Etatstreit verunsichert - Präsident Obama warnt vor wirtschaftlichem "Chaos".
Die Wall Street hat am Dienstag, neuerlich belastet vom festgefahrenen Budgetstreit zwischen Demokraten und Republikanern, deutlich tiefer geschlossen. Der Dow Jones gab 159,71 Einheiten oder 1,07 Prozent auf 14.776,53 Zähler ab. Der S&P-500 Index ermäßigte sich um 20,67 Punkte (minus 1,23 Prozent) auf 1.655,45 Zähler. Der Technologieindex Nasdaq Composite Index ging um 75,55 Einheiten oder 2,00 Prozent auf 3.694,83 Zähler zurück.
Einmal mehr stand die Anhebung der US-Schuldenobergrenze im Fokus: Während das Schuldenlimit der USA spätestens bis zum 17. Oktober erhöht werden muss, um die Zahlungsunfähigkeit des Landes abzuwenden, brachte ein morgendliches Telefonat zwischen Präsident Barack Obama und seinem republikanischen Gegenspieler John Boehner keine Fortschritte. In einer Pressekonferenz am Abend warnte Obama vor "wirtschaftlichem Chaos", sollte der Kongress das Schuldenlimit nicht rechtzeitig erhöhen.
Auch wenn Experten einen sogenannten "default", also eine faktische Zahlungsunfähigkeit der USA, für unwahrscheinlich halten, rechnen sie in den kommenden Handelstagen mit erhöhter Volatilität an den Märkten. Für Impulse abseits des Politstreits zwischen Demokraten und Republikanern wird die US-Berichtssaison sorgen, die mit den Zahlen des Alukonzerns Alcoa zum dritten Quartal nachbörslich eröffnet wurde. Am Freitag folgen die Ergebnisse der Banken JPMorgan und Well Fargo.
Die Papiere von Alcoa, die seit kurzem nicht mehr im Dow Jones Industrial notieren, gingen an der NYSE mit einem Minus von 0,38 Prozent auf 7,94 Dollar aus dem Handel. Der Konzern bestätigte bei der Präsentation seiner Quartalsbilanz die Erwartung, dass der weltweite Bedarf an Aluminium im Gesamtjahr um sieben Prozent steigen werde. Im dritten Jahresviertel beliefen sich die Umsätze auf 5,77 Mrd. Dollar, Analysten hatten nur 5,63 Mrd. Dollar erwartet. Auch der Gewinn je Aktie übertraf die Prognosen. Nachbörslich legten die Alcoa-Papiere über eineinhalb Prozent zu.
Im Dow Jones waren Wal-Mart mit plus 1,43 Prozent auf 72,90 Dollar klarster der lediglich drei Kursgewinner, nennenswerte Aufschläge erzielten auch Procter & Gamble (plus 0,90 Prozent auf 76,33 Dollar). AT&T verbilligten sich hingegen um 1,31 Prozent auf 33,11 Dollar. Laut Medienberichten verhandelt der Telekomkonzern mit dem mexikanischen Mobilfunker America Movil über einen Einstieg in den europäischen Markt.
Herbe Verluste setzte es unterdessen für Aktien aus der Internetbranche im tiefroten Nasdaq-Index: So brachen Facebook, die heuer bis zum Vortag um rund 90 Prozent an Wert zulegten, um 6,68 Prozent auf 47,14 Dollar ein. Doch auch Branchenkollegen wie Zynga (minus 4,32 Prozent), Groupon (minus 4,58 Prozent), Yahoo (minus 3,54 Prozent), eBay (minus 2,93 Prozent), Amazon (minus 2,19 Prozent) oder Google (minus 1,39 Prozent) zogen die Sektorauswahl der Nasdaq-Internetaktien auf ihren tiefsten Stand seit September 2011.