Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium erzielten Kompromiss.
Das heikle und lang diskutierte Thema Kastenstandhaltung in der heimischen Schweinezucht ist laut Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) und Gesundheits- und Tierschutzminister Alois Stöger (SPÖ) gelöst. In einer gemeinsamen Pressekonferenz gaben die beiden Politiker am Mittwochnachmittag bekannt, dass sich Zuchtsauen ab 1. Jänner 2013 insgesamt 266 statt wie bisher 205 Tage pro Jahr frei bewegen können müssen.
Zusätzlich wurde den Schweinebauern, die bis 2013 investieren wollen bzw. müssen, Rechtssicherheit garantiert. Außerdem soll eine Fachstelle eingerichtet werden, die - unter der Aufsicht der Veterinärmedizinischen Universität - sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf praktischer Ebene neue Erkenntnisse erzielen soll.
Langes Ringen um emotional schwieriges Thema
Es sei ein "emotional schwieriges Thema" gewesen und man habe "nach langem Ringen geschafft, ein Ergebnis darzustellen", so Stöger, der 2010 von der Volksanwaltschaft eine Missstandsmeldung erhalten hatte, in der kritisiert worden war, dass der Tierschutz im Bereich Schweinezucht nicht ausreichend wahrgenommen würde. "Nach gut einem Jahr intensiver Verhandlungen gibt es nun einen Kompromiss, mit dem wir die Vorreiterrolle im Tierschutz in Europa weiter ausbauen wollen." Stöger sprach von einer "drastischen" Reduktion der jährlichen Kastenstandstage für Muttersauen.
Es seien "Marathonverhandlungen" gewesen, sagte Berlakovich, und es seien "extreme Forderungen diverser Gruppen und vitale Interessen des Berufsstandes" zu berücksichtigen gegeben. Es sei wichtig gewesen, keine derart strengen Regelungen zu treffen, dass "von 9.000 Betrieben 3.000 bis 4.000 sofort aufgehört" hätten, so der Landwirtschaftsminister. "Das hätte auf einem liberalisierten Markt keinen Sinn gehabt. Unser Ziel war es, die österreichische Produktion aufrechtzuerhalten, abzusichern und gleichzeitig den Tierschutz auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln."
Wissenschaftliches Projekt zu Abferkelbuchten
Für den Bereich der Abferkelbuchten wird laut Stöger bis Ende 2017 ein wissenschaftliches Projekt laufen, das von der neu eingerichteten, unabhängigen und an der Veterinärmedizinischen Universität angesiedelten Fachstelle bewertet werden soll. "Mein Ziel war es, die Kastenstände ab 2020 drastisch zu reduzieren. Jetzt geht es vielleicht sogar noch früher, das ist ein guter Verhandlungserfolg für den Tierschutz. Ich gehe davon aus, dass wir noch vor 2020 die Kastenstandstage von derzeit bis zu 365 Tagen im Jahr auf etwa 20 Tage pro Wurf senken können."
"Wir wollten, dass das Schnitzel auf jeden Fall österreichisch bleibt", bekräftigte Berlakovich. Man wollte keine "überzogenen Forderungen" realisieren, sondern entsprechende Übergangszeiten - eben bis 1. Jänner 2033. "Bauern sind keine Tierquäler. Deshalb bekennen wir uns zu einer Entwicklung mit Augenmaß. Und wir haben Tendenzen zur Radikalisierung eine Absage erteilt. Ein sofortiges Kastenstandsverbot hätte bedeutet, dass man das Tierleid importiert." Beide Minister gehen davon aus, dass mit dem erzielten Verhandlungsergebnis auch die Volksanwaltschaft zufrieden sei. Stöger: "Es war ein richtungsweisender Kompromiss."