Die Banken wollen sich die Freiheit bei der Festlegung von Erfolgsprämien nicht nehmen lassen, wehren sich gegen staatlich verordnete Bonus-Obergrenzen. "Grundsätzlich ist es nicht Sache des Staates, was ein Unternehmen seinen Angestellten an Gehalt zahlt", sagte der Präsident des Deutschen Bankenverbands, Andreas Schmitz, bei der "Handelsblatt"-Bankentagung in Frankfurt. Leistungsabhängige Bezahlung sei ein wichtiges Führungsinstrument.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht nach über zwei Jahren Finanzkrise zwar grundsätzlich Veränderungsbedarf bei den Vergütungssystemen. Er hält Prämienzahlungen aber für unerlässlich zum Anheuern von Top-Bankern, zitierten deutsche Medien den Chef des deutschen Branchenprimus. Erste-Group-Chef Andreas Treichl indes redete seinen Branchenkollegen ins Gewissen. Es sei das falsche Signal der Branche, sich vor Ende der Krise bereits wieder für höhere Boni stark zu machen, befand Treichl laut Handelsblatt bei der Branchentagung.
Nur vereinzelt waren kritische Töne zu hören bei dem Branchentreff. Mit dem HSBC-Verwaltungsratschef Stephen Green zeigte ausgerechnet einer der so viel gescholtenen anglo-amerikanischen Top-Banker Verständnis für die Wut der Bevölkerung auf die Finanzbranche. "Der öffentliche Zorn auf die Bankervergütung, die um ein vielfaches über der von Arbeitern liegt, ist nachvollziehbar", sagte Green. "Die Banken müssen zu einer neuen Wertvorstellung finden", sagte er.
"Ansehen auf dem Niveau von Politikern"
Treichl warf seinen Branchenkollegen vor, die Augen vor den Problemen zu verschließen. Früher sei Banker einer der angesehensten Berufe gewesen, heute liege das Ansehen auf dem Niveau von Politikern. "Ich bin der Meinung, dass wir das nicht ernst genug nehmen", sagte Treichl laut dpa-AFX. Ähnlich formulierte es Urs Rohner, zweiter Mann bei der Credit Suisse: "Wir werden alle hart daran arbeiten müssen, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen."
Die Vergütungssysteme hätten Anteil daran gehabt, dass Vertrauen in die Finanzwirtschaft verloren gegangen sei, sagte der Chef des Deutschen Bankenverbands, Schmitz. Künftig dürfe Misserfolg nicht mehr honoriert werden. Doch sei leistungsabhängige Bezahlung ein wichtiges Führungsinstrument für jedes Institut. "Der Krieg um Talente ist wieder in vollem Gang", beschrieb Deutsche-Bank-Chef Ackermann die Lage. Prämienzahlungen seien unerlässlich, um Top-Banker anzuheuern.
Was Erste-Chef Treichl zum Widerspruch veranlasste: "Ich wäre froh, wenn es im Investmentbanking etwas weniger Talente geben würde. Das würde uns eine Menge Ärger ersparen." Die G-20 haben am Wochenende schärfere Bonus-Regeln angekündigt. Dabei ist ein maximales Verhältnis von Festgehalt und Bonus im Gespräch. Hohe kurzfristige Boni gelten als ein Faktor, der die Finanzmarktkrise mit begünstigt hat. Doch mit der Erholung einiger Bereiche am Finanzmarkt werden bereits wieder vereinzelt hohe Prämien gezahlt.
Warnung vor "Planpersonalwirtschaft
"Wir sind gegen absolute Obergrenzen für Gehälter", sagte der Co-Präsident der US-Investmentbank Morgan Stanley, Walid Chammah laut einem Agenturbericht. Alexander Dibelius, Deutschlandchef von Goldman Sachs, warnte sogar vor einem Einstieg in die "Planpersonalwirtschaft". Anders sieht dies Treichl. Es sei das falsche Signal der Branche, sich vor Ende der Krise bereits wieder für höhere Boni stark zu machen.
Deutsche-Bank-Chef Ackermann betonte die Notwendigkeit einer weiteren Konsolidierung in Deutschland. Gerade wegen der Zersplitterung des Marktes hätten viele deutsche Banken ihr Heil im Kreditersatzgeschäft gesucht und seien so in Probleme geraten. Die USA hätten die Krise genutzt, um größere Banken zu formen. "Wir hingegen sind heute eigentlich wieder da, wo wir vor der Krise waren", zeigte sich Ackermann laut "Handelsblatt" enttäuscht.
Unterstützung erhielt er in dieser Frage von Erste-Chef Treichl: Politiker und Banker sollten darüber nachdenken, das starke Investment-Banking der Deutschen Bank mit dem Privatkundengeschäft der Sparkassen zu kombinieren, empfahl Treichl. "Europa leidet darunter, dass die Banken in Deutschland nicht mit der Struktur der Industrie mithalten können."