"Schärfste Waffe"

Euro-Hilfe ab sofort ohne Limit

Teilen

Ab sofort kann die EZB unbegrenzt (!) Anleihen von Pleite-Ländern kaufen

Der heutige Besuch von Angela Merkel in Wien könnte kaum zu einem brisanteren Zeitpunkt stattfinden (siehe Kasten rechts). Denn gestern wurde das schärfste Geschütz im Kampf gegen die Eurokrise aufgefahren: Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag, verschuldeten Euroländern künftig mit Anleihekäufen zu helfen.

Unbegrenzte Hilfe für die Pleite-Länder
Anders als beim Euro-Rettungsschirm wird es bei der EZB-Hilfe kein Limit geben. Im Klartext: Die EZB kann unbegrenzt (!) Staatsanleihen von Pleite-Ländern kaufen.

Die Bedingung: Pleite-Staaten, wie etwa Italien und Spanien, müssen zuerst Hilfen aus dem Rettungsfonds beantragen.

Der Plan: Die Zentralbank könnte unbegrenzt Anleihen mit einer Laufzeit von "ein bis drei Jahren" kaufen. Das Programm wird erst dann beendet, wenn das Ziel erreicht ist.

Wenn der Plan schiefgeht, haften wir mit 2,8 %
Der EZB-Plan wurde mit nur einer Gegenstimme im 23-köpfigen EZB-Rat angenommen. Lediglich der deutsche Bundesbank-Chef Jens Weidmann stimmte gegen die unbegrenzten Staatsanleihen-Käufe.

An der Sitzung nahm auch Österreichs oberster Banker Ewald Nowotny von der Nationalbank teil. Denn: Österreich hält rund 2,8 Prozent an der EZB: "Wir würden im Worst Case bei jedem Verlust, der hier entsteht, mit diesem Anteil haften", so Bank-Austria-Volkswirt Stefan Bruckbauer.

Entstehen der Notenbank durch den Anleihe-Kauf Verluste, steht damit auch Österreich in der Pflicht. Das Risiko sei aber überschaubar.

Die EZB-Entscheidung ist dennoch umstritten, heftige Kritik kommt vor allem aus Deutschland: Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB sei riskant, weil dadurch die Inflationsgefahr wachsen könne.
 

'Zinsen für die Länder sinken'

ÖSTERREICH: Was steckt hinter dem EZB-Plan?
Stephan Schulmeister (WIFO-Experte): Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, sind Zinsunterschiede nicht mehr so groß, die Zinsbelastung für Schuldenländer wird kleiner. Damit signalisiert man den Spekulanten, dass man eine uneingeschränkte Waffe hat.
ÖSTERREICH: Was bedeutet das für Österreich?
Schulmeister : Bisher hat Österreich von der Zinsschaukel profitiert. Ich gehe davon aus, dass dadurch die Zinsen steigen könnten, es muss aber nicht sein.
ÖSTERREICH: Hilft der Plan den Pleiteländern?
Schulmeister: Ja, Haupteffekt werden nämlich niedrigere Zinsen für diese Länder sein. (prj)
 

'Wir würden bei Verlust haften'

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie die Entscheidung der EZB?
Stefan Bruckbauer (BA-Chef-Ökonom): Das ist eine gute Entscheidung. Das ist die stärkste Waffe, die gegen die Euro-Krise aufgefahren werden kann.
ÖSTERREICH: Was würde das im Worst-Case-Szenario für uns bedeuten?
Bruckbauer : Wir sind mit rund 2,7 %an der EZB beteiligt -würden also auch bei jedem Verlust, der hier entstehen würde, haften. Das Risiko für Österreich ist aber überschaubar.
ÖSTERREICH: Experten warnen vor Inflation.
Bruckbauer : Ich glaube nicht, dass die Inflation dadurch steigen wird. Das würde nur passieren, wenn die EZB unendlich viele Anleihen kauft.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.