Europas Währungshüter ringen um eine ausgewogene Reaktion auf die Risiken von zu niedrigen Inflationsraten. "Wir werden uns nicht damit abfinden, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt", bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi am Montag bei einer Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB).
Zwar erwarte die Notenbank weiterhin, dass die Teuerungsraten sich mittelfristig wieder dem Stabilitätsziel der EZB von knapp unter 2,0 Prozent annähern werden. "Es ist dennoch unsere Verantwortung, die Risiken für dieses Szenario zu sehen und bereit zu sein zum Eingreifen, falls notwendig", betonte Draghi.
Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten sehr niedrig. Im April lag die Jahresrate bei 0,7 Prozent. Es gebe durchaus das Risiko, dass sich die Erwartung sinkender Teuerungsraten durchsetze, erklärte Draghi. Verbraucher sowie Unternehmen könnten dann Investitionen aufschieben und die konjunkturelle Erholung bremsen.
"In diesem Umfeld muss eine Antwort der Geldpolitik sorgfältig abgewogen und präzise ausgestaltet sein." Die EZB wolle weder zu stark auf Faktoren reagieren, die sich voraussichtlich selbst korrigieren werden, noch zu nachlässig mit Entwicklungen umgehen, die letztlich das Ziel der Preisstabilität untergraben könnten.
Draghi warnte: "Eine lang anhaltende Periode niedriger Inflationsraten könnte die Inflationserwartungen aus dem Gleichgewicht bringen." Die Erfahrung zeige, dass das sehr schnell passieren könne.