Die jüngsten Konjunkturdaten sind vielversprechend. Es gibt aber auch viele Gründe, warum der aktuelle Optimismus etwas übertrieben ist.
Die Einschätzung der Konjunkturlage ist unterschiedlich. Viele sagen, sie ist sogar besser als von den Wirtschaftsforschern dargestellt. In einer Analyse der Tageszeitung Welt heißt es: „Diese Wirtschaftskrise wird als die schwerste seit fast 80 Jahren in die Geschichte eingehen. Und wohl auch als eine der kürzesten. Denn die Wende liegt schon hinter uns – die Situation ist sogar noch besser, als die jüngsten Zahlen vermuten lassen.“
Begründet wird das unter anderem damit, dass etwa die jüngsten Konjunkturdaten in Deutschland deutlich besser ausgefallen sind als selbst von den optimistischen Ökonomen noch vor Kurzem prognostiziert. Zudem sei die konjunkturelle Erholung nicht auf Deutschland beschränkt. Vor allem die großen Wirtschaftsnationen in Asien stehen inzwischen deutlich besser da.
Japans Wirtschaft wieder mit einem leichten Plus
Bestätigt wird diese These durch die jüngsten Konjunkturdaten aus Japan. Die Wirtschaft hat erstmals seit fünf Quartalen wieder zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,9 Prozent zu. Damit ist Japan wie andere asiatische Länder sowie Deutschland und Frankreich aus der Rezession. Vor allem China hat sich als weltweite Konjunktur-Lokomotive erwiesen.
Es gibt aber auch viele Warnungen. So hat sich etwa die Situation in den USA zwar stabilisiert, die Rezession ist aber noch nicht zu Ende. Und: Der Aufschwung könnte trügerisch sein. Denn er wurde auch von staatlichen Konjunkturprogrammen getragen, die nun auslaufen. Ein weiteres Argument: Nachdem die Wirtschaft weltweit eine Vollbremsung hingelegt hatte, sind die Lager leer, die Gegenbewegung ist also nicht überraschend. Ob das Wachstum nachhaltig ist, wird sich erst zeigen, sagen die Pessimisten. Die steigende Arbeitslosigkeit werde sich etwa negativ auf den Konsum auswirken, heißt es.
Börsen zeigen sich komplett unbeeindruckt
Die Aktienmärkte zeigten sich am Montag jedenfalls skeptisch. Unbeeindruckt von den Zahlen aus Japan war die Stimmung eher schlecht. Zumal die Börsen die Erholung der Wirtschaft längst vorweggenommen haben. Jetzt geht es darum, mit welchem Tempo es weitergeht.
EXPERTE SCHULMEISTER: "POLITIK VERSTEHT DIE KRISE NICHT"
Der
Wirtschaftsforscher Stefan Schulmeister glaubt nicht an ein Ende der Krise.
Die Börsengewinne der vergangenen Wochen sieht Stefan Schulmeister mit äußerst gemischten Gefühlen. "Das könnte die Vorbereitung zur nächsten Talfahrt sein. In der Finanzwelt wird einfach so weitergemacht wie früher.“ Das bedeutet aber laut Schulmeister vor allem eines: "Die globale Politik hat die Gründe der Krise bis heute nicht begriffen und keine Lösung. Die Finanzmärkte und ihre Produkte sind unfassbar komplex geworden. In der Politik fehlen dafür die Experten.“ In der Praxis passiere es dann, dass etwa ein Bankchef Kanzlerberater wird: "Das ist, als ob man einen Brandstifter zum Feuerwehrhauptmann macht.“
Laut Schulmeister müssten die gesellschaftlichen Eliten sich viel mehr zur Lösung der Krise überlegen: "Aber da passiert nichts, weil es ihnen selbst ja nicht schlecht geht.“ Das Ende der Krise sei jedenfalls nicht erreicht: "Wenn wir das Szenario mit einem klassischen Theaterstück vergleichen, sind wir erst im zweiten von fünf Akten.“