Werden die Kosten für LTE-Frequenzen nun auf die Kunden abgewälzt?
Nach der Auktion von Mobilfunkfrequenzen , die dem Staat Österreich mehr als zwei Milliarden Euro in die Kassen spült, gehen Analysten und Experten davon aus, dass die Handytarife teurer werden. "Am Schluss zahlen das alle Konsumenten", sagte eine Analystin. Auch der Netzausbau mit dem schnelleren Mobilfunkstandards LTE koste nochmals Geld. Die Mobilfunker hingegen geben sich, was die Handytarife betrifft, bisher zurückhaltend.
Der Chef von T-Mobile Österreich, Andreas Bierwirth, stellte - nach aus seiner Sicht "aberwitzigen Auktion" - einen Mitarbeiterabbau in den Raum. Der Preis für die Mobilfunklizenzen werde den Kostendruck erhöhen, sagte Bierwirth. Ob der Preis für die Lizenzen auch zu höheren Tarifen führen wird, werde der Wettbewerb entscheiden, erklärte er. Aus Bierwirths Sicht könnte die Auktion "ein Wendepunkt" in der Preisgestaltung sein. Es sei paradox, dass gerade in dem Land mit den niedrigsten Mobilfunk-Preisen die Lizenzen am Teuerersten seien. "Das wird sich auch auf die Kunden auswirken", prognostizierte er.
AK warnt vor Preiserhöhung
Die Arbeiterkammer (AK) warnte vor einer Tariferhöhung für die Endverbraucher. AK-Berechnungen zufolge belaufen sich die Kosten der Frequenzversteigerung auf die Laufzeit der Zuteilungen gerechnet nur auf etwa 0,5 bis 0,8 Euro pro Mobilfunkkunde und Monat. "Preisanstiege sind daher kaum mit den Frequenzkosten zu rechtfertigen", rechnete die Kammer vor.
Auktion
Alle drei Mobilfunkanbieter äußerten Kritik an dem im internationalen Vergleich sehr hohen Preis, den sie zuvor mit ihren Geboten in die Höhe getrieben hatten. Für die Telekom Austria (TA) und T-Mobile sind die Versteigerungsregeln der Regulierungsbehörde RTR Schuld an der "Preisexplosion".
Drei-Chef Jan Trionow sprach von einem "Desaster für die Branche". Man werde die "Kosten reinholen müssen", erklärte Trionow. Das könnte einerseits über "nicht so attraktive Preise wie sonst" oder über einen sparsameren - und damit langsameren - Netzausbau passieren.
Der hohe Auktionspreis hat auch die Analysten überrascht. "Wir hätten eher mit einer Milliarde gerechnet und für die Telekom Austria mit einem Drittel davon", sagte ein Analyst, als sich der Preis abzeichnete.
Telekom: LTE-Tarife kosten um 10 Euro mehr
Laut Telekom Austria-Chef Hannes Ametsreiter wird der Preis aus liquiden Mitteln und über Fremdkapital aufgebracht. Ob es sich dabei um einen Bankkredit oder um Anleihen handelt, ließ Ametsreiter offen.
Im Dezember des heurigen Jahres will Marktführer Telekom die vorhandenen 800 MHz-Frequenzen auf die nächste Mobilfunkgeneration LTE umgestellt haben, das Netz soll dann fünf bis sieben mal schneller sein als derzeit - allerdings nur für die Kunden, die den 10 Euro LTE-Aufschlag zahlen.
Stichwort LTE
Angefangen hat alles mit dem D-Netz vor rund 30 Jahren, es folgte GSM und zum Höhepunkt der dot.com-Krise die dritte Mobilfunkgeneration UMTS. Mit der gerade in Implementierung befindlichen vierten Generation LTE (Long Term Evolution) soll nun das bestehende Netz nochmals deutlich schneller werden. In der Anfangsphase soll die Übertragungsrate 150 Mbit pro Sekunde betragen, im Endausbau 300 Mbit.
LTE ist nicht nur schneller, sondern es unterstützt im Gegensatz zu UMTS auch verschiedene Bandbreiten und eignet sich daher auch sehr gut zum Ausbau der Netzabdeckung in dünn besiedelten Gebieten. Neue Sendemasten sind dafür nicht erforderlich, es muss lediglich das vorhandene Equipment auf den Masten adaptiert werden.
Um mit LTE-Geschwindigkeit mobil zu surfen, braucht der Konsument ein LTE-Handy, das derzeit noch vergleichsweise teuer ist und für das es nur eine geringe Auswahl gibt. Weiters sind die LTE-Tarife teurer als die Standardgebühren. Wer sein Endgerät nur zum Telefonieren und SMSen verwendet, braucht kein LTE. Gedacht ist der "Datenturbo" zum Betrachten von Videos, deren Nutzung in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat - Stichwort "Youtube".