EZB will Liquidität am Geldmarkt abziehen

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Die Europäische Zentralbank (EZB) will am Dienstag überschüssige Liquidität vom Geldmarkt abziehen. Um 15 Uhr können die Banken ihre Gelder zu einem Höchstbietungssatz von 1 Prozent der Notenbank andienen. "Nach den Erfahrungen der letzten Zeit dürfte letztendlich ein Satz von 0,8 Prozent realistisch sein", sagte ein Händler. Die Notenbank hatte vor zwei Wochen über einen Jahrestender den Banken fast eine halbe Billion Euro zur Verfügung gestellt und dadurch den Geldmarkt praktisch mit Liquidität überschwemmt. Spannend wird nun, wie viel Geld die Banken der EZB in dem Feinsteuerungsgeschäft andienen.

Die Tagesgeldsätze in der Euro-Zone haben sich am Dienstag kaum verändert. Die Sätze pendelten den Angaben nach am Vormittag zumeist um 0,20 und 0,25 Prozent. Am Vortag war eine Spanne um 0,15 bis 0,35 Prozent genannt worden. Der Drei-Monats-Euribor - üblicherweise der Richtwert für die Sätze, zu denen sich die Banken der Euro-Zone untereinander Geld leihen - setzte seine Talfahrt fort und fiel erneut auf ein Rekordtief von 1,044 (Montag: 1,048) Prozent. Der Referenzsatz für Tagesgeld Eonia war am Montagabend mit 0,332 (Freitag 0,328) Prozent festgestellt worden. Der Eonia und der Euribor werden seit einigen Wochen meist höher gefixt als die Tagesgeldsätze. Diese Sätze seien inzwischen aber verzerrt und spiegelten das reale Geschäft nicht mehr wider, sagte der Händler.

Geld wird immer noch "gehortet"

Beim wöchentlichen Zinstender teilte die EZB 106,406 Mrd. Euro zu einem festen Zinssatz von einem Prozent zu. Gebote von 397 Banken und Sparkassen wurden damit bedient. "Bei der Menge an überschüssiger Liquidität und Zinssätzen um 0,3 Prozent am Geldmarkt ist es schon erstaunlich, wie viele Institute es offenbar immer noch gibt, die sich das Geld zu einem Prozent von der EZB holen müssen, weil sie anders nichts bekommen", sagte ein Händler.

Wurzel des Problems am Geldmarkt bleibe das Misstrauen der Banken untereinander. Seit Ausbruch der Krise horten die Banken ihre Gelder in nie dagewesenem Ausmaß - anstatt es in den Geldkreislauf zu geben. Daran habe bisher auch der Jahrestender wenig geändert. "Es macht auch keinen Sinn, ungesichert Geld am Geldmarkt für 0,20 oder 0,15 Prozent zu geben, wenn ich von der EZB ein Prozent bekomme", sagte der Händler.

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