Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner will sein Strafverfahren neu aufrollen.
Riesen-Überraschung im BAWAG-Verfahren: Ex-Bank-Chef Helmut Elsner fordert nun eine Wiederaufnahme seines Strafverfahrens. Elsners Rechtsanwalt Andreas Stranzinger überreichte am Donnerstagvormittag einen entsprechenden Antrag beim Wiener Landesgericht. Elsner begründete die Wiederaufnahme so: "Flöttl hat nichts verspekuliert, sondern gestohlen."
Er habe alle "Verfehlungen" der Beteiligten, etwa der BAWAG-Richterin Claudia Bandion-Ortner und von Ex-BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny, genau aufgelistet. Auch der Staatsanwalt habe von Anfang an nur in Richtung Untreue der BAWAG-Manager, und nicht in Richtung Betrug durch Wolfgang Flöttl ermittelt, sagte Elsner.
Er habe die ganze Geschichte selber recherchiert, obwohl auch dies eigentlich Aufgabe der Justiz gewesen wäre, empörte sich der frühere BAWAG-Generaldirektor.
In dem 106-seitigen Antrag - der oe24.at vorliegt - heißt es, dass Elsner als „Sündenbock“ und „Bauernopfer“ herhalten hätte müssen.
Elsner belastet Flöttl
Elsner bringt in dem Antrag vor, dass der Spekulant Wolfgang Flöttl die BAWAG-Gelder nicht verloren habe, wie dieser gegenüber der Bank-Führung und im Prozess angegeben hatte. Auf Flöttl-Kontoauszügen seien Ende des Jahres 2000 insgesamt über 221 Mio. US-Dollar deponiert gewesen. Flöttl hat alle Vorwürfe Elsners, er habe das BAWAG-Geld nicht bei riskanten Geschäften verloren, sondern selbst eingesteckt, immer entscheiden zurückgewiesen. Auch Bandion-Orter hat alle Vorhalte Elsners stets dementiert, ebenso hat Nowotny die Vorhalte zurückgewiesen.
Vorwürfe gegen Bandion-Ortner
Elsner wirft Richterin Bandion-Ortner unfaire Prozessführung vor. Sie habe den BAWAG-Prozess für einen eigenen Karrieresprung nutzen wollen. "Der Einschreiter (Elsner, Anm.) ist nach wie vor davon überzeugt, dass das gegen ihn geführte Strafverfahren politisch motiviert war und die gegen ihn ergangenen Schuldsprüche dazu dienen sollten, für den weiteren Karrieresprung der Richterin Mag. Claudia Bandion-Ortner zur Bundesministerin für Justiz förderlich zu sein", heißt es in dem Antrag. Sie habe "anstelle äußerst fragwürdigen Vermögenswerten und -verschiebungen von Dr. Flöttl auf den Bermudas nachzugehen, dies allenfalls zur Auffindung der angeblich verschwundenen BAWAG-Gelder", dieses Thema ausgeklammert, "obwohl sich eine entsprechende Verdachtsmeldung der Finanzstrafbehörde FIU Bermuda bereits seit dem Vorverfahren im Akt befand".
Wegen Untreue verurteilt
Der frühere Bank-Chef Elsner war im BAWAG-Prozess wegen Untreue zur Höchststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde nach viereinhalb Jahren Haft 2011 für haftunfähig erklärt und entlassen. Elsner war der einzige Angeklagte, der das Haftübel verspürte.
Elsner lebt in Bad Reichenhall in Deutschland. Gesundheitlich gehe es ihm "nicht gut", sagte der heute 79-jährige Elsner. Zusätzlich zu seinen bisherigen gesundheitlichen Problemen habe er nun auch orthopädische Beschwerden an der Hüfte.