Direktinvestitionen brechen 2009 um 30 % ein

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Die Wirtschafts- und Finanzkrise schlägt jetzt in vollem Ausmaß auf die ausländischen Direktinvestitionen durch. Die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) geht in ihrem "World Investment Report 2009" von einem Rückgang der globalen Investitionsflüsse von etwa 30 Prozent auf unter 1.200 Mrd. Dollar für das Jahr 2009 aus.

Für 2010 zeichnet sich den vorsichtigen Prognosen der UNCTAD zufolge bereits wieder eine leichte Erholung der Geldströme auf 1.400 Mrd. Dollar ab. Mit einem Aufschwung rechnet die Organisation erst 2011, wenn die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) wieder auf 1.800 Mrd. Dollar steigen sollen.

Der bisherige Rekord an FDI-Zuflüssen wurde 2007 mit 2.000 Mrd. Dollar verbucht. 2008 sind die Investitionen bereits auf 1.700 Mrd. Dollar deutlich gesunken, jedoch nur in den Industrieländern. Alle anderen Ländergruppen verzeichneten neue Rekorde, betonte Ralf Krüger von der UNCTAD bei der Präsentation des Berichts in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Wien.

Während die Industrieländer 2008 ein Minus von 29 Prozent auf 962 Mrd. Dollar verbuchten, legte beispielsweise Afrika um 27 Prozent auf einen neuen Investitionsrekord von 88 Mrd. Dollar zu. Auch in andere Entwicklungsländern bzw. in die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) wurde 2008 noch mehr als 2007 investiert. In den Entwicklungsländern stieg die investierte Summe um 17 Prozent auf 621 Mrd. Dollar.

Im ersten Quartal 2009 gingen dagegen in allen Regionen die Auslandsinvestitionen nach vorläufigen Daten für mehr als 90 Länder zurück. Das Minus betrug in den Industrieländern 46 Prozent, in den Entwicklungsländern 39 und in den Schwellenländern 46 Prozent.

Entwicklungsländer erst später von der Krise erfasst

Durch die gesunkenen Investitionen in Industrieländer hat sich 2008 das FDI-Portfolio zugunsten der Entwicklungs- und Transformationsländer verändert. Diese von der Krise später erreichten Regionen verfügten 2008 über einen Anteil von 43 Prozent aller Auslandsinvestitionen, was einen neuen Rekord darstellt.

Der Anteil der Entwicklungsländer an den Investitionen dürfte weiter zunehmen, sagte Krüger. China platzierte sich 2008 mit seinen 108 Mrd. Dollar bereits auf Rang 3, hinter Spitzenreiter USA (316 Mrd. Dollar) und Frankreich (118 Mrd. Dollar). Auch Russland ist unter die Top 5 vorgestoßen. Stark zurückgefallen sind 2008 Großbritannien, Belgien und Kanada.

Unter dem Einfluss der Finanzkrise gingen die internationalen Fusionen und Übernahmen deutlich zurück. 2008 nahm der Wert dieser Transaktionen um 35 Prozent auf 673 Mrd. Dollar ab. Der Rückgang beschleunigte sich und dürfte 2009 hochgerechnet ein Minus von 74 Prozent erreichen.

UNCTAD-Generaldirektor Supachai Panitchpakdi erklärte, die Lage präsentiere sich uneinheitlich. Einige der 82.000 multinationalen Gesellschaften mit 178 Mio. Beschäftigten hielten sich besser als andere, etwa in der Nahrungsmittelbranche, in der chemischen und pharmazeutischen Industrie.

Weltweit sanken die Gewinne der hundert größten Multis 2008 um 25 Prozent. Laut einer UNCTAD-Studie geben 85 Prozent der Manager bei den wichtigsten Unternehmen an, ihre Investitionen im Ausland heruntergefahren zu haben. Die gleiche Studie zeigt aber auch eine steigende Zuversicht für 2010 und 2011.

Österreich bleibt Osteuropa-Spezialist

Auch in Österreich hat die Wirtschaftskrise die Direktinvestitionsströme stark reduziert, sagte Aurel Schubert, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB. Es gebe kaum noch Nettozuflüsse, Zuwächse beschränkten sich derzeit vor allem auf reinvestierte Gewinne. Rund der Hälfte der heimischen Direktinvestitionen fließt nach wie vor nach Osteuropa.

Mit 19 Mrd. Euro an aktiven Direktinvestitionen im Jahr 2008 nahm Österreich noch einen Platz unter den 20 größten Investoren weltweit ein. Der weltweite Einbruch der Börsen habe das Wachstum der Bestände im Verlauf des Jahres 2008 aber deutlich gebremst. Die Hauptursache für die aktuelle Entwicklung liegt laut OeNB jedoch in der Schwierigkeit, "Mega-Deals" zu finanzieren.

Die OeNB geht aber davon aus, dass der Tiefpunkt bei den heimischen Direktinvestitionen im ersten Halbjahr 2009 erreicht worden sein dürfte. Die zweite Jahreshälfte bringe mit bevorstehenden Deals wie AUA/Lufthansa, Verbund/Inn-Kraftwerke oder Magna/Opel wieder Beschleunigung in die Investitionen.

Ende 2007 haben die österreichischen Direktinvestitionen die Schallmauer von 100 Mrd. Euro durchbrochen - der Bestand an Firmenbeteiligungen österreichischer Investoren im Ausland lag bei 103 Mrd. Euro, der Bestand ausländischer Unternehmensbeteiligungen in Österreich bei 108 Mrd. Euro. Für Ende 2008 prognostiziert die OeNB einen Bestand von 112 Mrd. Euro auf bei den aktiven Direktinvestitionen und von 116 Mrd. Euro auf der Passiv-Seite.

Mit 51,1 Mrd. Euro floss nahezu die Hälfte der österreichischen Direktinvestitionen in die mittel- und osteuropäischen Länder, in fünf Staaten ist Österreich der wichtigste Auslandsinvestor. Mehr als die Hälfte der Direktinvestitionen in den MOEL-20 entfällt auf Banken.

Das gesamte Auslandsengagement der österreichischen Banken - also Direktinvestitionen plus Portfolioinvestitionen plus Kredite und Einlagen - ist laut OeNB gemessen am BIP im europäischen Vergleich aber nicht hoch. Auffallend sei aber - wie bei den Direktinvestitionen - die starke Konzentration heimischer Banken auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa.

Summiert man die Erträge der österreichischen Investoren über die letzten zehn Jahre (1998 bis 2007), so ergibt sich ein Betrag von 37 Mrd. Euro, von denen 20 Mrd. Euro in Osteuropa erwirtschaftet wurden - ein "Polster, mit dem man Rückschläge in der Krise abfedern kann", so Schubert.

Laut Statistik der UNCTAD wurden 2008 in Österreich 13,6 Mrd. Dollar (9,24 Mrd. Euro) von ausländischen Unternehmen investiert. Aus Österreich ins Ausland sind Direktinvestitionen in Höhe von 28,2 Mrd. Dollar geflossen.

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