Banken vergaben weniger Kredite in der Euro-Zone

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Die Kreditvergabe der Banken in den 16 Euro-Ländern ist im Jänner überraschend kräftig gesunken. Die Summe der an Firmen und private Haushalte ausgereichten Darlehen fiel im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,6 %, wie die EZB mitteilte. Im Dezember hatte es eine Stagnation gegeben. Analysten hatten mit einem Minus von 0,2 % gerechnet.

Die für die Zinspolitik der EZB wichtige Geldmenge M3 legte hingegen leicht zu. Das Plus lag zuletzt bei 0,1 % nach einem Minus von revidiert 0,3 % im Dezember. Analysten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (November bis Jänner) ging M3 mit einer Jahresrate von 0,1 % zurück. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren Laufzeit.

Kritik an IWF-Vorschlag

Der EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark hat unterdessen den Vorschlag des IWF für höhere Inflationsziele als kontraproduktiv abgelehnt. Derzeit sei die Versuchung für die Regierungen groß, nach mehr Inflation zu rufen, um die dramatisch steigenden Schuldenberge auf diesem Weg schneller abbauen zu können, sagte Stark.

"Deshalb ist es wenig hilfreich, die Zentralbanken dazu aufzurufen, ihre Inflationsziele dauerhaft anzuheben", kritisierte das EZB-Direktoriumsmitglied. Der IWF-Vorstoß lenke von dem derzeit drängendsten Problem ab, dass die Haushaltsprobleme in fast allen Industriestaaten die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bedrohten.

Höhere Inflation brächte mehr Schaden als Nutzen

IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard hatte angeregt, den weitgehenden Konsens unter Notenbankern und Finanzpolitikern zu überdenken und die gewünschte Marke für die Inflation auf vier Prozent zu verdoppeln. Damit soll nach Ansicht Blanchards größerer geldpolitischer Spielraum in Krisenzeiten gewonnen werden.

Stark widerspricht dieser These: "Ich kann diese Idee, die Inflationsmarke dauerhaft anzuheben, nur zurückweisen." Die Folgen einer solchen Strategie wolle er sich gerade vor dem Hintergrund der Schuldenkrise und der noch immer fragilen Lage an den Finanzmärkten nicht ausmalen, sagte Stark. "Die Öffentlichkeit würde das Vertrauen in die Kaufkraft des Geldes verlieren", warnte der EZB-Spitzenbanker.

Auch Bundesbankchef Axel Weber hat den IWF-Vorstoß scharf kritisiert. Der Vorschlag sei "grob fahrlässig und schädlich", schreibt das EZB-Ratsmitglied in einem Gastbeitrag für die "Financial Times Deutschland". "Der IWF spielt mit dem Feuer." Inflation richte weit mehr Schaden an, als sie Nutzen bringe. Die vom IWF angestoßene "Geisterdebatte" sei geeignet, die Inflationssorgen vieler Menschen anzuheizen. "Der IWF riskiert mit diesem Vorschlag die über Jahrzehnte mühevoll gewonnene Glaubwürdigkeit der Geldpolitik auf dem Altar der Krisenbewältigung zu opfern", warnte Weber.

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