Nach der Commerzbank droht nun auch dem britischen Bankenriesen Lloyds eine unfreiwillige Schrumpfkur. Wegen der milliardenschweren Finanzspritzen aus dem staatlichen Paket zur Bankenrettung könnten die EU-Wettbewerbshüter die größte Privatkundenbank des Königreichs dazu zwingen, sich von seiner Tochter Halifax zu trennen.
Das berichtet "The Times" unter Berufung auf Bankenkreise. Die britische Regierung hatte während der Finanzkrise im vergangenen Herbst die Fusion von Llodys TSB und der Halifax Bank of Scotland (HBOS) gegen jede Wettbewerbsregeln vorangetrieben, um einen drohenden Kollaps von HBOS zu vermeiden. Lloyds wollte den Bericht nicht kommentieren.
Wie die "Times" weiter berichtete, hatte die Bankengruppe Lloyds Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes angeboten, sich von der Hypothekentochter Cheltenham & Gloucester und von einigen Aktivitäten in Schottland zu trennen.
Nach "Times"-Informationen zielen die EU-Wettbewerbshüter aber auf einen größeren Teil des Lloyds-Imperiums ab. Ein Kompromiss könnte den Informationen zufolge sein, dass Lloyds zwar den Namen Halifax behält, sich aber von einem großen Teil der 1.000 Filialen trennt.
Hilfe für Commerzbank mit Auflagen
Im Mai hatte Brüssel bereits bei der Commerzbank die milliardenschweren Hilfen der Bundesregierung nur unter Auflagen gebilligt. So wurde der Commerzbank etwa verordnet, sich von ihrer Immobilientochter Eurohypo zu trennen. Sollte Lloyds einen Großteil seiner Halifax-Filialen abgeben müssen, gilt der britische Supermarkt-Riese Tesco als Interessent.
Die Supermarktkette hat bereits eine eigene Kundenbank und soll auch seine Fühler nach der Bank Northern Rock ausgestreckt haben, die nach der Notverstaatlichung wieder privatisiert werden soll.
Die Lloyds Banking Group war im Jänner aus dem Zusammenschluss von Lloyds TSB und HBOS entstanden. Lloyds TSB hatte in der Bankenkrise zwar größeres Unheil abwenden können, durch die Übernahme der taumelnden HBOS-Konkurrenz geriet die Gruppe aber in Schieflage und musste sich mit 17 Mrd. Pfund (19,1 Mrd. Euro) aus dem staatlichen Banken- Rettungspaket bedienen. Seither hält der Staat einen Anteil von 43 Prozent an Lloyds Banking Group.