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Abgas-Skandal erreicht Österreich

363.000 VW-Autos werden zurückgerufen

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Verkehrsminister Stöger ordnet Rückruf Hunderttausender Dieselautos an.

Nach der heute, Donnerstagfrüh, verkündeten Rückrufaktion für 2,4 Millionen Autos infolge des VW-Abgasskandals in Deutschland ruft nun Verkehrsminister Alois Stöger auch in Österreich VW-Diesel in die Werkstätten zurück. Betroffen wären rund 363.000 Fahrzeuge, verweist das Verkehrsministerium auf Zahlen von VW-Importeur Porsche Austria. Beim Zeitplan orientiere man sich an Deutschland.

363.000 VW-Autos werden zurückgerufen
© Getty Images

(c) APA - Verkehrsminister Alois Stöger greift durch

Die betroffenen Autofahrer müssten von Porsche Austria verständigt werden, so das Ministerium zur APA.

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Die "Salzburger Nachrichten" berichten heute, dass die Diskrepanz zwischen den Herstellerangaben und der Realität den österreichischen Behörden seit langem bekannt war. Weil die Stickoxidwerte in Österreich stiegen und ein EU-Mahnverfahren drohte, schrieb die Republik nach Brüssel, dass die hohen Werte dem Land nicht angelastet werden dürften. Begründung: "Messungen zeigen, dass die realen Emissionswerte die Emissionen im gesetzlich vorgeschriebenen Prüfzylus um den Faktor 3 (Euro IV) bis 5 (Euro V) übersteigen."

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Europaweit  8,5 Millionen Autos betroffen
Der Skandal um manipulierte Abgaswerte zwingt den VW-Konzern zum größten Rückruf in der Firmengeschichte. In den 28 Ländern der Europäischen Union holt Volkswagen rund 8,5 Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstätten, wie der Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte.

Deutschland ruft 2,4 Millionen Autos zurück
Im Skandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte zwingt das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) Volkswagen zu einem Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen. "Wir ordnen den Rückruf an", sagte ein Sprecher der Flensburger Behörde am Donnerstag. Die von VW vorgeschlagene freiwillige Reparatur lehnte die Zulassungsbehörde ab.

VW hatte dem KBA vergangene Woche einen Plan vorgelegt, wie die mit der Betrugssoftware ausgestatteten Fahrzeuge in Deutschland in Ordnung gebracht werden sollen. Diesen hatte die Behörde seither geprüft. Ein VW-Sprecher sagte, man habe noch keinen Bescheid vom Kraftfahrt-Bundesamt erhalten.

Neue Software für betroffene Motoren
Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte vergangene Woche bereits über Pläne von Volkswagen für einen umfassenden Rückruf berichtet. Davon seien Fahrzeuge mit Euro-5-Dieselmotoren der Größe 2 Liter, 1,6 Liter und 1,2 Liter Hubraum betroffen. Technisch spreche VW bei den 2-Liter-Motoren von einer Softwarelösung, die in diesem Jahr vorliegen solle und ab Beginn des nächsten Jahres neu aufgespielt werden könne. Bei den 1,6-Liter-Motoren werde zusätzlich zu einer neuen Software mit großer Sicherheit eine motortechnische Anpassung nötig sein, die laut Volkswagen nicht vor September 2016 zu erwarten sei.

Zeitplan des Rückrufs noch unklar
Unklar war zunächst, wie der Zeitplan für den Rückruf aussehen soll. Das Kraftfahrt-Bundesamt verwies für alle Details an das Verkehrsministerium. Minister Dobrindt will vor die Presse treten. Im September hatte er von 2,8 Millionen betroffenen VW-Fahrzeugen gesprochen. Die Differenz zu den 2,4 Millionen Autos, für nun ein Rückruf angeordnet wurde, war ebenfalls zunächst nicht zu klären. Am Nachmittag treffen sich in Brüssel die Regulierungsbehörden der einzelnen EU-Länder mit Vertretern der EU-Kommission, um über den Fortgang der Untersuchungen, den Informationsaustausch und einheitliche Testmethoden zu diskutieren.

VW-Chef: Brauchen tausende Lösungen
Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller hatte in einem Zeitungsinterview Anfang Oktober gesagt, der Rückruf könne im Jänner beginnen und werde sich voraussichtlich bis Ende 2016 hinziehen. Ein Grund seien verschiedene Kombinationen des betroffenen Motors EA 189 mit Getrieben sowie nach Ländern spezifische Auslegungen. "Wir brauchen also nicht drei Lösungen, sondern Tausende." Für die meisten Motoren genüge ein Software-Update in der Werkstatt. Manche Fahrzeuge benötigten aber auch neue Einspritzsysteme und Katalysatoren. Notfalls müssten die Autos umgebaut werden. Die Kosten trage Volkswagen. Auch ein Austausch von Autos gegen Neuwagen werde diskutiert.

Software-Manipulation löste Skandal aus
Volkswagen hatte im September zugegeben, in den USA Diesel-Emissionswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Dort drohen dem Autobauer hohe Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen. Nach dem US-Justizministerium und der Umweltbehörde EPA nehmen nun auch die US-amerikanischen Wettbewerbshüter Ermittlungen gegen Volkswagen auf. Die Bundesbehörde wird unter anderem wegen irreführender Werbung aktiv. VW wirbt in den USA mit dem Slogan Clean Diesel.

Weltweit sind bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit der Manipulationssoftware unterwegs. Ob und wie weit diese auch in anderen Ländern unerlaubt eingreift, wird noch untersucht.
 

Nach Modellen aufgegliedert sind das in Österreich

  • 180.500 VW Pkw (Polo, Golf 6, Passat 7, Touran, Tiguan, Beetle, Sharan, Caddy)
  •   24.400 VW Nutzfahrzeuge
  •   72.500 Audi (A1, A3, A4, Q3, Q5, TT)
  •   31.700 Seat (Ibiza, Leon, Exeo, Altea)
  •   54.300 Skoda (Fabia, Yeti, Rapid, Roomster, Octavia, Superb)

 


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