Damit wird eine Betrugsklage beigelegt. Der Bank war vorgeworfen worden, Anleger falsch beraten zu haben.
Die Investmentbank Goldman Sachs & Co hat sich zur Zahlung von 550 Millionen Dollar (429 Mio. Euro) bereiterklärt, um eine Klage wegen Betrugs beizulegen. Dabei ging es um den Vorwurf, dass Käufer bei Investitionen in hypothekarische Anlagen in die Irre geführt worden seien. Der Einigung zufolge zahlt Goldman 300 Millionen Dollar an Strafen an die Börsenaufsicht, mit dem Rest werden Anleger entschädigt. Es ist die bisher höchste Strafe gegen ein Finanzunternehmen in der Geschichte der US-Börsenaufsicht. Die Einigung ließ den Kurs der Goldman-Aktie steigen.
Insider wettete auf Verlust
Einer der Vorwürfe war, dass die betreffende Anlage mit Hilfe eines Kunden zusammengestellt worden war, der selbst darauf setzte, dass diese Anlage scheitert. Als der US-Hypothekenmarkt dann zusammenbrach, verdiente dieser viel Geld. Die SEC hat Goldman Sachs vorgeworfen, Anleger beim Verkauf von Hypothekenpapieren hinters Licht geführt zu haben, indem sie ihnen die Rolle eines großen Hedgefonds verheimlichte, der gegen die Wertpapiere wettete. Die Bank räumte einen Fehler ein; die Unterlagen seien lückenhaft gewesen. Von vorsätzlichem Betrug wollte sie aber nichts wissen.
Rückenwind für Obama?
Die SEC verkündete den Vergleich am selben Tag, an dem US-Präsident Barack Obama seine Finanzmarkt-Reform durchsetzte. In der Finanzwelt war das harte Vorgehen gegen Goldman Sachs als politische Intrige gebrandmarkt worden mit dem Ziel, Stimmung für Obamas Gesetzentwurf zu machen.
Goldman-Aktie steigt
Die Vorwürfe hatten Goldman Sachs drei Monate lang verfolgt. Die Börsianer sahen den Vergleich deshalb als Erlösung an. Sie hatten gefürchtet, dass die Attacken die Geschäfte der rentabelsten aller Wall-Street-Banken in Mitleidenschaft ziehen könnten. Nachbörslich stieg die Aktie um 3 Prozent.
IKB und RBS profitieren
Einen Teil der strittigen Wertpapiere hatte die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB gekauft. Sie bekommt 150 Millionen Dollar aus der Strafsumme. Die Royal Bank of Scotland als weiterer Investor erhält 100 Millionen Dollar. Der Rest fließt in die Staatskasse. Nach der ursprünglichen Klage der SEC haben Anleger allerdings insgesamt mehr als 1 Milliarde Dollar verloren.
"Dieser Vergleich ist eine eindeutige Lehre für die Wall-Street-Firmen", sagte der SEC-Verantwortliche Khuzami. Kein Produkt sei zu komplex und kein Investor zu erfahren, als dass die grundlegenden Regeln des fairen Geschäftemachens verletzt werden dürften. Goldman Sachs hatte sich wiederholt damit verteidigt, dass die Investoren zu den gewieftesten Spielern am Markt gehört hätten.
Goldman Sachs muss nun als Teil des Vergleichs sein Verhalten ändern. Bankchef Lloyd Blankfein hatte schon vor Wochen angekündigt, die Geschäftspraktiken auf den Prüfstand zu stellen. Die große Sorge in der Führungsetage ist, dass die Negativschlagzeilen die Kunden vergraulen. Bisher ist die große Abwanderungswelle ausgeblieben. Am Dienstag legt Goldman Sachs seine Zahlen für das zweite Quartal vor.
Analysten nannten die Strafe in ersten Reaktionen "heftig". Gleichzeitig verwiesen sie darauf, dass der Fall damit noch nicht ausgestanden sei. Einzelne Anleger haben eigene Klagen gegen Goldman Sachs eingereicht. So verlangt ein australischer Hedge-Fonds im Windschatten der SEC-Vorwürfe eine milliardenschwere Wiedergutmachung.
Der Vergleich muss nun noch von einem Richter genehmigt werden. Das ist aber in der Regel eine reine Formsache. Die SEC-Klage gegen den parallel beschuldigten Goldman-Banker Fabrice Tourre läuft weiter. Er hatte das umstrittene Geschäft eingefädelt.