Um Zahlungsaufschub gebeten

Ukrainischer Gaskonzern Naftogaz erklärt Zahlungsausfall

Teilen

Der Konzern habe vom Ministerkabinett keine Erlaubnis erhalten, die Schulden zu tilgen, teilte Naftogaz am Dienstag mit.

Kiew (Kyjiw). Der staatliche ukrainische Gaskonzern Naftogaz hat den Zahlungsausfall bei der Bedienung mehrerer Euroanleihen erklärt. Der Konzern habe vom Ministerkabinett keine Erlaubnis erhalten, die Schulden zu tilgen, teilte Naftogaz am Dienstag mit. Auf den Firmenkonten sei jedoch genügend Geld vorhanden. Konkret geht um die Rückzahlung von Euroanleihen (und deren Zinsen), die in diesem Jahr fällig werden, sowie um Zinszahlungen für Euroanleihen mit einem Fälligkeitsdatum 2024.

Ausgefallen sind demnach Zahlungen über einen dreistelligen Millionenbetrag in Euro. Die "Financial Times" hatte vor zwei Wochen berichtet, Naftogaz habe die Inhaber von Anleihen im Wert von umgerechnet knapp 1,4 Milliarden Euro um Zahlungsaufschub gebeten.

Die ukrainische Regierung verpflichtete die Naftogaz-Manager am vergangenen Donnerstag "wegen unzufriedenstellender Arbeit", sich für alle Vorgänge eine Zustimmung des Ministerkabinetts einzuholen. Naftogaz ist als eines der größten ukrainischen Unternehmen in der Förderung, Verarbeitung und im Transport von Erdgas und Erdöl tätig. Es ist der erste Zahlungsausfall eines ukrainischen Staatskonzerns seit dem russischen Angriff vor fünf Monaten.

Um Zahlungsaufschub gebeten

Mit dem Straßenbaukonzern Ukrawtodor und dem Stromnetzbetreiber Ukrenerho haben zudem noch zwei weitere Staatsunternehmen um Zahlungsaufschub jeweils um zwei Jahre gebeten. "Der Staat konsolidiert jetzt alle vorhandenen Ressourcen auf den vorrangigen Bedarf", schrieb Regierungschef Denys Schmyhal beim Nachrichtendienst Telegram. Das seien die Finanzierung der Armee, die Vorbereitung der Heizsaison, Zahlung von Renten und den Wiederaufbau kritischer Infrastruktur. Die fälligen Zahlungssummen bezifferte Schmyhal auf umgerechnet gut 1,5 Milliarden Euro.

Wie die dpa aus ukrainischen Regierungskreisen erfuhr, wird dort für das laufende Jahr mit einem Haushaltsdefizit von etwa 30 bis 34 Milliarden Euro gerechnet. Im Präsidentenbüro wurden kürzlich umgerechnet bereits etwa 49 Milliarden Euro genannt. Vor Kriegsausbruch plante Kiew mit staatlichen Gesamtausgaben von umgerechnet gerade einmal 37 Milliarden Euro.

Goldman Sachs erwartet keine anhaltend niedrigen Erdgaspreise in Europa vor 2025. Dann sollte das weltweite Angebot an Flüssigerdgas (LNG) signifikant ansteigen, hieß es in einer Analyse.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.