Bis jetzt hat die kolumbianische Investorengruppe kein Geld fließen lassen. Gläubiger warten.
Es wäre eine Rettung in letzter Minute: Bis Dienstag um 24.00 Uhr, muss der Wiener Schwedenbombenhersteller Niemetz knapp 4,2 Mio. Euro auftreiben, um den von den Gläubigern in der Vorwoche abgenickten Sanierungsplan zu erfüllen. Gelingen soll dies mithilfe der südamerikanischen BAGRUP Investments Kolumbien SA mit dem Deutschen Peter Barthel als Geschäftsführer. Bis Dienstagvormittag war das Geld laut Gläubigervertretern jedenfalls noch nicht überwiesen. Passiert das nicht noch bis Mitternacht startet am Mittwoch der Verkauf von Niemetz.
Die Chronologie der Niemetz-Rettung
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3. August 2012
Es wird bekannt, dass Niemetz seit geraumer Zeit finanzielle Schwierigkeiten hat und Mitarbeiter zuletzt nur teilweise oder gar nicht bezahlt worden sind. Von der Möglichkeit eines baldigen Insolvenzantrags ist ebenfalls bereits die Rede. Die Firmenleitung versichert, das Unternehmen sei nicht in Gefahr.
9. August 2012
Niemetz-Anwalt Stephan Nitzl bekräftigt, es bestehe keine Insolvenzgefahr. Er stellt eine Finanzierungslösung in Aussicht und berichtet von Gesprächen mit Banken und Finanzpartnern.
5. Dezember 2012
Niemetz verkauft seinen Produktionsstandort am Rennweg in Wien-Landstraße. Wienwert Immobilien und der Bauträger SÜBA wollen dort Wohnungen bauen. Vertraglich wird vereinbart, dass der Süßwarenfabrikant das Gelände noch drei Jahre lang nutzen kann. Das lukrierte Kapital soll die Zukunft der Schwedenbomben sichern, ein Überbrückungskredit wird gewährt.
20. Jänner 2013
Es wird bekannt, dass das Finanzamt kurz vor Jahreswechsel 2012/2013 wegen Steuerschulden einen Konkursantrag gegen Niemetz gestellt hat.
1. Februar 2013
Niemetz ist insolvent und beantragt ein Sanierungsverfahren. Die Passiva der drei Gesellschaften umfassenden Unternehmensgruppe werden mit rund fünf Mio. Euro beziffert. 70 Gläubiger und 66 Dienstnehmer sind betroffen. Der Betrieb wird von Masseverwalter Stephan Riel weitergeführt, eine 20-Prozent-Quote wird den Gläubigern in Aussicht gestellt. In der Folge erfährt die Schwedenbombe durch Solidaritätsbekundungen im Internet temporären Kultstatus. Lebensmittelhändler berichten von ausverkauften Regalen.
5. Februar 2013
Den Mitarbeitern von Niemetz - sie warten großteils noch immer auf ihre Jänner-Löhne - wird in einer Betriebsversammlung mitgeteilt, dass sie beim Insolvenzfonds angemeldet worden sind. Die Betriebsleitung betont weiterhin, die Rettung aus eigener Kraft stemmen zu wollen. Experten nennen indes die geringe Produktpalette, fehlendes Marketing und den veralteten Maschinenpark als Gründe für die finanzielle Schieflage des Unternehmens.
6. Februar 2013
Dank einer Factoring-Finanzierung bekommt Niemetz über eine zwischengeschaltete Bank schnelles Geld, um Aufträge des Handels erledigen zu können. Die Produktion wird bis an die Kapazitätsgrenzen hochgefahren, Supermärkte können wieder beliefert werden.
9. April 2013
Die Gläubiger lehnen bei der Prüfungstagsatzung die angebotene 20-Prozent-Quote ab, sie fordern eine 50-Prozent-Barquote. Masseverwalter Riel kündigt eine Erhöhung an und betont, dass dafür entweder die Gesellschafter zusätzliches Geld auftreiben müssen oder alternativ ein Verkauf geprüft werde. Gleichzeitig legt der Schnittenfabrikant Manner ein unverbindliches Angebot zur Übernahme von Niemetz vor. Auch Heindl und Guschlbauer sind unter den Interessenten.
7. Mai 2013
Niemetz erhält noch einmal eine letzte Galgenfrist. Die Gläubiger stimmen in der Sanierungsplantagsatzung dem Antrag der Schuldnerin zu, die Abstimmung bis zum 16. Mai zu erstrecken. Allerdings fordern die Gläubigervertreter nun eine 75-Prozent-Barquote, was einer aufzubringenden Summe von rund 3,3 Mio. Euro plus Verfahrenskosten entspricht.
16. Mai 2013
Die Gläubiger sprechen sich für einer Sanierung mit einer Barquote von 95-Prozent aus. Das Geld - mehr als 4,1 Mio. Euro - muss bis 21. Mai beim Masseverwalter eingelangt sein und soll von einem - nicht näher genannten - südamerikanischen Investor kommen. Sollte dieses Vorhaben nicht gelingen, startet der sofortige Verkauf des Unternehmens.
Geld unterwegs?Barthel selbst hatte vor wenigen Tagen medial ausrichten lassen, er habe die Überweisung der erforderlichen Summe bereits veranlasst. Die potenziellen Geldempfänger sind allerdings skeptisch. "Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird", sagte Gerhard Weinhofer vom Österreichischer Verband Creditreform, der eine Reihe von Niemetz-Gläubiger vertritt: "Ich halte das für schwachbrüstig."
Insolvenzverwalter Stephal Riel wird die Gläubigervertreter voraussichtlich erst am morgigen Mittwoch darüber informieren, ob die Rettung geklappt hat - sprich: die 4,18 Mio. Euro überwiesen wurden. Ist dies nicht der Fall, beginnt sofort das Verkaufsprozedere. Vorsichtshalber wurde für Mittwoch, 14.00 Uhr, bereits ein Gläubigerausschuss anberaumt, um die Veräußerung formell vom Gericht bestätigen zu lassen.
Interessenten
Beste Chancen für den Zuschlag hätten nach wie vor der Tiroler Lebensmittelgroßhändler Interfood und die dem Meinl-Firmenimperium zugehörige Heidi Chocolate S.A. mit Sitz in Rumänien. Beide Interessenten haben ihre ursprünglichen Angebote zuletzt noch einmal nachgebessert und würden sich Niemetz nach jetzigem Stand je rund 4,3 Mio. Euro kosten lassen, so Roman Tahbaz vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV).
Laut Weinhofer müsste der Käufer aber noch wesentlich mehr Geld in die Hand nehmen, um die Schwedenbombenfabrik in Schuss zu bekommen. Seinen Angaben zufolge würden die notwendige Erneuerung des Maschinenparks, ein neues Marketingkonzept und eine neue Liegenschaft - der jetzige Standort wurde bereits verkauft und kann nur noch bis spätestens 2015 genutzt werden - noch einmal an die 4 Mio. Euro verschlingen.