Deutschland kommen. Der deutsche Fiskus
vermutet hier riesige Mengen von Schwarzgeld.
Werden die Banken jetzt viele Kunden verlieren?
Brancheninsider
befürchten, dass durch die Lockerung des Bankgeheimnisses für Ausländer
jetzt viel Geld aus Österreich abgezogen wird. Natürlich versteckt nicht
jeder ausländische Bankkunde hierzulande sein Geld vor der Steuer, aber das
hierzulande sehr strenge Bankgeheimnis war für viele wesentliche Motivation,
Vermögen nach Österreich zu transferieren. Dieser Grund fällt jetzt weg.
Was hat Österreich von der neuen Regelung?
Österreich
passt sich damit den OECD-Standards an und schafft die Voraussetzung, von
der „Grauen Liste“ möglicher Steueroasen gestrichen zu werden. Die
Europäische Investitionsbank hatte bereits mit Sanktionen gedroht.
Wird das Bankgeheimnis weiter aufgeweicht?
Dass die neue
Regelung den Anfang eines schrittweisen totalen Aufweichens des
Bankgeheimnisses auch für Österreicher bedeutet, wird von manchen
befürchtet. Im Finanzministerium wird das entschieden zurückgewiesen.
SO WIRD DAS BANKGEHEIMNIS GELOCKERT:
Die Lockerung des
Bankgeheimnisses für Ausländer kommt mit dem Amtshilfe-Durchführungsgesetz,
das am 23.9. im Nationalrat beschlossen werden soll. Es ermöglicht einen
besseren Informationsaustausch mit ausländischen Behörden betreffend in
Österreich veranlagten Kapitals von Ausländern, fasst Finanzminister Josef
Pröll zusammen. Für Inländer bleibt der Schutz des Bankgeheimnisses gewahrt.