Eigentümer gegen Gewerkschaft

Zielpunkt: Showdown im Pleite-Krimi

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Showdown mit Zielpunkt-Pleitier Georg Pfeiffer und Gewerkschafter Wolfgang Katzian.

Der Krimi um die Zielpunkt-Pleite spitzt sich zu – am Sonntagabend auch im ORF-Talk Im Zentrum: Eigen­tümer Georg Pfeiffer schickt 2.700 Mitarbeiter kurz vor Weihnachten in die Arbeits­losigkeit, zahlt Gehälter nicht mehr aus. Gewerkschaftschef Wolfgang Katzian schäumt, vermutet wegen dubioser Millionen-Deals im Hintergrund einen „Masterplan“ und kündigte in ÖSTERREICH an, eine Klage gegen Pfeiffer zu prüfen.

Kritik an Eigentümer: Will an Pleite noch verdienen
Im ÖSTERREICH-Interview nimmt Pfeiffer Stellung zu Vorwürfen, er würde mit der Zielpunkt-Pleite noch Kasse machen.

  • 18 Mio. Euro Löhne einbehalten. Die Gehälter für November sowie das Weihnachtsgeld zahlt Pfeiffer den Zielpunkt-Mitarbeitern nicht. Das müsse der Insolvenzentgeltfonds übernehmen. Er sei zwar „bereit, Geld aus privaten Mitteln für einen Sozialplan zur Verfügung zu stellen“, sagt Pfeiffer zu ÖSTERREICH, aber er dürfe das aus insolvenzrechtlichen Gründen nicht.
  • Dubioser Immo-Deal. Erst im November kaufte Pfeiffer für kolportierte 38 Mio. Euro die Immo-Firma TREI, die 80 Zielpunkt-Lokale besitzt. So könne er an der Verwertung der Filialen noch verdienen, wird kritisiert. Pfeiffer rechtfertigt den Deal: Er sei Teil des ­Sanierungskonzepts für Zielpunkt gewesen.
  • 100 Mio. für C+C-Verkauf. Für den Verkauf seiner C+C-Großmärkte an die Schweizer Firma Coop kassierte Pfeiffer kolportierte 100 Millionen Euro. Dieses Geld könne aber nicht zur Zielpunkt-Sanierung eingesetzt werden, „denn es steht uns erst ab Anfang 2016 zur Verfügung“, sagt Pfeiffer im Interview.

 

Zielpunkt-Chef im ÖSTERREICH-Interview: „Bin bereit, privates Geld zur Verfügung zu stellen“

ÖSTERREICH: Kurz vor Weihnachten verlieren 2.700 Zielpunkt-Mitarbeiter ihre Jobs und bekommen ihre Gehälter nicht .
Georg Pfeiffer: Wir tun derzeit alles, um die harte Situation der Betroffenen abzu­federn und arbeiten intensiv an Maßnahmen, um unseren Mitarbeitern zu helfen. Ich habe bereits mit AMS-Chef ­Johannes Kopf gesprochen, und wir werden uns ganz eng abstimmen, um den Zielpunkt-Mitarbeitern die bestmögliche Hilfestellung auf der Suche nach einem neuen Job zukommen zu lassen.

ÖSTERREICH: Gibt es von Ihrer Seite Ideen, wie Sie den Mitarbeitern helfen könnten?
Pfeiffer: Ich war und bin ­bereit, Geld aus privaten Mitteln für einen Sozialplan zur Verfügung zu stellen. Aber das Problem ist, dass ich das nicht darf. Das klingt jetzt absurd, aber rechtlich ist es nicht möglich, dieses zu tun, da damit eine Gläubigerbevorzugung gegeben wäre. Der Rechtsstaat in Österreich ist so, wie er ist – daran kann ich nichts ändern. Mit Zielpunkt ist ein Herzensprojekt von mir gescheitert. Wir haben alles getan, um Zielpunkt zu sanieren.

ÖSTERREICH: Die Gewerkschaft erregt sich besonders über Ihren Immo-Deal kurz vor der Insolvenzankündigung für Zielpunkt.
Pfeiffer: Der Kauf der Immobilien war eine der geplanten Sanierungsmaßnahmen und sollte durch die Mietreduktion in der Höhe von 3 der bisher 7 Mio. Euro jährlich zu einer deutlichen Kosteneinsparung bei Zielpunkt führen. Fakt ist, dass wir derzeit noch nicht Eigentümer sind, sondern voraussichtlich erst im Februar 2016. Wir wissen, dass der Zeitpunkt der Einbringung bei der Bundeswettbewerbsbehörde ein durchaus unvorteilhaftes Licht auf uns wirft. Aber die Verhandlungen laufen bereits seit mehreren Monaten – eben zur Absicherung von Zielpunkt – und wurden Anfang November abgeschlossen.

ÖSTERREICH: Wegen des kürzlich erfolgten Verkaufs Ihrer Firma C+C fragen sich viele, ob nicht doch genug Geld für Zielpunkt da wäre.
Pfeiffer: Richtig ist, dass wir C+C Pfeiffer an das Schweizer Unternehmen Transgourmet verkauft haben. Das Geld steht uns aber erst ab Anfang 2016 zur Verfügung. Dadurch kann es nicht für Sanierungszwecke eingesetzt werden. Ein beträchtlicher Teil des Erlöses wird für den Erwerb des TREI-Immobilienportfolios verwendet. Pfeiffer als Eigner verliert hier selbst, da einige schwer vermittelbare Standorte unter den erworbenen sind.

ÖSTERREICH: Anfang November haben Sie sinngemäß noch gesagt, es gebe keine Probleme bei Zielpunkt. Wie kann das so schnell drehen? Und haben Sie Fehler gemacht?
Pfeiffer: Wir haben bis zum bitteren Ende an eine Zukunft von Zielpunkt geglaubt. Wir haben auf unterschiedlichen Ebenen versucht, die wirtschaftliche Situation von Zielpunkt auf solide Beine zu stellen. Hinterher ist man klüger, und ich gestehe ein, dass wir hier Fehler gemacht haben: Wir hätten früher signa­lisieren müssen, wie schwierig die Branchen­situation ist. Wir haben wohl viel Optimismus ausgestrahlt, daher kam dann die Ankündigung der Insolvenz für viele überraschend. Das tut mir leid – es war nie meine Absicht, ein falsches Bild der Situation zu vermitteln.

Interview: Angela Sellner

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