Dividende bleibt

Telekom Austria mit Ergebniseinbruch

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Der Umsatz ging in den ersten sechs Monaten 2011 um 2,9 Prozent zurück.

Die Telekom Austria - Marktführer bei Festnetz, Mobilfunk und Internet in Österreich - muss heuer etwas kleinere Brötchen backen als geplant. Der Umsatz soll im Gesamtjahr bei 4,5 Mrd. Euro liegen, bei der Präsentation der Zahlen für das 1. Quartal wurden noch 4,6 Mrd. Euro angepeilt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll nun bei 1,55 statt 1,6 Mrd. Euro liegen. Damit habe der Konzern auf die Währungsabwertung in Weißrussland reagiert, wo die Telekom die Tochter Velcom betreibt. "Die starke operative Leistung in Weißrussland wurde von der 54-Prozent-Abwertung des weißrussischen Rubel überschattet", so der Konzern.

Der Rückgang der Umsatzerlöse und des bereinigten Ebitda führt Telekom-Chef Hannes Ametsreiter auf "regulatorische Effekte, das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld und den starken Wettbewerb" zurück. Demgegenüber stünde ein Kundenwachstum dank des Booms bei mobilem Breitband und Smartphones sowie der Erfolg der Bündelprodukte aus Festnetz, Mobilfunk und Internet. An der Mindestdividende von 0,76 Euro werde jedenfalls nicht gerüttelt. Wobei sich die Schuldenlast des teilstaatlichen Konzerns seit Jahresende 2010 um 7,5 % erhöht hat. Die Nettoverschuldung liegt nun bei 3,55 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis drehte im ersten Halbjahr von plus 159,9 Mio. Euro auf minus 59,2 Mio. Euro.

Im zweiten Quartal 2011 ist es bei der Telekom im Jahresvergleich ebenfalls durchwachsen gelaufen. Das Betriebsergebnis war mit minus 36,7 % auf 85 Mio. Euro weiterhin kräftig eingetrübt. Ausgeweitet wurde das Minus beim Umsatzerlös, dieser hatte im zweiten Quartal um 5,1 % auf 1,109 Mrd. Euro nachgegeben. Der Gewinn je Aktie brach um 70,1 % auf 0,05 Euro ein. Auffällig ist, dass das um die Restrukturierungskosten bereinigte Ebitda sich heuer im Laufe der Monate verschlechtert hat. Lag es im 1. Halbjahr bei minus 7,8 %, betrug es im 2. Quartal im Jahresvergleich minus 8,6 Prozent. Der Mitarbeiterstand der Telekom Austria Group, also mit den Töchtern in Südosteuropa, stieg um drei Prozent auf 17.032 Personen.

"Erfolgreich in schwierigem Umfeld"
Ametsreiter fasste am Mittwoch die Zahlen in einer Aussendung so zusammen: "Operativ erfolgreich in schwierigem Umfeld". Er verwies auf die "starke Ertragslage in Slowenien, Serbien und Mazedonien". In Österreich konnte "nach dem Turnaround im Festnetz der Zuwachs der Anschlüsse weiter fortgesetzt werden". Der Relaunch der Marke A1, die seit dem Frühjahr für das fusionierte Österreich-Geschäft der Telekom Austria Group steht, "zeigte auch am Markt Erfolg", betonte Ametsreiter. Zu den Problemen in Weißrussland, der letzten Diktatur in Europa, meinte er: "Allein die Effekte der Abwertung der weißrussischen Währung, die am 24. Mai 2011 gegenüber dem Euro 54 % verlor, belaufen sich auf entgangene Umsätze von 43,3 Millionen Euro."

Nach wie vor lastet allerdings der Personalabbau in Österreich bleiern auf der Bilanz. Schon im 1. Quartal 2011 musste der Marktführer und Ex-Monopolist einen deutlichen Dämpfer hinnehmen und auch diesmal drückte der Restrukturierungsaufwand auf das Betriebsergebnis. Der Ebit-Rückgang von 300,5 auf 42,7 Mio. Euro im 1. Halbjahr liegt "primär in den Aufwendungen für die Restrukturierungsmaßnahmen des Personalstands in Österreich in der Höhe von 218,6 Millionen Euro im 1. Halbjahr", rechnete Ametsreiter vor. Und er verspricht: "Dieser Aufwand wird in Zukunft die Personalkosten nachhaltig entlasten und somit die Gewinn- und Verlustrechnung positiv beeinflussen."

Ausblick
Beim Ausblick rechnete er vor: "Für das Gesamtjahr 2011 werden ein Konzernumsatz in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro, ein bereinigtes Ebitda von bis zu 1,55 Milliarden Euro und ein operativer Free-Cash-flow von bis zu 800 Millionen Euro erwartet. Die Investitionen werden im Jahr 2011 konzernweit 750 bis 800 Mio. Euro betragen. Das Management hält an der Mindestdividende in Höhe von 76 Eurocent je Aktie für das Geschäftsjahr 2011 weiterhin fest."

Kursaffäre
Eine festen Stand braucht Ametsreiter auch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen heute vor Journalisten. Im Fokus stehen nicht nur die Zahlen, sondern auch die Kursaffäre bei dem teilstaatlichen Konzern. Wie berichtet hat im Februar 2004 ein überraschender Kurssprung der Telekom-Aktie rund 100 Managern einen Gesamtbonus von 9 Mio. Euro beschert. Für dieses Stock-Option-Programm interessiert sich mittlerweile die Staatsanwaltschaft, ein involvierter Manager hat sich bereits als Kronzeuge angeboten.

In den Genuss des Bonusprogramms fiel auch Ametsreiter, der seine 92.000 Euro Boni mittlerweile auf ein Treuhandkonto eingezahlt hat. Ametsreiter bestreitet, von einer möglichen Kursmanipulation gewusst zu haben und der Aufsichtsrat hat sich gestern eindeutig hinter Ametsreiter gestellt. Das Kontrollorgan unter Leitung von ÖIAG-Präsident Markus Beyrer hat allerdings beschlossen, gegen drei Manager Schadensersatzklagen einzubringen, weitere Klagen könnten folgen. Außerdem werden die Begünstigen darüber informiert, dass die Telekom die Boni zurückfordern wird. Ob und in welcher Form dies dann wirklich geschieht, wird aber noch geprüft. Nun ging es einmal darum, die Ansprüche anzumelden, so Beyrer. Der damalige Vorstand hat alle Vorwürfe zurückgewiesen, Medienberichten zufolge soll auch niemand von ihnen bei den Einvernahmen durch die Staatsanwaltschaft Ametsreiter belastet haben.
 

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