Nach Dijsselbloem-Sager

Europas Leitbörsen schließen im Minus

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Eurogruppenchef Dijsselbloem empfahl Restrukturierung Zyperns Banken als Vorlage für den Rest der Eurozone - Bankwerte reagierten mit massiven Verlusten.

Die europäischen Leitbörsen haben am Montagnachmittag ihre Vormittagsgewinne eingebüßt und ins Minus gedreht. Der Euro-Stoxx-50 sank um 32,39 Einheiten oder 1,21 Prozent auf 2.649,28 Zähler. Händler sahen Aussagen von Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem als Kursbelastung. Dieser habe den Restrukturierungsplan für die zypriotischen Banken, der für Großanleger herbe Verluste erwarten lässt, als Vorlage für den Rest der Eurozone empfohlen.

Ein Börsianer sprach von einem "Testballon" der Eurogruppe: Nachdem die Aktienmärkte das Rettungspaket für Zypern relativ gelassen aufgenommen hätten, teste sie aus, wie weit sie gehen könne. Nun sei auch in den anderen Euro-Peripherieländern eine Kapitalflucht zu befürchten. Ein anderer Händler meinte, dass die Äußerung des Eurogruppen-Chefs Dijsselbloem, der Restrukturierungsplan für zypriotische Banken solle als Vorlage für den Rest der Eurozone dienen, die Unsicherheit wieder erhöht habe. "Sowas kann man zwar denken, sollte es aber nicht sagen."

Insbesondere die zuvor erholten Finanzwerte litten unter den jüngsten Nachrichten. Größter Verlierer im Euro-Stoxx 50 waren die Aktien der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo mit einem Minus von 6,21 Prozent, gefolgt von der Societe Generale mit minus 6,02 Prozent. Auch UniCredit (minus 5,81 Prozent), BBVA (minus 3,60 Prozent), Banco Santander (minus 3,24 Prozent) und Deutsche Bank (minus 3,18 Prozent) schlossen tiefrot.

Zuvor waren die anfänglichen Gewinne nach der vorläufigen Rettung Zyperns bereits etwas abgebröckelt, nachdem der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland seine Prognose deutlich gesenkt hatte. Zu Handelsstart notierten sämtliche Börsen in Europa noch deutlich im Plus. Es überwog die Euphorie über die in der Nacht davor ausverhandelte Rettung Zyperns.

In Italien machten dann kurz vor Börsenschluss auch noch das Gerücht die Runde, dass Moody's die Kreditwürdigkeit Italiens nach Handelsschluss an den europäischen Börsen möglicherweise senken wird. Das berichten mehrere Zeitungen, darunter der "Corriere della Sera". Derzeit wird das Euroland von Moody's mit "Baa2" eingestuft. Das ist bereits eine Note tiefer als bei den Konkurrenz-Agenturen Standard & Poor's und Fitch, die beide die Bewertung "BBB+" ausgegeben haben. Bei allen drei Agenturen steht der Kreditausblick Italiens auf "negativ", sodass jederzeit eine Herabstufung möglich ist. Die italienische Aktienindex FT-SE MIB notierte den ganzen Tag über schon sehr verhalten. Schlussendlich schloss den Handel in Mailand mit einem Minus von 2,50 Prozent bei 15.644,36 Punkten.

Mit Unternehmensnachrichten standen Vodafone und TNT Express im Fokus. Vodafone-Papiere schlossen in London mit einem Plus von 2,04 Prozent. Die Briten bereiten einem Pressebericht zufolge einen möglichen Verkauf ihrer Beteiligung am US-Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless vor. Die Aktien von TNT Express konnten ihre Anfangsgewinne hingegen nicht halten und rutschten um 4,49 Prozent ab. Der angeschlagene Logistikkonzern geht nach der geplatzten Übernahme durch UPS ans Eingemachte. In den kommenden drei Jahren will das Management 4.000 Arbeitsplätze streichen, um den Konkurrenten der Deutschen Post wieder in die Gewinnzone zu bringen.

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