Finanzkrise passé

Immer mehr Millionäre in Österreich

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Im Vorjahr ist die Zahl der Dollar-Millionäre auf 39.077 gestiegen. Von der Krise ist keine Spur mehr. Weltweit betrachtet besitzt 1% der Haushalte 38% der globalen Vermögen.

Die Zahl der Millionäre - in Dollar gerechnet - ist im Vorjahr in Österreich und auch weltweit stark angestiegen. Die Vermögenswerte von Privatanlegern haben die Verluste von 2008 wettgemacht und sind wieder auf Vorkrisen-Niveau geklettert, teils sogar darüber. Das geht aus der neuen "Global Wealth 2010"-Studie der Boston Consulting Group (BCG) hervor.

Weltweit stieg die Zahl der Dollar-Millionärs-Haushalte um 14 % auf 11,2 Mio., in Österreich um 9,8 % von 35.582 auf 39.077. Am ganzen Globus wuchsen die in Bargeld, Aktien, Wertpapieren oder Fonds angelegten privaten Vermögenswerte 2009 um 11,5 % auf 111,5 Bill. Dollar (derzeit 92,6 Bill. Euro).

Keine Spur mehr von Krise

In Österreich stiegen die verwalteten Vermögen im Vorjahr von 628 auf 676 Mrd. Dollar (561 Mrd. Euro), wobei die Wachstumsrate in den Jahren 2007 bis 2009 durchschnittlich 3 % jährlich betrug. Weltweit wurden die Verluste von 2008 wieder wettgemacht - in Europa wurde sogar der Höchstwert von vor der Krise übertroffen: In der nach wie vor reichsten Region sprangen die verwalteten Vermögenswerte von 36,5 auf 37,1 Bill. Dollar (30,8 Bill. Euro) in die Höhe.

Außer in den USA und Japan

Gründe für die Zunahme des globalen Privatvermögens waren das erneute Anziehen der Finanzmärkte sowie höhere Spareinlagen. Nordamerika (35,1 Bill. Dollar) und Japan (14,9 Bill. Dollar) waren die einzigen Regionen, deren Vermögen 2009 unter Vorkrisenniveau blieb. In Nordamerika machten steigende Börsenwerte 90 % des Zuwachses aus, in Europa und Asien-Pazifik (ohne Japan) war das Plus zu gleichen Teilen durch höhere Börsenwerte und Spareinlagen bedingt. Bis 2014 erwartet BCG durchschnittlich 6 % jährliches Wachstum der globalen Vermögenswerte nach plus 4,8 % p.a. in den letzten fünf Jahren.

Die meisten der 11,2 Mio. Millionäre wohnen in den USA (4,7 Mio.), gefolgt von Japan (1,2 Mio.), China (670.000), Großbritannien (485.000 und Deutschland (430.000). Am stärksten wuchs die Zahl der Dollar-Millionärs-Haushalte in Singapur (+35 %), gefolgt von Malaysia (+33 %), der Slowakei (+32 %) und China (+31 %). Die höchste Millionärsdichte weisen Singapur und Hongkong mit 11,4 bzw. 8,8 % aller Haushalte auf. In Europa ist die Dichte in der Schweiz am höchsten mit 8,4 %. Drei der sechs Länder mit der höchsten Dichte liegen im Nahen Osten: Kuwait (8,2 %), Katar (7,4 %) und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit 6,2 %, auf Platz 7 folgen die USA mit 4,1 %.

1% der Haushalte gehören 38% der Assets

Zum exklusiven Kreis der Millionäre zählte 2009 weltweit weniger als ein Prozent aller Haushalte: Diese verfügten aber über 38 Prozent der weltweiten Assets. Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 5 Mio. US-Dollar (4,15 Mio. Euro) repräsentierten 0,1 % aller Haushalte und besaßen über 21 % der globalen Vermögenswerte. In Japan und Europa verfügen Millionäre über gut ein Viertel aller Finanzwerte, im Nahen Osten, in Afrika und in Nordamerika halten sie mehr als die Hälfte, geht aus der Boston-Consulting-Studie hervor.

Viele Reiche legen ihr Geld weiter in Ländern an, in denen sie sich vor Steuerbehörden ihrer Heimatstaaten geschützt glauben: Insgesamt rechnet die BCG-Studie 7,4 Billionen Dollar der Kategorie "Offshore-Vermögen" zu, die dort geparkt werden, wo der Eigentümer keinen gesetzlichen oder steuerlichen Wohnsitz hat. Mehr als ein Viertel dieser Vermögen - 27 % oder 2 Bill. Dollar - liegt in der Schweiz. Doch die Offshore-Zentren kommen durch regulatorische Vorgaben und zunehmende Konkurrenz unter Druck.

Die Studie prognostiziert einen Rückgang der Offshore-Vermögen an den Gesamtwerten von zuletzt 7 % auf rund 6 % bis 2014. Der Vorstoß zu mehr Transparenz werde viele Kunden - vor allem aus Nordamerika und Europa - dazu veranlassen, ihre Anlagen abzuziehen, erklärt BCG-Experte Ludger Kübel-Sorger: "Für Privatbanken bedeutet dies, dass sie ihre Strategien und Operating-Modelle anpassen müssen - bis hin zur Aufgabe ausgewählter Märkte."

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