Wiener Börse

ATX schließt mit verspäteter EZB-Kursrally

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Der ATX stieg 55,09 Punkte oder 2,47 Prozent auf 2.284,02 Einheiten.

Die Wiener Börse hat sich am Freitag mit einer verspäteten EZB-Kursrally ins Wochenende verabschiedet. Der ATX stieg 55,09 Punkte oder 2,47 Prozent auf 2.284,02 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 44 Punkte über der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.240,00 Punkten.

Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York +1,24 Prozent, DAX/Frankfurt +3,41 Prozent, FTSE/London +1,68 Prozent und CAC-40/Paris +3,11 Prozent.

Dabei zeigte sich der ATX ebenso wie die übrigen Handelsplätze von Handelsstart an sehr fest. Noch am Vortag war die zehntägige Gewinnserie des heimischen Leitindex nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) gerissen. Galten donnerstags die unerwarteten und durchaus drastischen Maßnahmen der EZB noch als Quell der Abverkaufsstimmung, firmierten sie heute als Grund für die Kursrally.

Ein Analyst von Spreadex resümiert im "Guardian": "Scheinbar bewerten die Investoren ihre zuvor schizophrene Reaktion auf die EZB-Maßnahmen neu." Seitens der Deutschen Bank gibt sich ein Analyst verwundert über die eingangs negative Marktreaktion, da die EZB so gut wie alle Erwartungen übertroffen hatte. "Wie hätten die Märkte dann erst bei enttäuschten Erwartungen reagiert?" fragt er.

UNIQA schossen um 9,84 Prozent hoch, nachdem sie sich am Vortag - wohl belastet vom schwächeren Gesamtmarkt - nach vorläufigen Zahlen für 2015 noch verbilligt hatten. Nach einem Anstieg des Vorsteuergewinns um fast 12 Prozent erhöht die Versicherung ihre Dividende für 2015 von 42 auf 47 Cent. Trotz des für 2016 avisierten Gewinn-Rückgangs auf ungefähr die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr will man die Dividende auch für heuer weiter anheben.

Auch für die UNIQA-Branchenkollegin Vienna Insurance gab es ein klares Plus von 4,01 Prozent, Wienerberger verteuerten sich um 4,55 Prozent.

Die Bankaktien blieben unterdessen ihrer feste Vortagestendenz treu und notierten auch unter den größten Gewinnern: Erste Group legten 4,82 Prozent zu, Raiffeisen stiegen um 4,50 Prozent. Dabei dürfte die größte Überraschung unter den EZB-Maßnahmen gestützt haben: Erstmals gewährt die EZB privaten Banken die Kreditaufnahme zu negativen Zinsen. Somit müssen die Banken im Euroraum weniger Geld zurücküberweisen, als sie sich ausleihen.

Zudem hatten die Analysten von Goldman Sachs ihr Kursziel für die Aktien der Erste Group von 35,0 auf 33,3 Euro gesenkt und votieren weiter auf "Neutral". Auch ihre Ergebnisprogosen haben sie reduziert, für 2016 rechnen sie bei der Erste Group mit 12 Prozent weniger Gewinn je Aktie.

Dem starken Gesamtmarkt hinkten die Ölwerte im ATX hinterher: OMV verloren als schwächster Wert auf der Kursliste 1,25 Prozent auf 24,88 Euro, SBO stiegen um 1,30 Prozent auf 53,63 Euro nach einem deutlichen Vortagesminus von 4,6 Prozent. Für die OMV hatten die Goldman-Analysten ihr Kursziel ebenfalls gekürzt, von 21,6 auf 19,9 Euro, und empfehlen "Sell". Auch die Experten von Kepler Cheuvreux haben ihre "Reduce"-Verkaufsempfehlung und ihr 20-Euro-Kursziel bestätigt.

 

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