Machtwechsel

Raiffeisen: Hameseder beerbt Konrad

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Neuer Obmann der Raiffeisen-Holding "will keine Bocksprünge machen".

Machtwechsel im niederösterreichischen Raiffeisen-Reich: Nach 22 Jahren an der Spitze zieht sich der mächtige Raiffeisen-Boss Christian Konrad (68) vor Ablauf der Funktionsperiode zurück. Am heutigen Freitag wurde Erwin Hameseder (55) von der Generalversammlung - laut Raiffeisen in geheimer Abstimmung - mit 98,9 Prozent der Stimmen als neuer Obmann der Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien gewählt. Die Weichen für die Wachablöse waren bereits Mitte April von Vorstand und Aufsichtsrat gestellt worden. Seine einflussreiche Funktion als Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes wird Konrad hingegen erst Anfang Juli zurücklegen.

Hameseder tritt sein Amt als Obmann mit sofortiger Wirkung an und gibt damit seinen Job als Generaldirektor der Raiffeisen-Holding und Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien) auf.

"Ich woll keine Bocksprünge machen, sondern die kontinuierliche Arbeit fortsetzen", sagte Hameseder nach der Abstimmung zur APA. Man stehe aber "vor großen Themen wie Basel III". Der Raiffeisensektor werde deswegen weiter zusammenrücken müssen. "Sehr, sehr zuversichtlich" zeigte sich der neu gewählte Obmann, den Gewinn der Holding heuer wieder deutlich zu steigern. Nach internationalem Bilanzstandard IFRS ging der Nettogewinn 2011 massiv von 284 auf 107,9 Mio. Euro zurück. Grund waren die Minderergebnisse aus der Banksparte, und hier unter anderem die Bankensteuern und Ungarn-Abschreibungen, aber auch Sondereffekte wie Kartellbußen.

Mit ihren 740 Unternehmensbeteiligungen ist die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien die größte private Beteiligungsgesellschaft Österreichs und damit ein mächtiger Wirtschaftsfaktor. In der Holding sind milliardenschwere Beteiligungen wie die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien, der Baukonzern Strabag, die Nahrungsmittelkonzerne Agrana, Leipnik und NÖM sowie Medien (u.a. "Kurier".) gebündelt. Nach eigenen Angaben sind in den Beteiligungsunternehmen in Österreich rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit rund 162.000.

Als Hameseder-Nachfolger rückt der bisherigen Chef des Lagerhauskonzerns Raiffeisen Ware Austria (RWA), Klaus Buchleitner (48) nach. Er wird ab 1. Juni neuer Chef der RLB NÖ-Wien und außerdem Holding-Generaldirektor. Sowohl die Raiffeisenlandesbank als auch die Holding hielten heute im Messezentrum Wien ihre nicht medienöffentlichen Jahresversammlungen ab.

Hameseder soll außerdem neuer Präsident des Aufsichtsrates der Raiffeisen Zentralbank (RZB) werden. Zudem erhält er einen Sitz im um zwei Personen aufgestockten Aufsichtsrat der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Konrad bleibt aber nach der Generalversammlung weiterhin Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Der zweite Teil des Rückzugs von Konrad aus den Schlüsselfunktionen bei Raiffeisen ist der Verband. Konrad wird zum 1. Juli seine Raiffeisen-Generalanwalts-Agenden an RZB-Chef Walter Rothensteiner abgeben - zwei Jahre vor Ablauf seiner Amtsperiode.

Damit hat Konrad seine Machtfülle auf zwei Personen aufgeteilt. Die Wahl des Generalanwalts soll am 25. Juni bei der Generalversammlung des Verbandes stattfinden. Konrad betonte in der Vergangenheit mehrmals, seine Ämter vor seinem "70er" zurückzulegen. Im Juli feiert er seinen 69. Geburtstag.

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