Bei Lebensmitteln

EU-Hammer: Jetzt droht uns ein neuer Preis-Schock

Viele Lebensmittel dürften schon bald empfindlich teurer werden. Handelsverbands-Chef Rainer Will übt im oe24-Gespräch heftige Kritik.

Eigentlich klingt es ja nach einem vernünftigen Ansatz. Die EU will verhindern, dass für Produkte wie Kaffee, Rindfleisch oder Palmöl weitere Wälder gerodet werden. Deshalb wurde die EU-Verordnung für „entwaldungsfreie Produkte“: EUDR beschlossen. Diese sieht vor, dass ab dem 30. Dezember 2025 nicht mehr Waren eingeführt werden, für deren Anbau nach dem Stichtag 31. Dezember 2020 Wald gerodet wurde.

Davon betroffen sind Kaffee, Kakao, Palmöl, Soja, Rindfleisch, Holz und Kautschuk – und zwar nicht nur als Rohstoff, sondern auch als verarbeitetes Produkt. Firmen müssen laut EU-Regel nun genau angeben, wo ihre Rohstoffe angebaut wurden, samt GPS-Koordinaten.

EU-Hammer: Jetzt droht uns ein neuer Preis-Schock
© oe24

"Starke Mehrbelastung" und "steigende Preise"

Handelsverbandschef Rainer Will kritisiert: "Der österreichische Handel unterstützt das grundsätzliche Ziel der EUDR, die weltweite Entwaldung einzudämmen. Entscheidend ist aber, Umweltschutz und eine leistbare Versorgung miteinander in Einklang zu bringen. Die Regelungen müssen möglichst praxisnah ausgestaltet sind, damit unsere Händler ihren Nahversorgungsauftrag weiterhin erfüllen können und nicht dort ansetzen, wo kaum etwas zu gewinnen ist und viel Bürokratie entsteht. Das ist gerade in Österreich der Fall, wo die Waldfläche im Vergleich zu vielen anderen Ländern sogar jährlich zunimmt. 

"Aktuell ist das leider nicht der Fall", sagt Will gegenüber oe24. "Einzelne Anforderungen in der Verordnung sind nicht nur bürokratisch, sondern schlicht nicht umsetzbar und würden zu starken Mehrbelastungen führen. Die umfangreichen Dokumentationspflichten gelten sogar für Regionen, in denen die Waldfläche wächst. Hinzu kommt, dass Detailinformationen für Händler oftmals nur schwer zu erhalten sind. Letztlich würde die Entwaldungsverordnung in ihrer jetzigen Form nicht nur die Kosten für Unternehmen in die Höhe treiben, sondern auch die Endkundenpreise. Bei Bio- und Fairtrade-Produkten sowie Kaffee können wir Engpässe nicht ausschließen. Das kann nicht im Sinne der EU-Kommission sein."

Als Teil der kritischen Infrastruktur Europas bedürfe es aus Sicht des österreichischen Handels dringende Verbesserungen beim Länder-Risiko-Benchmarking, um sowohl den Ansprüchen der Verbraucher als auch jenen der Lieferanten und Produzenten gerecht zu werden. Zentral ist laut Will die Einführung einer ‚Null-Risiko-Kategorie‘ für Länder wie Österreich und Deutschland, die seit 1990 keine Entwaldungsproblematik mehr aufweisen.

Viel zu viel Bürokratie: Klagen auch in Deutschland

Der bürokratische Aufwand dafür ist enorm, beklagt etwas ein EDEKA-Sprecher gegenüber der BILD. Martin Schüller, Experte von Fairtrade Deutschland, befürchtet, dass die Unternehmen die Kosten für die aufwendige Umsetzung an die Kunden weitergeben. „Die Idee dahinter ist prinzipiell gut, aber in der aktuellen Umsetzung ist es leider kein Schritt zu mehr Fairness – im Gegenteil“, so der Experte zur BILD.Wie stark die Preise steigen werden, kann bisher noch nicht genau gesagt werden.

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