Die Deutsche Bank hat Q3 im Investmentbanking wieder fast einen Milliardengewinn eingefahren. Vor allem der Kapitalhunger von Staaten und Firmen führte in dem Kerngeschäft zu einem Vorsteuerergebnis von 988 Mio. Euro nach einem Verlust von 789 Mio. Euro vor 1 Jahr.
Wie das größte deutsche Geldhaus mitteilte, waren die Erträge im Handelsgeschäft mit 4,4 Mrd. Euro so hoch wie noch nie in einem dritten Quartal. Das Institut bestätigte zudem die in der vergangenen Woche bekanntgegebenen Konzernergebnisse von 1,4 Mrd. nach Steuern und 1,3 Mrd. Euro vor Steuern.
"Die Deutsche Bank hat ihre Widerstandsfähigkeit in einem außergewöhnlich schwierigen Umfeld bewiesen", betonte Bankchef Josef Ackermann. Im Handelsbereich habe das Geldhaus weitere Risiken abgebaut, auch wenn dies zulasten kurzfristiger Ertragszuwächse in einigen Geschäftsbereichen ging. Die Risikovorsorge stockte die Deutsche Bank auf 544 Mio. Euro auf, was aber unter den Erwartungen der Analysten lag.
1,3 Mrd. Euro für Sal. Oppenheim
Die Deutsche Bank kauft wie angekündigt die angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim. Deutschlands größte Bank zahle eine Milliarde Euro für die komplette Übernahme. Die Vermögensverwaltung werde unter der traditionsreichen Marke fortgesetzt. Über geänderte Strukturen sowie Managementbesetzungen will die Bank zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden und berichten.
Gleichzeitig haben die bisherigen Gesellschafter die Option, sich langfristig an der deutschen Privatbanktochter Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA in Köln mit bis zu 20 % zu beteiligen. Der Erwerb von Sal. Oppenheim soll voraussichtlich im ersten Quartal 2010 abgeschlossen werden. Die Zahlung des Kaufpreises kann in Aktien der Deutschen Bank erfolgen.
Zukünftig wird sich Sal. Oppenheim auf das Kerngeschäftsfeld der Vermögensverwaltung konzentrieren. An den laufenden Gesprächen über einen Verkauf der Investment-Banking-Aktivitäten von Sal. Oppenheim wird sich die Deutsche Bank beteiligen.
Kaufpreis kann sich noch erhöhen
Zunächst werde erwartet, dass insgesamt ein Kaufpreis von 1,3 Mrd. Euro für die verschiedenen zu erwerbenden Einheiten gezahlt wird, heißt es weiter. Daneben ist mit den Eigentümern von Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. vereinbart, dass sich der Kaufpreis in Abhängigkeit von der Entwicklung bestimmter Risikopositionen erhöhen kann.
Mit dem Erwerb der in Luxemburg ansässigen Holding Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. gehen sämtliche Aktivitäten der deutschen Tochter Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, der BHF-BANK AG und das in einer eigenständigen Holding geführte Private Equity Dachfondsgeschäft der Sal. Oppenheim Private Equity Partners S.A. (SOPEP) auf die Deutsche Bank über. Zusätzlich erwirbt die Deutsche Bank die BHF Asset Servicing GmbH (BAS), die mehrheitlich von den Gesellschaftern der Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. gehalten wird. Die Deutsche Bank beabsichtigt einen Weiterverkauf der BAS.
Die Sal. Oppenheim Gruppe betreute Ende Juni 2009 rund 135 Mrd. Euro verwaltetes Kundenvolumen (inklusive rund 5 Mrd. Euro Kundenvolumen der SOPEP) und beschäftigte rund 4.400 Mitarbeiter. Die Deutsche Bank verwaltete Ende Juni 2009 im Private Wealth Management weltweit ein Anlagevolumen von rund 171 Mrd. Euro. Sie wird nach Abschluss der Transaktion zum Marktführer in Deutschland in der Betreuung vermögender Privatkunden, Familienvermögen und Stiftungen.
Ackermann: Noch mindestens zwölf Monate niedriges Niveau =
Die weltweit niedrigen Zinsen dürften nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Ackermann wegen der unsicheren Wirtschaftslage bis weit in das nächste Jahr anhalten. "Ich würde davon ausgehen, dass wir mindestens noch 12 Monate in einer Phase sehr niedrigen Zinsniveaus sein werden." Eine restriktive Geld- und Finanzpolitik sei derzeit nicht angemessen. "Es ist die Kunst der Geldpolitik dafür zu sorgen, dass das zarte Pflänzchen nicht abgewürgt wird."
In den USA etwa gebe es positive Zeichen für eine Wirtschaftserholung, es blieben aber Risiken. "So lange diese Unsicherheit besteht, ist eine restriktive Geldpolitik und damit natürlich auch eine restriktive Finanzpolitik realistischerweise nicht angemessen", fügte Ackermann hinzu. Die Notenbanken müssten allerdings reagieren, wenn sich die Inflationserwartungen insgesamt veränderten. "Dann wird es gefährlich." Allerdings werde es voraussichtlich noch mindestens ein Jahr dauern, bis die Erholung selbsttragend sei.