Die Gemeinschaftswährung fällt, und ein Ende des Abwärtstrends ist noch nicht absehbar, sagen Experten.
Der Euro befindet sich auf rasanter Talfahrt. Zum ersten Mal seit einem halben Jahr fiel der Kurs auf unter 1,40Dollar (Höchststand knapp 1,60 Dollar). Und die Sohle ist noch lange nicht erreicht. Analysten halten einen Kurs von 1,2 Dollar im Sommer für möglich. Stephan Schulmeister, Experte beim WIFO, hält sogar einen Eurokurs von 1,10 Dollar für angemessen. "Bisher war der Euro markant überbewertet.“
Spritpreise werden steigen
Die Folgen der Abwertung werden wir alle spüren: Treibstoff und Reisen werden teurer. Das Fass Rohöl kostet derzeit 71 Dollar, der Liter Super knapp über einen Euro. Diesel tankt man aktuell ab 93 Cent. Öl war am Höhepunkt der letzten Preisrallye doppelt so teuer wie jetzt – Super und Diesel lagen damals bei über 1,20 Euro pro Liter.
USA erholen sich schneller
Den Grund für die Abwertung der Euro-Währung analysiert IHS-Chef Bernhard Felderer so: „Die Wirtschaft in den USA hat sich sensationell schnell erholt – deutlich schneller als in Europa. Das schwächt den Euro, denn aufgrund des Wachstums vertrauen die Menschen wieder dem Dollar und kaufen Aktien.“
Europa hat die Wirtschaftskrise hingegen immer noch fest im Griff. Besondere Sorgen bereitet Griechenland, das Mitglied der Euro-Währungsunion ist. Mit 12,7 % ist das Defizit viel zu hoch.
Schuldenalarm bei Griechenland
Griechenland schwächt den Euro somit massiv. "Wir werden damit 5, 6 oder 7 Jahre zu kämpfen haben“, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Besondere Dramatik: Niemand in der EU traut den Griechen zu, dass sie ihre Budgetprobleme allein lösen. Das könnte wiederum die Steuerzahler in den anderen Euro-Ländern – auch Österreich – teuer zu stehen kommen.
Denn die EU kann es sich nicht leisten, Griechenland pleitegehen zu lassen – das würde das Vertrauen der Anleger in den Euro massiv stören. Also müssen die anderen EU-Länder rettend einspringen und – ähnlich wie in der Vergangenheit einzelnen Banken – nun einem ganzen Land mit Finanzspritzen aushelfen. Gefahr: Auch andere Pleitestaaten wie Portugal, Spanien, Italien und Irland könnten dann entsprechende Kredite fordern.
Schwäche ist Wettbewerbsvorteil
Trotzdem hat ein „weicher“ Euro nicht nur Nachteile. Gerade in der Krise hilft eine schwache Währung, Schwung in die Wirtschaft zu bringen. Eine weitere Euro-Abwertung wäre weltwirtschaftlich laut Schulmeister "kein Problem“ – im Gegenteil: Der Wettbewerbsnachteil, den Europa durch den zu hohen Eurokurs hatte, würde ausgeglichen. Das stützt die europäische Exportwirtschaft und kurbelt die Beschäftigungszahlen an.