Die geplante Senkung des Aktienanteils bei der staatlich geförderten Privatpension, um diese nicht so sehr den Schwankungen am Kapitalmarkt auszusetzen, stößt großteils auf Zustimmung. Für die Arbeiterkammer geht die angedachte Absenkung des Aktienanteils bei der Zukunftsvorsorge von derzeit 40 auf 30 Prozent "in die richtige Richtung".
Die Wiener Börse spricht sich gegen eine zu starke Absenkung aus. Experten sehen "keine Auswirkungen" aus der Reduktion des Aktienanteils für den österreichischen Kapitalmarkt. Derzeit gebe es noch keinen fertigen Gesetzesentwurf, sagte Harald Waiglein, Sprecher des Finanzministeriums, im Gespräch mit der APA. Er rechnet damit, dass die Novelle in einigen Wochen in Begutachtung gehe. Zum Ausmaß einer Senkung des Aktienanteils gebe es noch keine genauen Zahlen. Bereits im Dezember des Vorjahres war eine Änderung des Aktienanteils im Finanzausschusses des Parlaments diskutiert worden.
Bei der privaten Pensionsvorsorge wurde im Jahr 2003 ein Aktienanteil von 40 Prozent festgelegt, um sowohl eine hohe Rendite als auch eine Belebung der Wiener Börse zu erreichen. Im Jahr 2008 verwalteten die privaten Pensionsversicherer 1,34 Mio. Verträge mit einem Vermögen von 2,79 Mrd. Euro. Damit müssen sie knapp 1,1 Mrd. Euro in Aktien investieren, um einen Anteil von 40 Prozent zu erreichen. Im vergangenen Jahr mussten die Produkte der Zukunftsvorsorge aufgrund der Aktientalfahrt eine durchschnittliche negative Performance von minus 15,3 Prozent hinnehmen. Bei einer Reduktion des Aktienanteils von derzeit 40 auf angedachte 30 Prozent stünden dem österreichischen Kapitalmarkt 279 Mio. Euro weniger zur Verfügung.
Gegen zu starke Absenkung
Die Wiener Börse steht nach eigenen Angaben einer Senkung der Aktienquote offen gegenüber, insbesonders wenn diese gegen Ende der Laufzeit vorgenommen wird. Eine zu starke Absenkung der Aktienquote schade aber dem österreichischen Kapitalmarkt. Die Wiener Börse sei in die laufenden Gespräche mit dem Finanzministerium eingebunden, so das Unternehmen. Für Kapitalmarktexperten wird die Absenkung des Aktienanteils keine negative Auswirkung für den Kapitalmarkt haben. Der Liquiditätsabfluss wäre nicht sonderlich hoch. Die Einführung der privaten Pensionsvorsorge war laut Experten für internationale Investoren vielmehr ein Signal, sich in Österreich zu engagieren. "Die Reform ist sinnvoll und damit hat sich auch der Veranlagungsspielraum vergrößert", so Manfred Zurek, Pensionsvorsorge-Manager der Erste Sparinvest. Wünschenswert wäre eine Reform der Zukunftsvorsorge schon vor den Kursrückschlägen des vergangenen Jahres gewesen, so Zurek.
Für Otto Farny von der Arbeiterkammer geht die geplante Reform in die "richtige Richtung". Sinnvoll sei außerdem eine stärkere Differenzierung des Aktienanteils, sagte Farny. Man solle das Risiko aus der privaten Vorsorge herausnehmen, forderte er. Die Erwartungen in die private Pensionsvorsorge als zweites Standbein seien aber eine Illusion. Diese sei nicht mehr als ein Pensionszuschuss.