Bis mindestens 2016

Opel laufen in Bochum weiter vom Band

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Frist für Einigung bei seit Monaten andauernden Verhandlungen läuft heute aus.

Die Opelaner in Bochum gewinnen Zeit und Hoffnung: Sie dürfen nun doch mindestens bis Ende 2016 Autos bauen - darauf hätten sich Arbeitnehmer und Unternehmen im Grundsatz geeinigt, sagt Gesamtbetriebsratschef Schäfer-Klug.

Bis mindestens 2016 laufen in dem Werk noch Autos vom Band, sagte Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug der dpa heute, Donnerstag. Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter demnach im Grundsatz geeinigt, den Kündigungsschutz um zwei Jahre bis Ende 2016 zu verlängern. Bis dahin seien auch Werksschließungen ausgeschlossen. Was die Arbeitnehmer im Gegenzug angeboten haben, war zunächst nicht bekannt.

Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte, bis zu Mittag habe es "keine Beratung innerhalb der Verhandlungskommission oder mit dem Opel-Vorstand über eine Vereinbarung gegeben". Ein Sprecher der IG Metall in Nordrhein-Westfalen sagte: "Wir stehen kurz vor einer möglichen Einigung." Der sehr schwierige Verhandlungsprozess dauere aber noch an.

Nach Schäfer-Klugs Worten wird in Bochum eine Komponentenfertigung angesiedelt. Zudem habe man vereinbart, dass "Arbeitsplätze im vierstelligen Bereich" erhalten bleiben. Von diesen Überlegungen hatte Opel-Interimschef Thomas Sedran bereits im Dezember berichtet.

Mit dem Ende der Autoproduktion werde den Beschäftigten für zwei Jahre der Übergang in eine Transfergesellschaft angeboten, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Zuletzt beschäftigte Opel noch rund 3.300 Menschen in Bochum.

Nach Betriebsratsangaben wurden auch alle Überlegungen begraben, die zentrale Fertigungsplanung oder den Prototypenbau von der Rüsselsheimer Zentrale an Fremdfirmen zu vergeben oder ins Ausland zu verlagern. Im Ingenieursbereich galten deshalb 700 Jobs als bedroht. Das sei nun vom Tisch, sagte Schäfer-Klug: "Im Engeneering bleiben alle Stellen erhalten."

Seit Juni 2012 hatten das Management, die IG Metall und der Betriebsrat über ein Sparprogramm für den defizitären Autobauer verhandelt. Opel leidet unter der Absatzkrise in Europa, fährt massive Verluste ein und muss die Kosten daher drücken. Die US-Mutter General Motors (GM) erwartet zur Mitte des Jahrzehnts wieder schwarze Zahlen in Europa.

Davon ist Opel noch weit entfernt: Im vergangenen Jahr schrieb GM in Europa einen operativen Verlust von 1,8 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro). Allein im Schlussquartal verloren die Amerikaner auf dem schwierigen europäischen Markt rund 700 Mio. Dollar - und damit genauso viel wie im gesamten Jahr 2011.

Auch 2013 dürfte schwer werden, wie Opel-Personalvorstand Holger Kimmes erst am Montag auf einer Betriebsversammlung in Bochum sagte: "Reden wir nicht lange drum herum: Auch 2013 werden wir noch deutliche Verluste schreiben." Allerdings rechnet Opel mit Rückenwind durch neue Modelle wie den SUV Mokka oder den City-Flitzer Adam. Das Ergebnis solle 2013 besser ausfallen als im Vorjahr.

Opel - IG Metall: Gespräche über Sanierung vor Abschluss
Im Ringen um die Sanierung des deutschen Autobauers Opel steht nach Angaben der deutschen Gewerkschaft IG Metall eine Einigung bevor. "Wir stehen kurz vor einem möglichen Abschluss", sagte ein IG-Metall-Sprecher heute, Donnerstag. Die Verhandlungen gestalteten sich allerdings schwierig und könnten sich bis Freitag hinziehen. Ein Gewerkschaftsinsider fügte hinzu, der Opel-Mutterkonzern General Motors mache Druck, damit es noch am Donnerstag zu einer Einigung zu komme. Im Gespräch sei ein Konzept zur Auslastung der deutschen Opel-Standorte.

Das deutet darauf hin, dass sich Gewerkschaft und GM im Grundsatz bereits darauf verständigt haben, betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Standorten bis Ende 2016 auszuschließen. Die Fahrzeugproduktion im Opel-Werk Bochum mit über 3.000 Beschäftigten würde danach auslaufen.

GM steht bei der Sanierung seines defizitären Europa-Geschäfts unter Zugzwang, seitdem der US-Rivale Ford die Schließung von drei Werken in Belgien und Großbritannien mit 5.700 Beschäftigten angekündigt hat. Durch die Einschnitte will Ford bis 2015 in Europa wieder profitabel werden.

GM türmte im vergangenen Jahr mit den beiden Marken Opel und Vauxhall einen Betriebsverlust von satten 1,8 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro) auf, fast dreimal so viel wie im Jahr davor. Ähnlich wie der französische Partner Peugeot setzte GM den Wert seiner Fabriken und Maschinen in Europa niedriger an - und zwar um 5,2 Mrd. Dollar. Das GM-Management um Konzernchef Dan Akerson will bis zur Mitte des Jahrzehnts in Europa schwarze Zahlen schreiben. Im laufenden Jahr soll der Verlust zumindest etwas eingedämmt werden.

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