Neue Chefin

Chefwechsel bei Hewlett-Packard

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Der Deutsche Leo Apotheker hört nach nicht mal einem Jahr auf.

Einer der wenigen Deutschen an der Spitze eines US-Konzerns räumt seinen Posten: Leo Apotheker hört nach nicht mal einem Jahr beim Computerprimus Hewlett-Packard (HP) auf. Und das mit sofortiger Wirkung, wie das Unternehmen am Donnerstag im kalifornischen Palo Alto mitteilte. Nachfolgerin wird wie erwartet die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman.

Kritische Phase
"Wir befinden uns in einer kritischen Phase und wir brauchen eine erneuerte Führung, um unsere Strategie erfolgreich umzusetzen und unsere Marktchancen in der Zukunft zu nutzen", sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Ray Lane, der selbst eine aktivere Rolle im Management übernehmen wird. Üblicherweise hat der Verwaltungsratschef nur eine Kontrollfunktion.

Apotheker hatte vor einigen Wochen - mit Rückendeckung des Verwaltungsrates - einen drastischen Strategieschwenk angekündigt. Er wollte die PC-Sparte abspalten und stattdessen auf das Geschäft mit Software setzen. Dafür kauft HP den britischen Software-Spezialisten Autonomy. Die Ankündigung löste einen massiven Kurseinbruch aus.

Nun ruhen alle Augen auf Whitman. Es ist aber unklar, inwieweit die neue Konzernchefin die jüngsten Entscheidungen überhaupt noch zurückdrehen kann oder will. Die Übernahme von Autonomy dürfte sich nicht so einfach abblasen lassen. Immerhin hat sich HP bei der Trennung von der PC-Sparte ein Hintertürchen offengehalten und versichert, dass noch nichts endgültig entschieden sei.

Ex-Ebay-Chefin
Bleibt noch die Personalie selbst: Wie Apotheker kommt Whitman nicht aus der Hardware-Ecke. Sie hatte das Online-Auktionshaus Ebay groß gemacht. Gegen HP sieht Ebay aber immer noch winzig aus. Kritiker zweifelten schon daran, dass es ihr gelingen werde, einen so komplexen Computerkonzern zu managen, zumal der gerade in einer schweren Krise steckt.

Der Strategieschwenk scheint viele Kunden derart verunsichert zu haben, so dass sie Käufe aufschoben. Hinzu kam die allgemeine wirtschaftliche Abkühlung. Gleich dreimal musste Apotheker die Prognose zurücknehmen. An jedem verkauften Computer hängt im Firmenkundengeschäft aber auch oft die lukrative Wartung dran. Die Delle dürfte sich damit in der Zukunft fortsetzen.

Apotheker hatte am 1. November vergangenen Jahres das Ruder bei HP übernommen, nachdem sein populärer Vorgänger Mark Hurd wegen einer undurchsichtigen Affäre mit einer externen Mitarbeiterin gehen musste. Er arbeitet jetzt für den Software-Konzern Oracle.

Absturz
Die Aktionäre trauern Hurd jedoch noch immer hinterher: Seit Apotheker an der Spitze steht, verlor die HP-Aktie fast die Hälfte ihres Werts. Die Nachricht, dass er vielleicht gehen muss, ließ den Kurs am Mittwoch um fast sieben Prozent steigen, am Donnerstag fiel die Aktie aber wieder.

Für Apotheker ist es schon der zweite Tiefschlag in Folge. Bei SAP hatte er den Spitzenposten nach Differenzen mit Gründer Hasso Plattner ebenfalls nach weniger als einem Jahr als alleiniger Firmenchef räumen müssen. Mitarbeiter des Unternehmenssoftware-Spezialisten aus Walldorf sagen Apotheker einen schroffen Führungsstil nach.

Satte Abfindung
Ein kleiner Trost bleibt Apotheker: Weil HP den Deutschen für mehrere Jahre verpflichtet hatte, darf er sich auf eine satte Abfindung freuen. Die Berechnungen in US-Medien reichen von rund 9 bis 35 Millionen Dollar, die dem Manager noch zustehen könnten.

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