Siemens streicht 4.200 Stellen in seiner IT-Sparte

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Der deutsche Technologiekonzern Siemens entlässt seine IT-Sparte SIS mit einem kräftigen Jobabbau in die Selbstständigkeit. Die Streichung von 4.200 Arbeitsplätzen soll die Sparte mit einem Jahresumsatz von zuletzt 4,7 Mrd. Euro auf den endgültigen Abschied vorbereiten.

Bereits ab kommenden Herbst soll SIS komplett auf eigenen Beinen stehen und unabhängig vom Mutterkonzern agieren. Von rund 9.700 Stellen in Deutschland sollen rund 2.000 bis Herbst nächsten Jahres dem Umbau zum Opfer fallen. Die Belegschaft in Österreich soll am 8. April Klarheit über ihre Zukunft erhalten.

Im Inland sind vor allem die Standorte in München, dem Großraum Nürnberg und Paderborn betroffen. Die Kosten für den Abbau, den Siemens "sozialverträglich" über die Bühne bringen will, werden Kreisen zufolge auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag veranschlagt. Weltweit beschäftigt SIS noch rund 35.000 Menschen. Bis 2012 steckt der Konzern noch gut 500 Mio. Euro in sein IT-Geschäft, um es stärker auf den einträglichen Betrieb von Rechenzentren und die Software-Integration auszurichten.

Zusammen mit dem bereits angekündigten Abbau von rund 2.000 Stellen im Industriegeschäft sinkt der Personalstand von Siemens global nun in absehbarer Zeit auf unter 400.000. Seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Peter Löscher Mitte 2007 ist die Zahl der Arbeitsplätze bei Siemens weltweit um 45.000 geschrumpft.

7.500 Beschäftigte zur neuen Gesellschaft

Der Konzern geht beim Stellenabbau zügig vor: Bei der für kommenden Juli geplanten Ausgliederung der SIS sollen nur noch rund 7.500 Beschäftigte zur neuen Gesellschaft wechseln, bestätigte Personalchef Siegfried Russwurm Angaben der Arbeitnehmervertreter. Der Rest verbleibe bei Siemens, das die Mitarbeiter dann mit Abfindungsangeboten und Ruhestandsregelungen loswerden will.

Die Arbeitnehmervertreter kritisierten das Vorgehen von Konzernchef Peter Löscher. "Diese Arbeitsplätze einfach abzuwickeln, wird der Verantwortung von Siemens für überwiegend langjährige Mitarbeiter in keiner Weise gerecht", erklärte Betriebsratschef Lothar Adler. Zudem sei zu befürchten, dass die "aktuellen Pläne nur die jahrelange Abfolge von Restrukturierungen fortsetzen, die vor allem aus Kostensenkungen bestehen".

Mit seiner IT-Sparte hatte Siemens in den vergangenen Jahren einen Zickzack-Kurs gefahren. Zwischen 1995 und Ende 2006 war das Geschäft in drei Tochterfirmen aufgegliedert. Löschers Vorgänger Klaus Kleinfeld sortierte 2007 die IT-Dienstleistungen zu einem einzigen Segment gebündelt wieder in die Siemens AG ein, da er sich mehr Synergien mit anderen Konzerngeschäftsfeldern versprochen hatte. Die Erwartungen erfüllten sich aus Sicht des jetzigen Managements nicht: Der Gewinn ging drei Jahre in Folge zurück auf zuletzt 90 Mio. Euro.

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