Raiffeisen International macht trotz Ostrisiko Gewinne

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Raiffeisen International (RI) hat wegen hoher Kreditvorsorgen im Osten einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Ein von manchen Börsianern befürchteter Quartalsverlust blieb jedoch aus. Vielmehr hat die RZB-Ostholding den Markt mit den Zahlen überrascht.

Unterm Strich wies RI nach 9 Monaten 2009 einen Nettogewinn (Konzern-Periodenüberschuss nach Steuern) von 156 (861) Mio. Euro aus. Das war ein Rückgang um knapp 82 % im Jahresvergleich.

Für Q3 meldet die RI einen Überschuss von 77,5 Mio. Euro (3. Vorjahresquartal: 296 Mio. Euro). Es war heuer trotzdem das beste Quartal im bisherigen Jahresverlauf, weil im Herbstquartal etwas weniger für Kredite rückgestellt werden musste. Im zweiten Quartal 2009 war lediglich ein Überschuss von 21,9 Mio. Euro verblieben.

Für Kreditrisiken mussten bis September 1,365 Mrd. Euro zur Seite gelegt werden, in den ersten neun Monaten 2008 waren es 366 Mio. Euro gewesen.

Ukraine tiefrot, im Konzern 4.700 Jobs abgebaut

Als Gesamtkonzern ist die RI auch Q3 und somit bis Ende September 2009 in den schwarzen Zahlen geblieben. In den von der Krise besonders betroffenen Regionen - allen voran in der Ukraine - sieht es aber anders aus. Die Krise hat in diesen Ländern bereits tausende Jobs gekostet.

In der Region "GUS-Sonstige" fiel bis September ein Vorsteuerverlust von 75 Mio. Euro an. Der Periodenübeschuss ist in dieser Region durch Kreditrisikovorsorgen von 392 Mio. Euro - insbesondere in der Ukraine - "stark belastet". Für die Ukraine weist RI nach 9 Monaten heuer 114,4 Mio. Euro Nettoverlust aus.

Kreditvorsorgen: NPL stieg von 4,8 auf 7,9 %

Für ausfallsgefährdete Kredite musste RI insgesamt viel mehr als 2008 beiseite legen. Die Non-Performing Loan Ratio (Anteil der notleidenden Kredite am Kundenkreditbestand) stieg seit Ende 2008 um 4,8 Prozentpunkte auf 7,9 %. Der Schwerpunkt der notleidenden Kredite und damit auch der Vorsorgen und Wertberichtigungen lag in der Ukraine und in Russland, mit einigem Abstand auch in Ungarn. Auch die Ungarn-Bank fiel heuer in die roten Zahlen.

"Trotz einer Reihe positiver Signale ist das Umfeld in CEE nach wie vor von den Auswirkungen der globalen Finanzkrise geprägt", schrieb der Vorstand im Quartalsbericht. Raiffeisen hat in der Region heuer aber massiv die Kostenschraube angedreht. Raiffeisen hat in den Osttöchtern massiv Personal abgebaut. Der Personalaufwand in den Ostbanken sank im Jahresabstand um 18 %. Ende September 2009 hatte die Gruppe 58.642 Mitarbeiter, zum Jahresultimo 2008 waren es noch 63.376. Dies war ein Rückgang um 4.734 Mitarbeiter oder 8 %.

"Stabil" blieb bis September das operative Ergebnis: Es lag nach 9 Monaten mit 1,603 Mrd. Euro nur um 7 Mio. Euro unter Vorjahr. Der Zinsüberschuss sank um 5 %, bleibt aber mit einem Anteil an den Betriebserträgen von 68 % oder 2,224 Mrd. Euro wichtigster Ertragsbringer. Der Provisionsüberschuss ging um 17 % zurück.

Die hohen Kreditrisikovorsorgen drückten die Rentabilitätszahlen: So lag der Return on Equity vor Steuern für die ersten 9 Monate bei 6,1 % und so um 19,3 Prozentpunkte niedriger als 2008 (25,4 %). Das zugrundeliegende durchschnittliche Eigenkapital sank "währungsbedingt" um 5 % auf 6,3 Mrd. Euro. Der Konzern-ROE nach Minderheiten sank von 17,4 % zum Jahresultimo auf nun 3,8 %. Der Gewinn je Aktie ging im Berichtszeitraum auf 1,01 Euro zurück (Vorjahr: 5,61), wobei der Gewinn je Aktie bereinigt um das kalkulatorische Entgelt für das aufgenommene Genussrechtskapital bei 72 Cent liegt.

Die Bilanzsumme war mit 77,5 Mrd. Euro 9 % niedriger als Ende 2008. Was einerseits an Währungsabwertungen lag, zum anderen an einer "Optimierung des Kreditportfolios".

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