Die geplante Einführung des Digitalfunks "BOS-Austria" für die Blaulichtorganisationen im Land Salzburg ist auf Eis gelegt worden. Wegen der Sparmaßnahmen hat der ressortzuständige LHStv. David Brenner (S) die landesweite Anbindung an das Behördenfunksystem auf den Zeitraum 2012 bis 2014 verschoben, wie ein Sprecher des Finanzreferenten auf APA-Anfrage mitteilte.
"Die Kosten sind zu hoch. Es geht um 30 Millionen Euro Landesanteil. Derzeit ist das aufgrund der Sparmaßnahmen kein Thema", erklärte Brenners Pressesprecher Roland Graffius. Da aber in Salzburg die bestehenden analogen Funknetze des Roten Kreuzes und der Feuerwehr noch voll einsatzfähig seien und die Mindest-Lebensdauer der Geräte bis 2014 reiche, könne man noch zuwarten. "Für uns ist das kein Problem, weil unser eigenes Funknetz bestens ausgebaut ist und funktioniert", sagte dazu Landesrettungskommandant Anton Holzer.
In Tirol, Wien und Niederösterreich stehen die abhörsicheren, über mehrere Kommunikationsebenen funktionierenden Funkgeräte bereits im Einsatz. Wegen der Fußball-EM wurde in den Städten Salzburg und Klagenfurt im Jahr 2008 ebenfalls der Digitalfunk eingeführt. In der Stadt Salzburg, wo acht Sendestandorte realisiert wurden, funkt derzeit nur die Polizei digital.
3.000 bis 10.000 neue Funkgeräte nötig
Würden alle Salzburger Einsatzorganisationen inklusive Berg-, Wasser- und Höhlenrettung sowie die Bezirksverwaltungsbehörden, das Land und das Bundesheer in das moderne Behördenfunknetz eingebunden, wären 3.000 bis 10.000 neue Funkgeräte nötig, umriss Norbert Altenhofer vom Katastrophenschutz des Landes. Das Rote Kreuz alleine benötigt schon 600 Funkgeräte.
Für die Errichtung der Sendestandorte muss das Land finanziell aufkommen. Eine Netz-Basisstation kostet je nach Lage zwischen 80.000 und 300.000 Euro. In Salzburg wären an die 156 Funkmasten erforderlich. Der Bund garantiert im Gegenzug "die Systemtechnik und den Betrieb", so Innenministeriums-Sprecher Harald Noschiel.
Salzburgs Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler ist mit "BOS-Austria" sehr zufrieden. Auch der Rettungskommandant des Landes ist überzeugt: "Im Digitalfunk liegt die Zukunft, wir haben ihn bei der Euro 2008 erfolgreich getestet. Er bietet gerade in der organisations- und länderübergreifenden Kommunikation erhebliche Vorteile. Zum Beispiel ist die Reichweite gegenüber dem jetzigen System erheblich besser. In der Endausbaustufe können wir mit Fahrzeugen funken, die in anderen Bundesländern unterwegs sind, oder mit den Führungskräften der anderen Einsatzorganisation, wie dies bei Großereignissen notwendig ist."
Die Einführung des einheitlichen Funksystems geht auf die Ära von Innenminister Ernst Strasser (V) zurück. Ursprünglich wollte man das Netz mit dem abhörsicheren Tetrafunk bis 2005 flächendeckend ausbauen. Nach Problemen bei der ersten Ausschreibung erhielt Tetron den Zuschlag. Neuer Termin für den geplanten Vollausbau war dann Ende 2008, doch auch dieser konnte nicht eingehalten werden. Die Ansage von Tetron, bis Ende 2010 Gesamtösterreich mit dem Digitalfunk auszustatten und dabei bis zu 1.600 Funkstandorte im Bundesstaat zu errichten, bleibt ebenso unerfüllt.