Drei-Stufen-Plan

Blackout-Gefahr: So rüsten sich die Supermärkte

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Der österreichische Lebensmittelgroßhandel hat jetzt einen umfangreichen Vorosrge-Plan für den Fall eines Blackouts entwickelt.

Österreich zeichnet sich zwar durch eine überdurchschnittlich hohe Sicherheit bei der Stromversorgung aus - aber verschiedenste Einflüsse und neue Faktoren (Gaskrise, Cybercrime) erhöhen das Risiko eines plötzlichen, überregionalen und länger andauernden Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfalls ("Blackout"). Umso wichtiger ist es, mögliche Blackout-Szenarien und Präventionsmaßnahmen durchzuspielen und sich auf den Ernstfall vorzubereiten.    

Die führenden Lebensmittelgroßhändler des Landes haben unter dem Dach des überparteilichen Handelsverbandes und in Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium nun einen eigenen Blackout-Vorsorge-Plan entwickelt. So soll im Fall des Falles die krisenfeste Versorgung mit Nahrungsmitteln erhalten werden.  

"Je besser der österreichische Lebensmittelhandel auf einen Blackout vorbereitet ist, desto besser können wir auch die schwer vorhersehbaren Folgen einer potenziellen Versorgungskrise bewältigen", sagt Initiator und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Ausgearbeitet wurde der Blackout-Vorsorge-Plan im Handelsverband-Ressort "Sicherheit im Handel" unter der Leitung von Robert Spevak, Abteilungsleiter Revison und Sicherheit bei Metro Österreich.

Der Blackout-Vorsorge-Plan des Lebensmittelgroßhandels im Überblick:

• PHASE 1: Totaler Stromausfall (24-48 Stunden)

Der Lebensmittelgroßhandel wird versuchen, für Kunden der Grundversorgung, z.B. Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Einsatzorganisationen inkl. Bundesheer, öffentliche Körperschaften die Versorgung mit Lebensmitteln – zumindest die Möglichkeit zur Abholung – sicherzustellen. Die Abholmärkte sind hingegen geschlossen. Sofern möglich (je nach Verfügbarkeit von Diesel), soll auch eine Zustellung angeboten werden, wobei diese definitiv nicht von allen Lebensmittelgroßhändlern durchgeführt werden kann.

• Phase 2: Hochschaltphase der Stromnetze (2 bis 4 Tage)

Der Lebensmittelgroßhandel wird analog zu Phase 1 versuchen, zumindest für Kunden der Grundversorgung die Versorgung mit Lebensmitteln – zumindest die Möglichkeit zur Abholung – sicherzustellen. Überall dort, wo ein Notbetrieb sichergestellt werden kann, soll es einheitliche Mindest-Öffnungszeiten– von 10:00 bis 15:00 Uhr – geben. Die Abholmärkte sind also grundsätzlich für alle Kunden wieder offen, es kann jedoch bei längeren Stromausfallphasen zu Einschränkungen kommen.

• Phase 3: Stabilisierung der Stromversorgung (7 bis 14 Tage)

Der heimische Lebensmittelgroßhandel ist zumindest auf einen 14-tägigen Krisenbetrieb vorbereitet, um die absehbaren Folgeprobleme eines Blackouts bestmöglich bewältigen zu können. Die Großhandels--Abholmärkte sind in Phase 3 wieder für alle Kunden geöffnet. In der Zustellung wird zumindest versucht, sukzessive wieder alle Kunden bestmöglich zu servicieren.

Weltweit beispielgebend

"Der Lebensmittelgroßhandel ist eine verantwortungsvolle Branche, die in der Praxis bereits mehrfach bewiesen hat, dass sie krisenfit ist. Unsere gemeinsame Branchenlösung für einen möglichen Blackout-Fall, die in Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium erarbeitet wurde, ist weltweit beispielgebend und zeigt, dass wir als systemkritische Infrastruktur für jeden Ernstfall gerüstet sind. Dank gilt insbesondere den heimischen Lebensmittelgroßhändlern, die über den Sommer mit dem Handelsverband das gemeinsame Großhandelskonzept erarbeitet haben", erklärt Handelsverbands-Chef Rainer Will. 

Thomas Panholzer, Geschäftsführer von Transgourmet Österreich, einem der mitwirkenden Lebensmittelgroßhändler, sagt: "Als verlässlicher Partner zahlreicher Kunden aus dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie öffentlicher Körperschaften und Einsatzorganisationen tragen wir große Verantwortung für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit – auch im Falle eines Blackouts. Wir haben entsprechende Vorsorge- und Notfallkonzepte für diesen speziellen Krisenfall ausgearbeitet. Dieses Maßnahmenpaket ist äußerst umfangreich und wird laufend ausgebaut. So soll es künftig möglich sein, die Stromversorgung aller Transgourmet Standorte auch bei einem Blackout bis zu 7 Tage lang zu gewährleisten."  

Krisenfest

Ebenso Manfred Kröswang, Eigentümer des Frischelieferanten Kröswang: "Insbesondere als großer Versorger der kritischen Infrastruktur in Österreich ist es uns ein besonderes Anliegen, für den Ernstfall eines Blackouts bestens vorbereitet zu sein. Wir haben bei Kröswang schon jetzt leistungsstarke Notstromaggregate, die die gesamte Stromversorgung der Zentralläger für 72 Stunden sicherstellen und eine eigene Betriebstankstelle, um auch hier krisenfest zu sein. Durch das gemeinsame Blackout-Konzept der Großhändler gibt es nun auch eine klare Struktur innerhalb unserer Branche, sollte es zum Ernstfall kommen." 

EU-Richtlinie

Der Schutz kritischer Infrastrukturen soll künftig auch durch eine EU-Richtlinie verbessert werden. Die EU-Mitgliedstaaten sollen demnach bis spätestens 17. Jänner 2026 über eine nationale Strategie zur Stärkung der Resilienz kritischer Einrichtungen verfügen, Risikobewertungen durchführen und die kritischen Einrichtungen in den jeweiligen Sektoren ermitteln. Die "Produktion, Verarbeitung und der Vertrieb von Lebensmitteln" ist hier einer der genannten Sektoren.  

Bis spätestens 17. Oktober 2024 muss die EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt werden. Der Blackout-Vorsorge-Plan des heimischen Lebensmittelgroßhandels versteht sich für diesen Prozess als elementarer Eckpfeiler und als Fundament zur Stärkung der Resilienz der kritischen Infrastruktur Lebensmittelhandel. 


  

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